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Megafusion ist vollzogen
Die UBS brummt den CS-Angestellten strenge Regeln auf

Die UBS mit Sergio Ermotti an der Spitze hat die Übernahme der Credit Suisse am Montag vollzogen. 

Am frühen Montagmorgen verkündete die nunmehr einzige Schweizer Grossbank in einem offenen Brief: Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS ist vollzogen. An diesem historischen Tag werden noch die letzten Unterschriften unter den Übernahmevertrag gesetzt, dann ist die Megafusion endgültig besiegelt.

Für die Kundinnen und Kunden der CS ändert dieser Tag nichts. Die Bank existiert vorläufig weiter, sie ist nun einfach ein Teil der UBS. Für die Mitarbeitenden ändert sich hingegen vieles. Denn erst mit dem Abschluss des Deals erhält die UBS vollen Zugang zu allen Geschäftsunterlagen der CS. Sie kann offiziell mit allen Angestellten der Credit Suisse reden und allfällige noch in der CS schlummernde Risiken herausarbeiten.

Was ändert sich für die CS-Mitarbeitenden?

Gleich zum Start der neuen Ära gibt die UBS den Tarif durch.  Wie die britische «Financial Times» berichtet, soll die UBS den CS-Bankern nach der Übernahme strenge Regeln auferlegen.

Die Führungskräfte der UBS haben offenbar eine Liste mit fast zwei Dutzend «roten Linien» erstellt, die den Mitarbeitenden ab dem ersten Tag der Zusammenlegung eine Reihe von Aktivitäten untersagen würden. Die Zeitung beruft sich auf Personen, die mit den Massnahmen vertraut sind.

Die Liste umfasse 11 finanzielle und 12 nicht finanzielle Risiken. Einige Risiken sind operativer Natur, sie betreffen etwa die Nutzung der Büroräume. Andere wirken sich direkt auf die Geschäfte der Credit Suisse aus.

So ist es etwa verboten, Kundinnen und Kunden aus Risikoländern wie Libyen, Russland, Sudan oder Venezuela aufzunehmen. Ebenfalls untersagt ist es CS-Leuten, neue Produkte zu lancieren, ohne dass die UBS-Manager zustimmen. Diese müssen sie auch um Erlaubnis bitten, wenn sie mit Vermögenswerten wie Jachten, Schiffen und Immobilien unterlegte Kredite von über 60 Millionen Dollar vergeben wollen. Gesperrt würden zudem ukrainische Politiker und Staatsunternehmen, um mögliche Geldwäsche zu verhindern.

Hintergrund sind die Befürchtungen der UBS-Führung, dass sie es mit einer Bank zu tun haben, die viel eher bereit war für riskante Kundinnen und Produkte mit hohem Risiko. Schliesslich reihten sich in den letzten Jahren der Credit Suisse Skandale an Krisen. UBS-Chef Sergio Ermotti liess bereits im Mai verlauten, die neue Bank werde «risikobewusst» geschäften.

Hat das Personal nun endlich Klarheit?

Nein. Die Frage, wie viele Angestellte ihren Job verlieren, bleibt offen. Der Stellenabbau werde «schmerzlich» sein, warnte Ermotti. Die «SonntagsZeitung» berichtete, dass weltweit 30’000 der insgesamt 120’000 Stellen von UBS und Credit Suisse in Gefahr sind. Gleichzeitig machten in den letzten Wochen Berichte die Runde, wonach bei der CS-Personalabteilung wöchentlich bis zu 200 Kündigungen eingingen. «Es ist wahr, dass circa 10 Prozent der Arbeitskräfte in den letzten Monaten – auch schon vor der Übernahme – gegangen sind», sagte Bankchef Sergio Ermotti am Montag gegenüber dem Schweizer Fernsehen SRF.  Da trage dazu dazu bei, die sozialen Kosten etwas abzumildern.

Auch der Bankpersonalverband meldete sich am Montag zu Wort. Er verlangt, dass möglichst viele Arbeitsplätze in der Schweiz erhalten werden, ein gemeinsamer Sozialplan für «mindestens» fünf Jahre erstellt werde und dass die Mitarbeitenden alle gleich behandelt würden. Solange der Integrationsprozess und die konkreten Personalentscheide nicht geklärt seien, wird ein Stopp der Kündigungen in der Schweiz gefordert.

Der Verband kritisiert die bisherige Kommunikation als ungenügend. «Die Mitarbeitenden leben seit 85 Tagen in Ungewissheit über ihre berufliche Zukunft», schreibt der Verband im Communiqué.

Wie geht es mit dem CS-Management weiter?

Der bisherige CS-Chefjurist Markus Diethelm als er die UBS im Steuerstreit mit Frankreich vertrat. 

Mehrere prominente CS-Führungskräfte verlassen die Bank, wie aus einem internen Memo hervorgeht. So haben der bisherige Chefjurist Markus Diethelm, der Finanzchef Dixit Joshi und Asienchef Edwin Low ihren Abschied verkündet. Diehelm war vor seinem Engagement bei der CS der Chefjurist der UBS. Bleiben wird der CS-Vermögensverwaltungschef Francesco De Ferrari. Er wird Berater von Iqbal Khan, dem Vermögensverwaltungschef der UBS. Das Schweizer Geschäft der CS wird weiter von André Helfenstein betreut.

Und wo ist Axel Lehmann?

Finanzministerin Karin Keller-Sutter und der ehemalige CS-Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann. 

Die Credit Suisse wird nun eine Tochterfirma der UBS. Präsident des CS-Verwaltungsrats soll UBS-Vize Lukas Gähwiler werden. Er hat bei beiden Grossbanken gearbeitet und beim Zusammenschluss der beiden Grossbanken eine wichtige Rolle gespielt. Im Gremium fehlt aber ein wichtiger Name: Axel Lehmann. Der CS-Präsident hat keine Funktion in der neuen Megabank. Die Medienstelle der CS bestätigt den Abgang von Lehmann.

Was sagen die UBS-Chefs?

UBS-Chef Ermotti versucht derweil, einen neuen Teamgeist aufzubauen. Gemeinsam mit UBS-Präsident Colm Kelleher appellierte er am Montag in einer Nachricht an sämtliche Mitarbeitende, dass sie «nicht an alten Rivalitäten festhalten oder uns von der Integration und dem externen Druck ablenken lassen».

«Heute ist ein grosser Tag», wird Ermotti zitiert. Man arbeite von nun an als ein Unternehmen zusammen – mit einem gemeinsamen Ziel. «Wir haben viel Arbeit vor uns, und vielleicht wird nicht alles reibungslos verlaufen», so Ermotti und Kelleher weiter. Alle Angestellten müssten bereit sein, voneinander zu lernen und sich gegenseitig zuzuhören. Die Palette an Produkten und Dienstleistungen soll nun ausgebaut werden, dasselbe gilt für die geografische Reichweite.

Wird die Aufsicht die Schraube bei der UBS nun anziehen?

Die Finanzmarktaufsicht Finma begrüsst in einer Mitteilung die Stossrichtung der UBS, die Risiken der CS im Investment Banking möglichst schnell abzubauen. Finma-Direktor Urban Angehrn sagt: «Er schafft Klarheit und Stabilität für die involvierten Banken, deren Kundinnen und Kunden sowie für den Schweizer Bankenplatz.»

Weil die UBS nach dem Zusammenschluss eine grössere Bilanz haben dürfte, wird sie höhere Kapitalpolster aufbauen müssen. Dazu erhält sie eine grosszügige Übergangsfrist: Da momentan noch unklar ist, wie gross die Bilanz der UBS wird und was für Risiken sie in ihren Büchern hält, muss sie erst ab Ende 2025 damit beginnen, zusätzliches Kapital aufzubauen. Spätestens Anfang 2030 muss sie die Polster dann vorhalten.

Unabhängig vom Ende der CS müssen systemrelevante Banken in der Schweiz ab 2024 mehr flüssige Mittel halten. Bereits 2022 hat der Bundesrat dazu Änderungen bei der Liquiditätsverordnung beschlossen. Für UBS, Raiffeisen, Postfinance und die ZKB werden jeweils institutsspezifische Zuschläge eingeführt. Im Herbst wird die Finma den Banken mitteilen, wie hoch sie ausfallen.

Der Hintergrund: Das Ende der CS wurde dadurch besiegelt, dass die Kunden ihre Gelder in rasantem Tempo abgezogen haben. Die Bank hatte gar nicht mehr die flüssigen Mittel, um ihnen das Guthaben auszuzahlen. Die nun noch vier systemrelevanten Grossbanken werden daher bald mehr liquide Mittel vorhalten müssen, um sich davor besser zu schützen.

Was passiert mit der CS-Aktie?

Die CS-Aktien werden am Montag zum letzten Mal gehandelt. Danach verschwindet das Kürzel «CSGN» von der Börse. Per Mittwoch ist sie dann dekotiert. Im Schweizer Leitindex SMI werden sie durch die Aktien des Logistikunternehmens Kühne und Nagel ersetzt (Lesen Sie hier mehr dazu).

Die Aktien werden am Montag noch bis Börsenschluss gehandelt, weshalb der allerletzte Kurs noch nicht feststeht. Am frühen Morgen gingen die Titel zu einem Kurs von in etwa 82 Rappen um. Zur Erinnerung: Der historische Höchststand der CS-Aktie im Jahr 2000 betrug 96.50 Franken – mehr als hundertmal so viel.