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Gefährdete Erholung der US-Wirtschaft
Trump twittert, die Börse gibt nach – was dahinter steckt

Die Entscheidung des US-Präsidenten Donald Trump, das Corona-Konjunkturpaket an seinen Wahlsieg zu knüpfen, stürzt die US-Börsen 
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Wie für ihn üblich per Twitter hat gestern US-Präsident Donald Trump die Verhandlungen um ein neues  Stimuluspaket mit Staatsgeldern abgeblasen. Doch unmittelbar nach seinem Wahlsieg – so Trump – werde es ein grosses Stimuluspaket geben, das den «hart arbeitenden Amerikanern und den kleinen Unternehmen» zugutekommen werde. Zumindest gemessen an den gegenwärtigen Umfragewerten hat in der Präsidentenwahl Trumps Kontrahent Joe Biden allerdings einen deutlichen Vorsprung. Die Absage an die Verhandlungen durch Trump wirkte sich unmittelbar auf die Börse aus: Bis zum Handelsschluss verloren die US-Aktienwerte gemessen am breiten S&P500-Index 1,4 Prozent. Die wichtigsten drei Punkte zur Bedeutung der jüngsten Entwicklung:

Warum braucht es ein neues Hilfspaket?

Ein erstes Hilfspaket im Umfang von rund 3 Billionen Dollar, auf das sich die stark zerstrittenen Parteien
im Senat - der von Trumps Republikanern dominiert wird - und im von den Demokraten dominierten Repräsentantenhaus hatten einigen können, hatte für den bisherigen Verlauf der US-Wirtschaft grösste Bedeutung. Die Staatsausgaben hatten angesichts eines massiven Anstiegs der Arbeitslosigkeit zu Beginn der Krise vor allem den Zweck, Arbeitslosen und Firmen über die schlimmste Zeit hinwegzuhelfen. Unterstützung erhielten auch die Einzelstaaten der USA, die sich nicht verschulden dürfen, deren Einnahmen aber krisenbedingt ebenfalls einbrachen. Durch eine Stützung der Einkommen konnte so auch ein weiterer Einbruch der Nachfrage verhindert werden, der die Wirtschaft in eine noch schwerere Krise gestürzt hätte.

Ein wesentlicher Teil der Stützungsmassnahmen lief aber im Sommer aus. Weil die Krise noch nicht überwunden ist und auch das Virus weiter wütet, war von Beginn weg mit einem weiteren Einbruch der US-Wirtschaft zu rechnen. Ohne neues Stützungspaket verlieren vor allem die am härtesten von der Krise betroffenen dringend benötigte Einkünfte. Ökonomen und vor allem die US-Notenbank Fed und ihr Präsident Jerome Powell drängten deshalb die Parteien im US-Kongress eindringlich zu einem neuen Programm. Powells Einsatz erklärt sich vor allem damit, dass das Fed bereits an den Rand der eigenen Möglichkeiten gelangt ist, mit Zinsen knapp über null Prozent und unbeschränkten Einkäufen von Staats- und weiteren Anleihen.

Die Verhandlungen ziehen sich schon seit Wochen hin. Das immer stärker vergiftete Klima zwischen den beiden Parteien kurz vor der Präsidentschaftswahl hat diesmal bisher einen Kompromiss verhindert. Die Demokraten unter Nancy Pelosi, der demokratischen Mehrheitsführerin im Repräsentantenhaus, wollten ein Paket von weiteren 2,4 Billionen Dollar durchbringen. Die Republikaner wollten sehr viel weniger, boten am Ende dann 1,6 Billionen. Der Streit entzündete sich vor allem an Hilfen für die Teilstaaten. Die Republikaner wollten auf jeden Fall verhindern, dass jene, die von den Demokraten regiert werden, so zu Bundesgeldern kommen. Trump begründete das per Tweet so: «Die verrückte Nancy Pelosi und die radikal linken Demokraten» würden bloss Geld wollen, «um sich um die gescheiterten, durch eine hohe Kriminalität geprägten demokratisch regierten Städte und Teilstaaten zu kümmern».

Warum reagiert die Börse?

Die negative Reaktion der US-Börsen auf die Absage von Trump war zu erwarten. Die Aktienkurse werden stark von der Erwartung getrieben, dass die Notenbank und der Staat mit seinen Ausgaben alles tun, um die Wirtschaft trotz Krise zu stützen.

Das ist ganz im Sinn von Trump, der die Aktienkurse als eine Fieberkurve für seinen eigenen Erfolg betrachtet. Wohl auch deshalb schrieb Trump nach der Börsenreaktion auf seinen Absage-Tweet später erneute Tweets, in welchen er teilweise wieder zurückruderte: Er sei bereit, ein Gesetz zu unterschreiben, das zum Versenden von Checks in der Höhe von 1200 Dollar pro Kopf an die US-Bevölkerung führe. Auch Gelder an die Fluggesellschaften würde er bewilligen und solche an kleine Unternehmen. Die Fluggesellschaften haben vorab schon deutlich gemacht, dass sie ohne Hilfsgelder zu massiven Entlassungen schreiten müssten. Seitens der Demokraten wurden Trumps jüngste Tweets bisher als ein unseriöses Manöver abgetan. Nancy Pelosi meinte sogar, Trumps Handeln könnte durch seine medikamentöse Behandlung erklärt werden.

Die Reaktion der Börse hält sich trotz den gewachsenen Sorgen um die US-Wirtschaft in Grenzen. Auch die asiatischen Börsen verzeichneten nur sehr geringe Verluste, und jene in Europa und der Schweiz eröffneten sogar leicht im Plus. Gemessen an so geannten «Futures-Kursen» dürfte selbst die US-Börse am Mittwoch wieder im Plus eröffnen. Zum einen haben die Börsen ihren Aufwärtstrend bereits seit Anfang September unterbrochen. Zum anderen dürfte gestern auch die erklärte Absicht von US-Parlamentariern, gegen die Monopolmacht der grossen Techfirmen wie Apple, Amazon oder Google vorzugehen, mit für die Kursreaktion verantwortlich sein. Die Aktien dieser Firmen waren bisher Haupttreiber der Börsenentwicklung. Die gemässigte Börsenreaktion dürfte sich zusätzlich damit erklären lassen, dass man schlimmstenfalls mit einer Verschiebung eines weiteren Hilfspakets rechnet und nicht davon ausgeht, dass keines mehr folgt.

Was passiert nach der Wahl?

Selbst wenn Donald Trump jetzt nicht doch noch nachgibt und die Verhandlungen weiterlaufen, kommt es nach den Wahlen mit grösster Wahrscheinlichkeit zu einem erneuten Hilfspaket. Das hat heute nicht nur Trump für den Fall seiner Wiederwahl versprochen, das wird auch von einer Regierung unter Joe Biden erwartet, sollte dieser die Wahl gewinnen. Die nach wie vor deutlich erhöhte Arbeitslosigkeit in den USA und die anhaltende wirtschaftliche Schwäche wirken sich in der Zwischenzeit dennoch schädlich aus; das gilt vor allem für die Betroffenen am unteren Ende der Einkommensverteilung.

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