Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Typologie der Wetter-Apps
Wenns bei Google schiffet, ists bei der Landi nur leicht bewölkt

Herbststimmung im Emmental, am Montag, 5. November 2018, in der naehe von Affoltern im Emmental. (KEYSTONE/Marcel Bieri)
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Erwartet uns am Wochenende nochmals eine Wärmeperiode, gefühlt schon die fünfte, seit wir den Sommer verabschiedet haben? Ja, meldet die WeatherPro-App und zeigt Temperaturen bis 27 Grad an. Fragt man allerdings Google, fällt die Vorhersage deutlich kühler aus.

Welche Wetter-App man verwendet, ist auch Typsache. Optimistisch, durchorganisiert oder nachlässig – je nach Charakter fühlt man sich bei der einen oder der anderen Wettervorhersage besser aufgehoben. Nachfolgend unsere nicht ganz ernst gemeine Übersicht. Fühlen Sie sich wiedererkannt?

Meteo Schweiz

Die Meteo-Schweiz-User kennen ihr Land, sie sind vom Typ, der während einer Hitzewelle auch mal erwähnt, dass die grössten Niederschlagsmengen in kürzester Zeit im Tessin fallen.

Sie nutzen die offizielle App des Bundesamts für Meteorologie und Klimatologie und verstehen sich als dessen Korrespondenten. Sie vergleichen Messwerte von Zürich-Fluntern bis Genf-Cointrin, studieren die Isobarenkarte und lesen den Meteo-Blog – natürlich kommentieren sie dort auch, zum Beispiel: «Wann kommt das Prognose-Tool für die Eigentümer von Solaranlagen?»

Sie halten sich für besonders klug – aber wenn das Wetter von ihrer App abweicht, verstehen sie die Welt nicht mehr.

Wetter-Blog zum Mitkommentieren: Die App von Meteo Schweiz

Landi-App

Eine ganz interessante Spezies unter den App-Nutzern sind die Landi-Fans. Natürlich haftet der Landi-App etwas Bäuerliches an. Trotzdem ist sie auch unter auffallend vielen urbanen Menschen die Wetter-App ihrer Wahl. Ist das Ironie? Oder der etwas naive Glaube, dass eine ländliche Marke das Wetter besser voraussagen kann, weil bei der Landi irgendwie auch die Innerschweizer Wetterschmöcker mitprognostizieren?

Schwingt sicher alles mit, aber den wahren Grund kennen alle, die auf die Landi-App setzen: Sie ist eine der optimistischsten Apps. Wenns bei Google schiffet (siehe unten), ists bei der Landi leicht bewölkt.

Google-Wetter

Sie sind zu faul oder desinteressiert, um sich eine Wetter-App runterzuladen – schliesslich hat Google auch eine Wetterfunktion. Oder ist es unkritische Ehrfurcht vor der sonst allwissenden Suchmaschine? Jedenfalls merken die Googler offenbar nicht, dass die Google-Wetterprognose hochgradig unzuverlässig ist.

Geschuldet ist das wahrscheinlich dem zugrunde liegenden Wettermodell, das aus Amerika kommt und hierzulande weniger präzise Auskunft geben kann. Gefühlt bekommt man bei Google denn auch stets etwas kühlere Temperaturen angezeigt.

Das iPhone

Wer sich auf das integrierte iPhone-Wetter verlässt, bekommt das Wetter, das er oder sie als Mega-Corporation-Kunde verdient (siehe Googler).

Pflotsh

Der Nutzer (und für einmal erübrigt sich die weibliche Form) der Pflotsh-Apps hat sie alle installiert: PflotshStorm und PflotshSuperHD, auch PflotshTropical für tropische Wetterphänomene, und dass gerade die klingt wie ein Halsbonbon, das kümmert ihn wenig.

Er weist gerne darauf hin, dass die Apps der Kachelmann GmbH nur Wetterkarten und keine zusammengefassten Prognosen zur Verfügung stellen würden und er sich so seine eigene Meinung bilden könne. Wenn sich von ihm jemand provoziert fühlt, sagt er gerne: «Ich stelle nur Fragen.» Und wenn es regnet, bleibt er einfach zu Hause und erklärt Neulingen auf Mastodon («heisst Mammut, imfall!») den Unterschied zwischen Wetter und Klima.

«Ich stelle doch nur Fragen.» Pflotsh ist die App für die, die gerne von sich behaupten, selber zu denken.

SRF Meteo

Mit den Rundfunkgebühren gibt diese Klientel auch die digitale Selbstverantwortung ab: Ist die Serafe-Rechnung erst einmal bezahlt, muss man sich um nichts mehr kümmern – das Schweizer Fernsehen informiert und inspiriert.

Die «Meteo»-Wettersendung schauen sie nicht, weil nur zweimal pro Tag. Aber in der App, da suchen sie sich ihre Wetterwerte zusammen, erfreuen sich ob der weltweiten Suchfunktion («jeden Tag genau 34 Grad in Ouagadougou – verrückt!»), zucken ob der gefühlt ständig zu hohen Temperaturangaben nur die Schultern und posten fleissig mit für das #MeteoBilddesMonats.

Ständig zu warm, dafür können alle mitmachen: die Wetter-App von SRF.

WeatherPro

Nomen est omen, die WeatherPro-App ist Profizeugs. Die Piktogramme beruhen auf verschiedenen Wettermodellen, die unterschiedlich gewichtet werden. Das kostet natürlich auch was, aber das ist den Usern egal, im Gegenteil: Sie bezahlen gerne 10 Franken im Jahr für die Premiumversion mit Wetterkarten, Radar- oder Satellitenbildern, Niederschlags- und Windströmungsfilmen und und und.

Natürlich brauchen sie diese Features nicht konkret – aber Tesla-Besitzer reizen die 250-km/h-Maximalgeschwindigkeit ihres Wagens ja auch nie aus. Stichwort Statussymbol.

Die aktuelle Wettervorhersage von WeatherPro für Basel.

Bergfex

Über Städter, die sich beim Sonntagsausflug in den Bergen aufgrund mangelnder Ausrüstung und Vorbereitung verschätzen, kann der Bergfexler nur lachen. Darum nutzt er nicht nur die spezialisierte Wetter-App für den Alpenraum, sondern weiss die Sünneli-Icons auch mit der nötigen Vorsicht zu interpretieren.

Gibt sich der Laienwanderer mit der simplen Temperaturangabe zufrieden, weiss der Bergfexler, dass dies nur die halbe Wahrheit ist, und checkt Windstärke, Sonnenscheindauer und Gipfel-Webcam. Und er weiss: Bei einer Niederschlagswahrscheinlichkeit von 50 Prozent ist Regen genauso wahrscheinlich wie unwahrscheinlich. Klingt logisch? Sagen Sie das mal einem daueroptimistischen Landi-App-Nutzer.