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«Club» zur Klimadebatte
Bucheli verteidigt Meteo-Prognosen – die «Weltwoche» war nicht dabei

Am Dienstag im «Club» (von links): Elia Blülle, Reto Knutti, Christof Appenzeller, Moderatorin Barbara Lüthi, Thomas Bucheli, Claudia Schwartz und Lukas Rühli.
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Warum ist das Wetter heute kein Smalltalk-Thema mehr, sondern immer gleich hochpolitisch?  

Darüber gibt es viel zu reden, exakt 1 Stunde und 21 Minuten lang. So lange dauerte der «Club» am Dienstagabend im Schweizer Fernsehen. Wer aufmerksam zuhörte, erfuhr viel. Nichts davon wirklich uninteressant.

Aber die Antwort auf die von Moderatorin Barbara Lüthi anfangs gestellte Frage über das verpolitisierte Wetter fiel unbefriedigend kurz aus: Es ist kompliziert.

Im Zentrum stand selbstverständlich Thomas Bucheli. Der Redaktionsleiter von «SRF Meteo» hat gerade zwei schlechte Wochen hinter sich. Denn sein Team hatte für Ferienziele am Mittelmeer zu hohe Temperaturen vorausgesagt. Das wurde ihm von der «Weltwoche» als Klimawandel-Alarmismus ausgelegt.

Zu wenig antizipiert: Fernsehmeteorologe Thomas Bucheli übt sich in Selbstkritik.

Bucheli übte sich in Selbstkritik: Ja, er habe zu wenig vorausgeahnt, dass die zu hohen Temperaturprognosen nicht streng fachlich-wissenschaftlich kritisiert würden, sondern als politische Manipulation. Und ja, er hätte früher und von sich aus die fehlerhaften Prognosen ansprechen müssen. Proaktiv und öffentlich.

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Bucheli tat das allerdings erst auf Nachfrage von NZZ-Journalistin Claudia Schwartz. Vorher hatte er sich noch beklagt: «Meine Argumente als einfacher Meteorologe interessierten überhaupt nicht.» Die Meinung der «Weltwoche» sei im Vorhinein schon gemacht, der Artikel schon geschrieben gewesen. «Das hat mich erschüttert», sagte Bucheli mit rudernden Armen.

Hartnäckige Nachfragerin: NZZ-Journalistin Claudia Schwartz.

Genau an dieser Stelle wäre es natürlich interessant gewesen, zu hören, was die «Weltwoche» dazu sagt. Die war aber im «Club» nicht vertreten. Diese Abwesenheit hat Moderatorin Lüthi nicht erklärt, und die Anwesenden haben sie nicht hinterfragt. So musste Bucheli gar nicht genauer darlegen, warum sein SRF-Wetterdienst tage-, wenn nicht wochenlang wissentlich falsche Prognosen veröffentlicht hatte. Ohne dass er als Chef eingriff.

Partei für Bucheli ergriff Elia Blülle, Redaktor der «Republik». Er stellte die These auf: Die Geschichte des Klima-Journalismus war über lange Zeit eine Geschichte der Verharmlosung. Das habe sich erst in den letzten paar Jahren geändert.

Dass die Sache mit einseitigen (oder klimaschutzkritischen) Medien komplizierter ist, als Bucheli und Blülle es schildern, zeigten die anwesenden Wissenschaftler auf. Die Grenzen zwischen Wissenschaftlichkeit und Aktivismus, zwischen schlechtem und verantwortungsvollem Klima-Journalismus sind nicht so einfach zu ziehen.

Bei ihm «purzeln die Hitzerekorde»: Christoph Appenzeller, Direktor von Meteo Schweiz.

Christoph Appenzeller, der als Direktor von Meteo Schweiz nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Beamter ist, erinnerte verschmitzt daran, dass auch sein Amt in den letzten Tagen von «Hitzerekorden» geschrieben hat, die «gepurzelt» seien. Seine Erklärung für den eher schrill-bunten Sprachgebrauch: Man habe eben von den Medien gelernt. 

Missachtung der Wissenschaft

Reto Knutti hat als ETH-Klimaprofessor den Weg des unermüdlichen Warners gewählt. Er erkennt wie Bucheli in der Kritik an ihm eine generelle Missachtung wissenschaftlicher Argumente. 

Auf eher hoffnungslosem Posten argumentierte dagegen Lukas Rühli, Forschungsleiter bei der Wirtschafts-Denkfabrik Avenir Suisse. Er plädierte dafür, den Blickwinkel zu wechseln: eher weg von den negativen Auswirkungen des Klimawandels, eher hin zu den technischen und sozialen Möglichkeiten, diese Auswirkungen erträglich zu machen.

Das auch noch ausgiebig zu diskutieren, dafür fehlte in diesem langen «Club» dann doch die Zeit.