Fusion der GrossbankenUBS will das Ruder bei der Credit Suisse schrittweise übernehmen
Das grösste Schweizer Geldhaus will ihre neue Tochter vorerst als eigene Bank erhalten. Die Schlüsselpositionen hat Bankchef Ermotti grossteils mit langjährigen UBS-Kadern besetzt. Nur Credit-Suisse-Chef Ulrich Körner bleibt an Bord.
Die Credit Suisse bleibt unter dem Dach der UBS vorerst eine eigenständige Bank. Das Institut werde seine Filialen und Kundenbeziehungen zunächst behalten, teilte die UBS am Dienstag mit. Denn die komplette Integration der Geschäftsbereiche werde dauern.
Auch der bisherige Credit-Suisse-Chef Ulrich Körner bleibt an Bord: Er zieht in die Konzernleitung der UBS ein. Mit seinen Kenntnissen beider Banken soll er sicherstellen, dass das Geschäft weiterläuft und die Integration unterstützen.
Ermotti vertraut auf langgediente UBS-Mitarbeiter
Damit ist er der einzige Repräsentant der Credit Suisse, der bei der UBS eine Spitzenposition innehat. Sämtliche andere Konzernleitungsposten hat UBS-Chef Sergio Ermotti mit langjährigen UBS-Managerinnen und -Managern besetzt.
Er vertraut auf erfahrene Kräfte, mit denen er schon früher bei der UBS zusammengearbeitet hat. Eine Schlüsselrolle kommt dabei Beatriz Martin Jimenez, der bisherigen Chefin der UBS in Grossbritannien zu. Sie leitet künftig unter anderem die sogenannte Non Core Unit der UBS. Hier werden die Vermögenswerte aus der Investmentbank der Credit Suisse angesiedelt, welche die UBS verkaufen will.
Dazu gehört auch das Portfolio von toxischen Vermögenswerten, für das sich die UBS eine Verlustgarantie des Bundes in der Höhe von 9 Milliarden Franken ausbedungen hat.
Die bisherige UBS-Finanzchefin Sarah Youngwood wird von Todd Tuckner abgelöst. Er ist heute Finanzchef der wichtigsten UBS-Sparte, der weltweiten Vermögensverwaltung. Tom Naratil, zuletzt Co-Chef der Vermögensverwaltung der UBS, war als möglicher Finanzchef im Gespräch, fehlt jedoch im Führungsteam.
Die Integration der beiden Banken wird von Michelle Bereaux als Group Integration Officer geleitet. Sie ist bereits seit knapp 23 Jahren in verschiedenen Positionen für die UBS tätig.
Börse reagiert positiv
Mit der Besetzung der Schlüsselpositionen ist auch nach aussen hin klar, wer bei der neuen Bank künftig die Zügel in der Hand hält. Das gilt insbesondere auch für das Risikomanagement. Zusätzlich zum bestehenden System bei der Credit Suisse will die UBS dort neue Richtlinien einführen, «um sicherzustellen, dass der UBS-Konzern eine effektive Aufsicht wahrnehmen kann», wie sie bekanntgab. Es dürfte darum gehen, den viel grösseren Risikoappetit der Credit Suisse zu zügeln.
«Gemeinsam werden wir das Schweizer Finanzmodell weltweit festigen und repräsentieren – ein Geschäftsmodell, das wenig Kapital braucht, nicht mehr so abhängig davon ist, Risiken einzugehen, und in Stabilität verankert ist», sagte Ermotti.
An der Börse kam die Nachricht vorerst gut an. Die UBS-Aktie zog zu Beginn des Börsenhandels leicht an.
Neuigkeiten zu möglichen Stellenstreichungen gab es vorerst nicht. Den rein rechtlichen Vollzug der Übernahme erwartet die UBS «in den nächsten paar Wochen». Erst ab dann seien mehr Informationen über die weitere Integration und Restrukturierung zu erwarten, so Vontobel-Bankenanalyst Andreas Venditti. Bis die Credit Suisse komplett in die UBS integriert sei, wird es nach seiner Einschätzung Jahre dauern.
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