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Hochalpine Unfälle
«Der Klimawandel macht das Bergsteigen anspruchsvoller»

Der Zermatter Rettungschef Anjan Truffer: Der Klimawandel lässt das Risiko ansteigen.
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Das Allalinhorn bei Saas-Fee VS gilt bei Bergsteigern als besonders einfacher 4000er. Von der Bergstation Mittelallalin, auf knapp 3500 Meter über Meer, gelangt man über einen wenig steilen Gletscher in knapp drei Stunden auf den Gipfel auf 4027 Metern. Trotzdem endete die Tour für einen 61-jährigen Mann aus dem Kanton Bern Ende August tödlich. 

Er war am Sonntag gegen 12.30 Uhr mit seiner Dreierseilschaft beim Abstieg, als über ihm ein Eisturm zusammenbrach. Die Brocken verschütteten ihn vollständig, seine zwei Begleiter am Seil hatten Glück und verletzten sich nur leicht.

Am 20. August passierte am Allalinhorn bei Saas-Fee ein Eisabbruch und begrub einen Bergsteiger unter sich.

Der Unfall zeigt: Steigende Temperaturen und schmelzende Gletscher machen Hochtouren in den Bergen immer unberechenbarer. Seit 2013 ist die Zahl der Notfälle wegen Stein- und Eisschlag auffallend gestiegen, wie eine Auswertung des Schweizer Alpen-Clubs (SAC) zeigt.

2013 wurden noch 40 Notfälle mit drei Toten verzeichnet – 2022 waren es bereits 73 Notfälle mit sechs Toten. Auffallend ist: Jeweils in den Hitzesommern 2018 und 2022 verzeichnete der SAC besonders viele Vorfälle. «Wir erkennen eine leichte Tendenz zu mehr Unfällen wegen Stein- und Eisschlägen», sagt Bruno Hasler vom SAC. Zum einen käme es wegen der Hitze zu mehr Ereignissen, «andererseits lockt das schöne Wetter auch mehr Menschen in die Berge, was in der Regel zu mehr Bergnotfällen führt».

Auch in diesem Sommer lag die Nullgradgrenze in der Schweiz wochenlang auf über 4000 Metern, im August stieg sie sogar auf über 5000 Meter. Am 21. August wurde mit 5299 Metern ein neuer Rekord erreicht.

Unfälle wegen Stein- und Eisschlag haben zugenommen

Dass das Risiko im Alpinismus steigt, diese Beobachtung macht auch der Zermatter Rettungschef und Bergführer Anjan Truffer: «In den vergangenen zehn Jahren hat die Zahl der Unfälle wegen Steinschlag und grösseren Felsausbrüchen zugenommen.» Weil die Gletscher als Fundament der Berge weggeschmolzen seien und gleichzeitig der Permafrost schmelze, kämen «ganze Flanken in Bewegung», sagt Truffer. «Der Klimawandel macht das Bergsteigen anspruchsvoller.»

Bergführer würden deshalb ihre Tourenplanung anpassen. «Temperatur, Zustand von Fels und Eis spielen heute eine viel grössere Rolle als noch vor ein paar Jahren», so Truffer. Touren auf vergletscherte Gipfel stünden mittlerweile eher im Frühsommer oder im Herbst auf dem Programm. Trotzdem könne man das Risiko nie auf null minimieren.

Berggänger können selbst dazu beitragen, Touren sicherer zu gestalten. Etwa durch eine gute Vorbereitung und Ausrüstung. Doch oft ist das Gegenteil der Fall. Die Retter begegnen bei ihren Einsätzen zunehmend Berggängern, die mit zu leichter Ausrüstung im hochalpinen Gelände unterwegs sind. Besonders die Zahl der Trail- und Skyrunner, die in Not geraten, hat zugenommen. «Sie steigen in kurzen Hosen und Turnschuhen auf Berggipfel, wo sie dann in einen Schneesturm geraten», berichtet Truffer. Der Zermatter Bergführer muss dann zu den leicht bekleideten Alpinisten hochsteigen und sie retten. «Die Leute schätzen ihre Fähigkeiten immer weniger gut ein. Sie verstehen nicht, dass bekannte Trail- und Skyrunner ihre Fähigkeiten über Jahre hinweg aufgebaut haben», sagt Truffer.

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Die Beobachtung des Zermatter Rettungschefs stützen auch Zahlen des SAC: So verunglückten 2019 insgesamt 19 Trailrunner, zwei davon tödlich. 2022 waren es bereits 26 Unfälle, einer davon tödlich. Meist lautete die Unfallursache: Absturz. An zweiter Stelle folgt «Blockierung/Erschöpfung».

Bruno Hasler vom SAC empfiehlt generell eine gute Planung vor dem Aufbruch ins Gebirge. Dazu gehöre eine Berücksichtigung der technischen Schwierigkeit, der körperlichen Anforderung, des Zeitbedarfs und des Wetters. «Gute Trailrunningschuhe mit griffigem Profil, ein Shirt zum Wechseln, eine dünne Windstopperjacke sowie ein Mobiltelefon gehören zur Ausrüstung», sagt Hasler. Unterwegs solle man das Wetter beobachten und nicht vergessen, regelmässig zu essen und zu trinken. «Alleingänger sollten immer eine Drittperson über ihre Pläne informieren. Erfolgt kein Rückruf bis zum abgemachten Zeitpunkt, kann diese die Bergrettung alarmieren.