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Annexionspläne für den Kanal
Panama wehrt sich gegen Trump – und rätselt über seine Absichten

Demonstranten protestieren vor der US-Botschaft in Panama-Stadt am 24. Dezember 2024. Sie halten ein Banner mit der Aufschrift "Donald Trump Enemigo Público de Panamá. Yankee Animal, deja el canal!".
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In Kürze:
  • Trump drohte, die Kontrolle über den Panamakanal zu übernehmen.
  • Panamas Präsident betont, der Kanal gehöre fest zu Panama.
  • Arbeiter protestierten vor der US-Botschaft gegen Trumps Drohungen.
  • Panamas Beziehungen zu den USA werden durch Trumps Vorschläge belastet.

Donald Trump hat sein Amt noch nicht angetreten, doch schon jetzt eint er die politisch gespaltene Bevölkerung Panamas. «Der Kanal gehört zu Panama», schallt es durch das Land, seit Trump am 21. Dezember drohte, die Kontrolle über den Panamakanal zu übernehmen, falls die Gebühren für US-Schiffe nicht sinken.

Trumps Provokation löste in dem kleinen zentralamerikanischen Staat mit 4,5 Millionen Einwohnern einen patriotischen Aufschrei aus. «Jeder Quadratmeter des Panamakanals gehört zu Panama, und das wird auch so bleiben», sagte Präsident José Raúl Mulino.

Die Medien konzentrieren sich fast ausschliesslich auf dieses Thema und bezeichnen Trump unter anderem als «wahnhaft» und als «ideologischen Söldner». Am ersten Weihnachtsfeiertag protestierten Arbeiter vor der US-Botschaft, verbrannten Trump-Fotos und die US-Flagge und riefen: «Dieses Land verteidigt sich.»

Der Kanal ist mehr als eine Einnahmequelle

Der Panamakanal ist das wirtschaftliche Herz des Landes. Jährlich durchqueren ihn Tausende Schiffe, was dem Land Einnahmen von mehreren Milliarden Franken bringt. Doch seine Bedeutung reicht weiter. «Der Kanal steht für nationale Identität, wirtschaftliche Unabhängigkeit und politische Freiheit», sagt Ana Elena Porras, Professorin an der Universität von Panama, gegenüber der spanischen Zeitung «El País».

Um die Bedeutung des Kanals zu verstehen, muss man zurückblicken: Anfang des 20. Jahrhunderts überzeugte US-Präsident Theodore Roosevelt das Parlament, die künstliche Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik zu finanzieren. Als Kolumbien, zu dem Panama damals gehörte, sich gegen den Kanalbau stellte, entsandte die US-Regierung 1903 ein Kriegsschiff.

Panama erklärte seine Unabhängigkeit, und eine den USA wohlgesinnte Regierung übertrug Washington die Hoheitsrechte über das Kanalgebiet. 1914 wurde der Kanal eingeweiht und blieb zunächst unter US-Kontrolle. Erst 1977 handelte US-Präsident Jimmy Carter die Rückgabe an Panama aus, die am 31. De­zem­ber 1999 vollzogen wurde.

Nun wärmt Trump kolonialistische Ideen auf, was die Regierung Panamas völlig überraschte. Präsident Mulino hatte sich von Beginn seiner Amtszeit an auf die USA ausgerichtet. Am 1. Juli, direkt nach seiner Vereidigung, unterzeichnete er ein Memorandum mit den USA, das Tausende Migranten stoppte. «Ich bin bereit, die Beziehungen zu den USA zu stärken», sagte er.

Panamas Regierung rätselt über Trumps Motiv

Nun ist die Regierung brüskiert – und spekuliert über Trumps Absichten. Beobachterinnen und Beobachter vermuten, Trump gehe es gar nicht so sehr um den Panamakanal. Vielmehr wolle er Panama unter Druck setzen, um Pekings Einfluss in dem Land zurückzudrängen. Online schrieb Trump, es seien chinesische Soldaten, die den Panamakanal «liebevoll, aber illegal, betreiben».

Dafür gibt es keinen Beleg. Tatsächlich hat die Regierung von Xi Jinping aber ihren Einfluss in Panama zuletzt ausgebaut. Panama ist Chinas Seidenstrasse beigetreten, viele Bauaufträge werden von chinesischen Baufirmen ausgeführt.

Andere Beobachter spekulieren, dass Trump auf ein weiterführendes Migrationsabkommen zielt. Trump wolle eine Drohkulisse aufbauen, damit Panama abgeschobene Migranten aufnehme. Zahlreiche bisherige Krisentreffen zwischen Panama, Kolumbien und den USA brachten wenig.

Sollte Trump Druck ausüben wollen, hätte er mehrere Hebel. Die USA könnten von chinesischen Firmen betriebene Häfen in Panama boykottieren oder Panama aus dem US-Dollar drängen, sagt der Analyst Roberto Noriega gegenüber «El País».

Die Regierung Panamas will bis zum 20. Januar warten, wenn Trump sein Amt antritt, um Klarheit zu gewinnen. Noriega sagt: «Panama muss Trumps Drohungen sehr ernst nehmen.»