«Weltwoche» gegen Bucheli Ombudsstelle rügt SRF wegen «Club» zum Hitzesommer
Die Fernsehaufsicht beurteilt den «Club» über die falschen Prognosen von «SRF Meteo» als einseitig. Der «Weltwoche»-Journalist Kurt W. Zimmermann hätte dazu eingeladen werden müssen.
Für den Medienkritiker der «Weltwoche» war es der «Hitze-Horror von SRF-Meteo». Detailliert und präzise wies Kurt W. Zimmermann Ende Juli in seiner wöchentlichen Kolumne nach, dass die Prognosen von «SRF Meteo» unter der Leitung von Thomas Bucheli für die Ferienorte am Mittelmeer massiv zu hohe Temperaturen vorausgesagt hatten. Und dies über mehrere Tage hinweg.
«Manipulatoren am Werk»
Entweder seien bei «SRF Meteo» Dilettanten am Werk, schrieb Zimmermann. Oder bei Bucheli seien Manipulatoren am Werk, die «aus links-grüner Sicht immer wieder die Klimakatastrophe heraufbeschwören». Er tendiere zur zweiten These.
Zimmermann liess in seiner Kolumne auch Bucheli zu Wort kommen. Dieser wies den Vorwurf der politischen Manipulation als «absurd» zurück. Unbestritten war, dass «SRF Meteo» tatsächlich zu hohe Temperaturen angegeben hatte. Bucheli entschuldigte sich später spektakulär vor laufender Kamera für die Fehler. Die zu hohen Werte für Küstenorte im Mittelmeer seien auf technische Fehler zurückzuführen gewesen.
Der «Skandal des Sommers» («NZZ am Sonntag») löste ein breites und lautes Medienecho aus. Auch der «Club» widmete sich am 22. August dem Thema. Unter der Leitung von Barbara Lüthi diskutierten Bucheli, Journalisten sowie Wetter- und Klimaexperten darüber, warum das Wetter in Zeiten des Klimawandels politisch wird und zu hitzigen Diskussionen führt.
Doch in der Sendung fehlte ausgerechnet derjenige, der die Debatte überhaupt erst ausgelöst hatte: Kurt W. Zimmermann. Redaktionsleiterin Lüthi sagte später auf Anfrage, der Kolumnist sei für eine Teilnahme gar nicht angefragt worden. Ihre Begründung: «Die von der ‹Weltwoche› thematisierten zu hohen Temperaturangaben standen nicht im Zentrum der Sendung.»
Ein Zuschauer beschwerte sich daraufhin bei der Ombudsstelle von SRF. Dass der Medienkritiker nicht eingeladen worden sei, verstosse gegen eine unparteiische Berichterstattung, schrieb der verärgerte Zuschauer.
Am Freitagabend veröffentlichten die Ombudsleute Esther Girsberger und Kurt Schöbi ihren Entscheid. Sie geben dem Zuschauer vollumfänglich recht: Zimmermanns Anwesenheit im «Club» wäre «nicht nur erwünscht, sondern auch angemessen» gewesen.
Hingegen sei der von Zimmermann angegriffene Meteorologe Bucheli in der Sendung ausführlich zu Wort gekommen. Die Ombudsstelle erachtet dies «als eine die Meinungsbildung beeinflussende Unausgewogenheit», wie sie in dem Entscheid schreibt. Damit habe der «Club» das im Radio- und Fernsehgesetz verankerte Sachgerechtigkeitsprinzip verletzt.
Das Argument von SRF, es sei in der Sendung nicht zentral um die falschen Prognosen von «SRF Meteo» gegangen, lassen die beiden Ombudsleute nicht gelten.
Die Ombudsleute schreiben, es sei «kaum anzunehmen», dass der «Club» dieses Thema ohne Zimmermanns «Weltwoche»-Kolumne aufgegriffen hätte. Auch wenn die «Weltwoche»-Kolumne im «Club» nur während rund drei Minuten explizit thematisiert worden sei, habe ihr Inhalt die ganze Sendung dominiert.
Zudem erinnert die Aufsicht die «Club»-Redaktion daran, dass Bucheli in der Sendung sehr wohl zu den falschen Prognosen Stellung genommen habe. Unter anderem warf er Zimmermann in seinem Monolog vor, den Beitrag geschrieben zu haben, bevor er ihn um seine Meinung gefragt habe. Zimmermann konnte sich gegen diesen Vorwurf nicht verteidigen. Er war ja abwesend.
SRF kann den Entscheid der Ombudsstelle an die Unabhängige Beschwerdeinstanz (UBI) weiterziehen. Die letzte Instanz in solchen Fällen ist das Bundesgericht.
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