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Meinung

Analyse zu ukrainischen Drohnen
Westliche Waffen beenden den Krieg nicht – aber sie verteuern ihn für Moskau

A woman inspects the damage sustained to a building of the Moscow International Business Center (Moskva City) following a drone attack in Moscow on August 23, 2023. A Ukrainian drone attack on Moscow damaged a building in a central business district, authorities said on August 23, in the sixth straight night of aerial attacks on Russia's capital region. (Photo by NATALIA KOLESNIKOVA / AFP)
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Es war eine beeindruckende Angriffswelle, welche die ukrainische Luftwaffe am vergangenen Wochenende durchführte. Mit weit über 150 bombenbestückten Drohnen griff sie Russland in sechzehn Regionen an. Die umfangreichste Drohnenattacke Kiews seit Beginn des russischen Überfalls kam sechs Tage nachdem Moskau seinerseits den umfangreichsten Angriff auf die Ukraine geflogen hatte: mit weit mehr als 100 Marschflugkörpern und Raketen und fast ebenso vielen Drohnen.

Der Kreml verschwieg die Folgen ukrainischer Treffer. In Moskau etwa wurde eine dem Staatskonzern Gazprom Neft gehörende Raffinerie so schwer beschädigt, dass die Hälfte ihrer Kapazität ausfiel, meldete Reuters. Die Raffinerie liefert ein Drittel des Benzins für Moskaus Tankstellen sowie das Kerosin für die drei Moskauer Flughäfen. Russische Oppositionsmedien wie Astra und «Waschnije Istorii» meldeten weitere Treffer auf Militäranlagen.

Kiews Drohnen können nicht mithalten

Gleichwohl ist die Ukraine militärisch immer noch nur der David, der dem Goliath Russland so nur ein paar – wenn auch schmerzhafte – Nadelstiche versetzt. Die Ukraine kann Russland immer noch keinen grossen Schaden zufügen und den Krieg wirklich zu ihren Gunsten beeinflussen. Die von Kiew entwickelten Drohnen haben mittlerweile zwar eine beachtliche Reichweite von schätzungsweise 700 Kilometern, fliegen aber vergleichsweise langsam und tragen zudem nur geringe Bombenlast.

Das Gleiche gilt für den neuen ukrainischen, erstmals im August eingesetzten Marschflugkörper Palianytsia: Dieser kann laut einem vom «Kyiv Independent» befragten Militäranalysten lediglich zwanzig Kilo Sprengstoff tragen. Viel zu wenig, um halbwegs vergleichbaren Schaden anzurichten wie die Hunderte Kilo Sprengstoff tragenden russischen Raketen oder die Gleitbomben, mit denen Russland selbst vielstöckige Häuser mit einem Treffer in Trümmer verwandelt.

Kiews militärischer Oberkommandierender Olexander Sirski nannte am 20. August ernüchternde Zahlen: Russland habe seit Beginn der Invasion 9590 Raketen und 13’397 Drohnen auf die Ukraine abgeschossen – und Kiew davon nur 2429 respektive 5972 abgeschossen. Knapp 12’000 Ziele seien getroffen worden, mehr als die Hälfte davon zivile.

Selenskis Drängen ist berechtigt

Die kürzliche Behauptung von Präsident Wolodimir Selenski, Kiews Drohnen «beeinflussen den Krieg bereits strategisch», ist wohl nicht mehr als das Bemühen, Fortschritte im andauernden Abwehrkampf zu melden. Tatsächlich aber sind westliche Raketen weiter ungleich leistungsfähiger als ukrainische Entwicklungen. Selenskis Drängen ist berechtigt, ihm deren Einsatz in Russland uneingeschränkt zu erlauben und noch leistungsfähigere wie den Marschflugkörper Taurus zu liefern.

Möglicherweise weitet US-Präsident Biden Kiew den Einsatzradius der US-Raketen bald aus. Das Institut für Kriegsstudien hat in Russland 250 militärische Ziele in Grenznähe identifiziert, die etwa mit von Washington gelieferten Atacms-Raketen zu erreichen wären.

Selbst ihre Zerstörung würde den Krieg jedoch nicht beenden, angesichts der überwältigenden russischen Reserven an tödlichen Raketen – die zudem nun durch iranische Raketen weiter aufgefüllt werden. Doch sie könnte erheblich dazu beitragen, die Kosten für Moskau deutlich in die Höhe zu treiben – und den Transport von immer neuen Soldaten bremsen, die Diktator Putin in seinen Eroberungskrieg in die Ukraine schickt.