Wahlkampf in den USAEin Trump-Liebling wird Trump gefährlich
Gouverneurskandidat Mark Robinson tritt in North Carolina so provokativ auf, dass er den Kandidaten der Republikaner womöglich die Präsidentschaft kostet.
Ein Chorknabe ist Mark Robinson nie gewesen. Auf Provokationen hat der Gouverneurskandidat der Republikaner in North Carolina vielmehr seinen politischen Senkrechtstart aufgebaut, der ihn vom Polterer bei einer Bürgeranhörung ins Amt des stellvertretenden Gouverneurs von North Carolina katapultierte.
Die jüngsten Enthüllungen über den Trump-Liebling aber sind derart verheerend, dass seine Karriere ebenso schnell wieder enden dürfte, wie sie begonnen hatte. Als «black Nazi», schwarzer Nazi, habe sich Robinson im Forum einer pornografischen Website bezeichnet, berichtete am Donnerstag CNN. Der US-Sender wertete Daten der Website «Nude Africa» der Jahre 2008 bis 2012 aus. Darin schrieb ein Nutzer namens «minisoldr», er wünsche sich die Sklaverei zurück und würde bestimmt ein paar Sklaven kaufen, auch ziehe er Hitler Obama vor.
Das Pseudonym nutzt Robinson auf anderen Plattformen, es ist überdies verbunden mit einer E-Mail-Adresse, die ihm gehört. CNN hat zudem biografische Angaben und sprachliche Auffälligkeiten gefunden, die nahelegen, dass der Republikaner der Autor war. In weiteren Einträgen beschreibt sich «minisoldr» als «Perversen», der gern Transsexuellen zuschaue und in einer Universität Frauen beim Duschen beobachtet habe.
«Schlüpfriger Boulevardschrott»
Als «schlüpfrigen Boulevardschrott» wies der 56-Jährige die Vorwürfe umgehend zurück. Er bekräftigte, im Rennen bleiben zu wollen. Die Enthüllungen haben jedoch das Potenzial, nicht nur die Gouverneurswahl in North Carolina, sondern sogar die Präsidentschaftswahl zu beeinflussen.
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Robinson hat sich in dem Südstaat an der Atlantikküste einen Namen gemacht mit äusserst konservativen Ansichten. Besonders mit Angriffen auf die Rechte von Transgendern, ein Reizthema im evangelikal geprägten North Carolina, wo zwei Drittel der Bevölkerung sagen, Religion sei in ihrem Alltag sehr wichtig.
Die Provokationsstrategie funktionierte bei den parteiinternen Vorwahlen im Frühling, im weiteren Wahlkampf ging sie jedoch nicht mehr auf. Der Kandidat der Demokraten, Justizminister Josh Stein, lag in Umfragen schon vor Wochen mehr als zehn Prozentpunkte vorn. Robinson scheint republikanische Wähler derart abzuschrecken, dass sie am Wahltag entmutigt zu Hause bleiben könnten, angesichts der jüngsten Nachrichten umso mehr.
Plötzlich ist North Carolina ein Swing-State
Deswegen droht nun sogar Donald Trump die Präsidentschaftswahl in North Carolina zu verlieren. Als er noch gegen Joe Biden kandidierte, konnte er den Südstaat sicher im roten Lager verorten. Seit jedoch Kamala Harris übernommen hat, wird North Carolina als möglicher siebter Swing-State betrachtet, den sie eventuell gewinnen könnte. Mit 16 Elektorenstimmen ist North Carolina ähnlich bedeutend wie Pennsylvania mit seinen 19 und Georgia mit ebenfalls 16 Elektoren.
In diese missliche Lage hat sich Trump selbst gebracht, indem er Robinson bei den Vorwahlen im März unterstützte. Als «Martin Luther King auf Steroiden» pries er den Mann, der seine Politkarriere einer Wutrede zu verdanken hatte, mit der er 2018 nach einer Schulschiesserei das Recht auf freien Waffenbesitz verteidigte. Das Video des Auftritts von Robinson wurde zum Renner in sozialen Medien, verbreitet von der Waffenlobby NRA.
Trump missachtete alle Warnungen
Trump erhielt von allen möglichen Seiten Warnungen davor, sich auf die Seite des Provokateurs zu stellen. Der trägt zwar wie sein Idol gern blaue Anzüge mit roter Krawatte. Er hatte sich jedoch auf sozialen Medien auch über «Degenerierte», «fem-nazi sexists» und «schwachsinnige Negroes» ausgelassen. Zur Bürgerrechtsbewegung von Martin Luther King äusserte sich Robinson ähnlich kontrovers, obwohl seine Heimatstadt Greensboro dabei eine wichtige Rolle spielte; dort traten Afroamerikaner in den 1960ern mit Sitzstreiks eine Protestwelle los, die durch das ganze Land schwappen sollte. Fragen warfen auch die Geschäftspraktiken von Robinson und seiner Frau auf, die mit ihrer Kinderkrippe während der Pandemie Staatshilfe in Anspruch genommen hatte.
Die Chancen scheinen mit den Berichten über Robinsons Aktivitäten nun verschwindend klein zu sein, dass er doch noch erster schwarzer Gouverneur von North Carolina wird. Dagegen könnte er dazu beitragen, dass mit Kamala Harris erstmals eine Frau, eine schwarze Frau, Präsidentin der Vereinigten Staaten wird. Auch der Südstaat dürfte eine Premiere erleben: Stein wäre der erste jüdische Gouverneur. Möglicherweise ausgerechnet mit der unfreiwilligen Hilfe eines Mannes, der sich selbst offenbar zum «black Nazi» erklärt hatte.
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