Schweizer Grossbank im 2023Erstes Jahresresultat der neuen UBS: Megagewinn – und jetzt wird gespart
Trotz 30 Milliarden Dollar Jahresgewinn meldet die Bank einen Verlust fürs vierte Quartal. Was heisst das für die Zukunft? Mehr Dividende, mehr sparen, mehr Neugeld. Ein Überblick.
Die Zahlen sehen auf den ersten Blick gigantisch aus. Trotz einem Vorsteuerverlust von 751 Millionen Dollar im vierten Quartal weist die Grossbank für das abgelaufene Geschäftsjahr einen Vorsteuergewinn von 29,9 Milliarden Dollar aus. Enthalten in dem Jahresgewinn sind die 28,9 Milliarden Dollar, welche die Übernahme der Credit Suisse der neuen Grossbank in die Bücher gespült hat. Diesen Betrag verbucht die Bank jedoch nicht als Profit, er wird dem Kapital der Grossbank zugeführt.
Es ist das erste Jahresergebnis, seit die Credit Suisse zur UBS gehört. Die Zahlen der untergegangenen Bank werden jedoch erst im dritten und vierten Quartal in das UBS-Ergebnis eingerechnet. Daher lassen sich die Zahlen der UBS auch schlecht mit jenen aus dem Vorjahr vergleichen.
Vermögensverwaltung bricht im vierten Quartal ein
Im Vorfeld war darüber spekuliert worden, wie der von UBS-Chef Sergio Ermotti für heute angekündigte Dreijahres-Strategieplan aussehen könnte. Nun ist klar: Im Zentrum stehen vor allem finanzielle Ziele. So plant die Grossbank eine Erhöhung der Dividenden um 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im zweiten Halbjahr will sie erneut mit Aktienrückkäufen beginnen. Damit will sie bei ihren Investorinnen und Investoren Anklang finden.
Denn an den Finanzmärkten hinkt die UBS den grossen US-amerikanischen Banken immer noch deutlich hinterher. An der Börse kommt das Ergebnis jedoch nicht gut an, die UBS-Aktie startete heute Morgen mit einem Minus von 3 Prozent.
Positiv ist, dass es die neue Grossbank geschafft hat, erneut Neugelder anzuziehen. Die zuletzt horrenden Abflüsse bei der Credit Suisse sind zurückgegangen. 77 Milliarden Dollar sind der UBS seit dem Abschluss der Übernahme im Sommer in der zentralen Vermögensverwaltung zugeflossen. Auch die Einlagen der Kundinnen und Kunden sind in der Vermögensverwaltung und im Schweiz-Geschäft um dieselbe Summe gewachsen.
Ob es der UBS gelingt, die gesamte Summe zurückzuholen, ist allerdings fraglich. Ein Teil der Gelder ging zu den Kantonalbanken, ein weiterer floss aber auch ins Ausland ab, wie UBS-Präsident Colm Kelleher am WEF in Davos sagte.
Die Vermögensverwaltung insgesamt steht dagegen weniger gut da. Hier steht Iqbal Khan, der die Division leitet, unter Druck. Der Vorsteuergewinn ist in den vergangenen drei Monaten seit der Übernahme der Credit Suisse drastisch zurückgegangen – von knapp einer Milliarde Dollar auf noch gerade 381 Millionen Dollar. Gleichzeitig sind die Kosten rapide angestiegen.
Hauptursache sind die Integration der Credit Suisse und höhere Boni für die Kundenberaterinnen und Kundenberater, wie die Bank schreibt. Will die UBS ihre Ziele erreichen, muss sie hier deutlich nachbessern.
Statt gut 10 sollen neu 13 Milliarden eingespart werden
Überraschend ist der Abschreiber der Beteiligung am Finanzdienstleister SIX. Die UBS nimmt eine Wertberichtigung über 508 Millionen Dollar vor. Der Grund dafür ist, dass die Schweizer Börsenbetreiberin Anteile am französischen Zahlungsdienstleister Worldline hält, die stark an Wert verloren haben. Und dass sich die Übernahme der spanischen Börse nicht wie erwartet ausbezahlt hat.
Gleichzeitig will die UBS sparen. Die Bank konkretisiert ihre Sparziele. Bis Ende 2026 sollen es 13 Milliarden Dollar sein. Bislang hat sie von mehr als 10 Milliarden Dollar gesprochen. Ein Teil der Einsparungen wird für die Integration der beiden Banken verwendet, ein weiterer soll in die Entwicklung neuer Produkte fliessen.
Gespart wird zur Hälfte bei den Personalkosten, der Rest entfällt auf die Informatik und Immobilien. Ein Grossteil des Abbaus betrifft die Investmentbank der Credit Suisse. Diese ist vor allem in den USA und Grossbritannien.
Ab 2025 könnte die Marke Credit Suissse verschwinden
Die grosse Frage lautet aber: Wie geht es weiter mit dem Einbau der Credit Suisse?
Derzeit ist die UBS damit beschäftigt, die einzelnen Abteilungen der Banken zusammenzuführen. Das ist eine langwierige Arbeit. Bis Ende des zweiten Quartals soll die Fusion der UBS AG und der Credit Suisse AG vollzogen sein. Das sei ein entscheidender Schritt, um die Kosten zu senken und Kapital freizuschaufeln, teilte die Bank mit.
Anschliessend will sie damit beginnen, die Informatik der beiden Banken zu kombinieren. Kundinnen und Kunden der Credit Suisse sollen auf die UBS-Plattform migriert werden. Im zweiten Halbjahr will die Grossbank mit dem Abbau der alten Credit-Suisse-Informatik beginnen. Ab dem nächsten Jahr könnte dann die Marke Credit Suisse verschwinden.
Der Zusammenschluss wird dazu führen, dass die neue UBS weniger Mitarbeitende brauchen wird. Im vergangenen Sommer kündigte UBS-Chef Sergio Ermotti 3000 Kündigungen alleine in der Schweiz an. Davon sind 1000 Entlassungen wegen der Integration des Schweiz-Geschäfts der Credit Suisse. Weitere 2000 Arbeitsplätze gehen in anderen Geschäftsbereichen verloren. Daran ändert sich nichts.
Durch das angehobene Sparziel der UBS werden zusätzliche Arbeitsplätze wegfallen. Die Ausgaben sollen insgesamt um 13 Milliarden Dollar tiefer ausfallen. Das entspricht rund 20’000 Stellen, da 45 Prozent der Kosten der Bank Personalausgaben sind.
Der Bankenpersonalverband fordert, dass alle Mitarbeitenden der UBS und der Credit Suisse gleich behandelt werden. Ein wichtiger Schritt dafür sei ein einheitlicher Sozialplan, der seit dem 1. Januar für alle Mitarbeitenden von Credit Suisse und UBS gilt. Dabei seien die älteren Mitarbeitenden besonders gut schützt. Auch sei eine gleichwertige Lösung bei der Pensionskasse wichtig.
Das Vorsorgemodell der Credit Suisse wird auf 1. Januar 2027 an jenes der UBS angepasst. Die UBS gab heute bekannt, dass sie 207 Millionen Franken zurückstellt um die Leistungen anzugleichen.
Hinzu kommt die natürliche Fluktuation, weil zahlreiche Mitarbeitende die Bank aus freien Stücken verlassen. In den ersten Monaten nach dem Zusammenschluss fielen rund 13'000 Stellen weg. Ende Jahr wies die kombinierte Grossbank etwas mehr als 112’000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus. Drei Monate zuvor waren es noch knapp 116’000 gewesen.
Auch international bauen Banken Stellen ab
Auch andere Grossbanken haben in den letzten Wochen drastische Abbaupläne angekündigt. Bei der Deutschen Bank sind es 3500 Stellen, das US-Geldhaus Citi plant einen Abbau von 20’000 Stellen in den nächsten zwei Jahren, und bei der französischen Grossbank Société Générale sind es 900 Stellen.
Die UBS-Aktie wurde zuletzt für einen Preis von mehr als 25 Franken gehandelt. Seit der Übernahme der Credit Suisse ist der Wert deutlich gestiegen. Für die schwedische Investmentgesellschaft Cevian ist das zu wenig. Der aktivistische Investor geht davon aus, dass die Aktie weiter steigen könnte. Ende des vergangenen Jahres hat er 1,3 Prozent der UBS-Aktien im Wert von damals mehr als 1 Milliarden Franken gekauft. Laut Cevian könnte die UBS-Aktie 50 Franken wert sein, wenn die Integration der Credit Suisse gelinge.
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