Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

LiveTicker: Unwetter in der Schweiz
Bund warnt vor heftigen Gewittern am Freitag
Der Überblick am Montagmorgen
Tessin: Drei Personen nach Erdrutsch im Maggiatal tot geborgen

Zum Thema

Vorher-nachher-Bilder zeigen, wie zerstörerisch die Unwetter wüteten

Schweizer Flüsse haben nicht den Platz, den sie bei Unwetter brauchen

Interaktive Karte zu Naturgefahren: Steht Ihr Haus in einem Gefahren­gebiet?

200 Personen dürfen nach Evakuierung im Wallis zurück

Nach einem Murgang im Val de Bagnes kann ein Grossteil der 240 in Sicherheit gebrachten Personen wieder in seine Häuser zurückkehren. Das Dorf Champsec war in der Nacht auf Donnerstag wegen einer bedrohlichen Lage vorsorglich evakuiert worden.

«Fast alle Bewohnerinnen und Bewohner des Dorfes Champsec können zurückkehren», sagte der stellvertretende Gemeindesekretär von Val de Bagnes, Antoine Schaller, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Von den rund 200 Betroffenen dürften nur die Bewohnenden von fünf Häusern am Ufer der Dranse de Bagnes nicht in ihre Wohnungen zurück.

Für die rund vierzig Personen aus den Weilern Les Epenays und Fregnoley sowie vom Campingplatz Champsec blieben die Vorsichtsmassnahmen zunächst bestehen. Die Behörden hatten am Mittwochnachmittag nach dem Niedergang der Schlammlawine im Torrent du Fregnoley die Evakuierung dieser drei Orte angeordnet.

Am späten Abend räumte die Gemeinde aufgrund der zunehmenden Schlammmasse auf der Strasse und in der Umgebung der Dranse auch das Dorf Champsec. Ausserdem unterspülte der Wildbach Fregnoley eine ehemalige Mülldeponie und verschüttete teilweise die Kantonsstrasse.

Die Räumung dieser Strasse werde mehrere Tage in Anspruch nehmen, sagte Gemeindesekretär Schaller. Es sei jedoch möglich, die Strasse zu benutzen, die über Sarreyer nach Verbier führe, um in den oberen Talabschnitt zu gelangen. Die bislang von der Aussenwelt abgeschnittene Ortschaft Lourtier ist wieder zugänglich. Der Verkehr ist jedoch erschwert und wird überwacht, weil die Strasse über eine Brücke führt, die den Fregnoley überquert. (SDA)

Champsec VS nach Murgang evakuiert – 200 Personen betroffen

Nach einem Murgang im Val de Bagnes VS haben die Behörden in der Nacht auf Donnerstag auch das Dorf Champsec evakuiert. Zuvor waren am Mittwochnachmittag bereits ein Campingplatz und zwei Weiler geräumt worden. 200 Menschen wurden insgesamt in Sicherheit gebracht.

Am Donnerstagvormittag entspannte sich die Lage zusehends. Vor Ort waren ein Dutzend Maschinen damit beschäftigt, Dämme zu errichten, um das Wasser und den Schlamm zu kanalisieren. «Im Morgengrauen schien die Dranse de Bagnes unter Kontrolle zu sein», teilte die Gemeinde Val de Bagnes am Donnerstag mit.

«Es gibt im Moment keine Schäden, aber die Lage ist bedrohlich», sagte der stellvertretende Gemeindesekretär, Antoine Schaller, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Vorsorglich sei darum die Bevölkerung in Sicherheit gebracht worden. Zudem würden die Dranse de Bagnes und der zufliessende Wildbach genau beobachtet, hiess es. (SDA)

Autobahn A13 soll schon Freitag offen sein

Ab morgen Freitag ist die nach den Unwettern zerstörte A13 bei Lostallo GR wieder einspurig befahrbar. Auch die Passstrasse über den San Bernardino ist für den Verkehr freigegeben. Die San-Bernardino-Route ist aber dennoch nicht ganz ohne Einschränkungen befahrbar.

Die Reparaturarbeiten an der beschädigten A13 kommen gut voran.

Auch nach der Teilöffnung weise die A13 nicht die gewohnte Kapazität auf, schrieb das Bundesamt für Strassen (Astra) im Juni. Die Gründe sind die reduzierte Geschwindigkeit und die Verkehrsführung im Gegenverkehr. Bis der durch das Hochwasser weggespülte Strassenabschnitt wie gewohnt zweispurig befahrbar sein wird, dürfte es Ende Jahr werden.

Auch die Kantonsstrasse zwischen Grono und Lostallo bleibt wegen den Räumungsarbeiten weiterhin dem Lokalverkehr vorbehalten, wie der Kanton Graubünden am Donnerstag schrieb. Jedoch dürfen auch Reisende mit Zielort zwischen Lostallo und Grono, insbesondere touristischer Verkehr mit Nachweis einer Reservierung, die Strasse benutzen.

Die Räumungs- und Instandstellungsarbeiten im betroffenen Gebiet dauerten noch mehrere Wochen, hiess es weiter. Die Baufahrzeuge seien darauf angewiesen, die Kantonsstrasse zu benutzen. Deshalb möchten die Behörden möglichst viel Verkehr von dort fernhalten.

Warum alles schneller ging als gedacht

Mehrere Faktoren hätten den schnellen Aufbau begünstigt, berichtete der «Blick»: Das Wasser der Moesa ging schneller zurück als erwartet und es gab keine neuen schweren Niederschläge. Zudem hatte das vom Berg heruntergekommene Wasser Stein und Geröll heruntergespült, das für den Aufbau der Piste genutzt werden konnte – und es wurde Tag und Nacht gearbeitet. (DPA)

Velobrücke im Maggiatal für Autoverkehr freigegeben

Die vom Unwetter verschont gebliebene Velobrücke bei Visletto ist am Mittwoch für den Autoverkehr freigegeben worden. Zugelassen sind bisher jedoch nur Einsatzfahrzeuge oder Autos, welchen der Tessiner Krisenstab die Überquerung ausdrücklich erlaubt. Laut Informationen der Tessiner Kantonspolizei dürfen Fahrzeuge, die nicht schwerer als 3,5 Tonnen und nicht breiter als 1,8 Meter sind, mit einer Geschwindigkeit von maximal 10 Kilometern pro Stunde die Brücke überqueren.

Die Freigabe der Velobrücke erleichtere den Transport von Gütern des täglichen Bedarfs für die Bevölkerung, den Transport von Ausrüstungsmaterial für Hilfs- und Sucheinsätze sowie den Transport von Personal der Ersthelferorganisationen. (SDA)

Zwei Weiler und ein Campingplatz im Wallis evakuiert

Die Walliser Behörden haben am Mittwoch einen Campingplatz und die beiden Weiler Le Frignoley und Les Epenays im Val de Bagnes evakuieren lassen. Es droht dort ein gefährlicher Murgang.

Der obere Teil des Val de Bagnes ist unzugänglich. Beide Zufahrtsstrassen sind gesperrt. Die Behörden befürchten, dass der Wildbach Le Frignoley, der bereits einen Murgang ausglöst hatte und viel Wasser führt, erneut für Schuttlawinen sorgt.

Nach Angaben der Behörden gab es keine Schäden, aber das Risiko sei so gross, dass die Bevölkerung und die Gäste des Campingplatzes in Sicherheit gebracht worden seien. Polizei und Feuerwehr waren vor Ort. (SDA)

Velobrücke im Maggiatal wird für Autoverkehr verstärkt

Die vom Unwetter verschont gebliebene Velobrücke bei Visletto soll bald für Einsatzfahrzeuge befahrbar sein. Zu diesem Zweck werde sie derzeit verstärkt, erklärte der Tessiner Notfallstab am Mittwoch. Die Velobrücke überquert die Maggia unterhalb der zerstörten Autobrücke zwischen Visletto und Cevio.

Die noch relativ neue Brücke solle möglichst rasch für Einsatzfahrzeuge und Autos von Einheimischen freigegeben werden. Zudem hat der Tessiner Notfallstab für Donnerstag den Fahrplan zum Bau einer provisorischen oder halbprovisorischen neuen Autobrücke in Aussicht gestellt. (SDA)

The collapsed Visletto bridge between Visletto and Cevio, in the Maggia Valley pictured after bad weather, in Visletto, Switzerland, Monday, July 1, 2024. Severe storms and torrential rain in Switzerland over the weekend left three people dead in Val Maggia and its side valleys in Ticino, and one person still missing. A man was also found dead in a hotel in Saas-Grund, in the south-western canton of Valais and one person still missing. (KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)

110 Häuser im Maggiatal beschädigt

Im oberen Maggiatal sind insgesamt 110 Häuser vom Unwetter beschädigt worden. Zudem seien 10 Fahrzeuge im Wasser gefunden worden, wie der Tessiner Krisentab am Mittwoch mitteilte. Die betreffenden Häuser seien vom Unwetter des letzten Wochenendes ganz oder teilweise zerstört worden. (SDA)

Destroyed houses and debris in Prato Sornico, in the Maggia Valley, southern Switzerland on Wednesday, June 3, 2024. The storm in the night from Saturday to Sunday left a lot of devastation in the valley of the Maggia river. (KEYSTONE/Ti-Press/Samuel Golay)

Pirmin Zurbriggen: «Die Natur zeigt uns immer wieder, dass sie stärker ist»

Naturereignisse kitten die betroffenen Menschen wieder zusammen – auch wenn Unwetter wie jene der letzten Wochenenden im Wallis, im Tessin und im Bündner Misox eine Katastrophe sind. Diese Erfahrung macht Skilegende Pirmin Zurbriggen, selbst Hotelier in Saas-Almagell und Zermatt im Wallis.

«Ich erhalte Telefonanrufe von Gästen aus dem Ausland, die fragen: Um Gottes Willen, wie geht es Ihnen, ist es wirklich so schlimm?», erzählt Zurbriggen im Gespräch mit dem «St. Galler Tagblatt» vom Mittwoch. Denen sage er: «Nein, nein, Sie können ins Saastal und nach Zermatt kommen und absolut sicher sein, dass Ihnen nichts passiert. Wenn mal ein Tag die Strasse oder eine Brücke gesperrt ist, geht die Welt nicht unter.»

Für jene Hotels und Pensionen, die es getroffen habe, sei der Sommer gelaufen, sagt der 61-jährige Walliser Olympia- und Weltcupsieger. «Sie können ihre Gäste nicht empfangen, das ist schlimm. Trotzdem darf man nicht übertreiben: Zermatt ist gut erreichbar und die meisten Angebote funktionieren einwandfrei.»

Und Zurbriggen versichert: «Wir haben immer noch eine wunderbare Landschaft und es ist längst nicht überall gefährlich. Sollte das punktuell der Fall sein, werden Wege gesperrt. Hält man sich daran, besteht keine Gefahr.» Aber es sei halt so: «Die Natur zeigt uns immer wieder, dass sie stärker ist als der Mensch.» (SDA)

Zum Thema: «Alles okay hier» – Tessin und Wallis wollen den Tourismus retten

Weitere Leiche im Tessin gefunden

Im Unwettergebiet im Tessin ist ein fünftes Todesopfer gefunden worden, und zwar im Kiesbett der Maggia bei Riveo. Dort war bereits am Dienstag ein Todesopfer der Unwetter gefunden worden, wie die Tessiner Kantonspolizei am Mittwoch mitteilte.

Der Leichnam sei bei einer Suchaktion gefunden worden, an der Angehörige der Kantonspolizei, der Schweizerischen Alpinen Rettung und Hunde-Einheiten der Alpinen Rettung beteiligt waren, hiess es. Die tote Person konnte mit einem Helikopter geborgen werden. Die Identifizierung war am Mittwoch noch im Gang.

Die Zahl der im Kanton Tessin wegen der Unwetter ums Leben Gekommenen steigt damit auf fünf. Drei Frauen waren im oberen Maggiatal tot gefunden worden. Die beiden zuletzt gefundenen Opfer wurden in Riveo geborgen. Diese Ortschaft liegt im unteren Teil des Maggiatals, unterhalb der Ortschaft Cevio.

Saas-Grund rechnet mit Schäden von bis zu hundert Millionen Franken

Allein die Schäden im vom Unwetter betroffenen Oberwalliser Dorf Saas-Grund belaufen sich nach Schätzungen von Gemeindepräsident Bruno Ruppen auf fünfzig bis hundert Millionen Franken. Die Aufräumarbeiten dürften noch Monate dauern.

Die Schäden betreffen vor allem Gebäude und die Strasseninfrastruktur, wie Ruppen der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Nicht betroffen seien das Trinkwassernetz und die Kanalisation, rund achtzig Prozent der Gemeinde hätten Zugang zum Stromnetz.

Triftbach schaufelte haufenweise Schutt ins Dorf

Der über die Ufer getretene Triftbach hatte am späten Samstagabend innerhalb weniger Minuten rund hunderttausend Kubikmeter Schutt im Dorf angehäuft, was laut Ruppen zehntausend vollen Lastwagen entspricht.

«Wir haben bereits Tausende Kubikmeter weggeräumt, das Wasser aus den Häusern und Kellern gepumpt. Wir sind gut vorangekommen, aber wir sind noch lange nicht fertig, das wird noch Monate dauern», sagte Ruppen. Vor Ort sind seit Sonntag rund hundert Helferinnen und Helfer. Seit dem (heutigen) Mittwoch stehen zudem auch Armeeangehörige mit schwerem Gerät im Einsatz.

Die Hilfe der Armee könne in solchen Fällen nicht schnell genug kommen, sagte Ruppen. Denn im Walliser Dorf beginnt um den 10. Juli die Tourismussaison. Zählt der Ort normalerweise rund 3200 Einwohnende, so sind es während der Saison zwischen 12’000 und 13’000 Menschen, die sich im Ort aufhalten.

Triftbach-Projekt von 1993 wird ausgegraben

1993 war Saas-Grund schon einmal von einem ähnlichen Unwetter überrascht worden: Damals war die Vispa über die Ufer getreten, dieses Mal war es der Triftbach. Ein Projekt zur Sicherung des Triftbachs wird seit «sieben oder acht Jahren» diskutiert, sagte Ruppen weiter.

Das geplante und auf rund elf Millionen Franken geschätzte Vorhaben hätte den jetzigen Schaden laut Ruppen «stark begrenzt». Er geht davon aus, dass die Realisierung dieses Projektes etwa fünf Jahre dauern wird und erhofft sich durch das jüngste Ereignis etwas mehr Schwung für die Realisierung des Sicherungsprojektes.

Gemeinden im oberen Maggiatal lancieren gemeinsamen Wiederaufbau

Die von den Unwettern im oberen Maggiatal am stärksten getroffenen Gemeinden Bavona und Lavizzara haben eine gemeinsame Wiederaufbau-Kampagne lanciert. Beiden Kommunen fehle das Geld, um Häuser und öffentliche Gebäude wieder aufzubauen, hiess es.

«Bavona e Lavizzara: Ricostruiamo insieme» – «Bavona und Lavizzara: Wir bauen gemeinsam wieder auf» heisst die am Mittwoch den Medien vorgestellte Kampagne. Sie soll es ermöglichen, gemeinsam Geld zu sammeln und den Wiederaufbau zu koordinieren.

Innert weniger Stunden sei ein Grossteil seiner Gemeinde zerstört worden, sagte Gabriele Dazio, Gemeindepräsident von Lavizzara, an der Medienkonferenz oberhalb der von den Wassermassen zerstörten Eishalle in Prato Sornico. «Wir müssen jetzt alles tun, um die Kraft zu finden, diese wunderschöne Landschaft wieder voranzubringen», resümierte Dazio.

Mehrere Kläranlagen im Wallis ausser Betrieb

Wegen dem Unwetter am Wochenende funktionieren gleich mehrere Kläranlagen im Wallis nicht mehr. Betroffen sind Standorte in Siders, Saas-Tal, Zermatt, St. Niklaus, Annivires und Evolène. Das dortige Abwasser gelangt darum aktuell unbehandelt in die Rhone, schreibt Pomona.ch.

Die Bevölkerung ist angehalten, Toilettenpapier im Abfall zu entsorgen und Stoffe, die nicht biologisch abbaubar sind, nicht herunterzuspülen. Die Behörden seien daran, die Betroffenen zu informieren und Ersatzlösungen aufzugleisen. (fem)

Weitere Leiche im Maggiatal gefunden

Nach den Unwettern im Tessin ist im Maggiatal am Dienstag eine weitere Leiche gefunden worden. Ein Helikopter hatte die am Dienstagabend noch nicht identifizierte tote Person in Riveo im Flussbett gesichtet, danach wurde sie von einem Helikopter geborgen.

Ein Militärhelikopter ortete die tote Person in der Maggia, wie die Kantonspolizei mitteilte. Später barg sie ein Helikopter der Rettungsflugwacht. Die Identifizierung war am Abend im Gang. (SDA)

Opfer im Bavonatal waren deutsche Touristinnen

Die drei Frauen, welche am letzten Wochenende im oberen Maggiatal Opfer des Unwetters wurden, sind identifiziert. Gemäss Informationen der Tessiner Kantonspolizei handelt es sich um zwei 73- und eine 76-jährige Deutsche aus dem Bundesland Baden-Württemberg.

Die Frauen wurden Opfer eines Erdrutsches in der Gegend von Fontana im Bavonatal, wie die Polizei am Dienstag weiter festhielt. Ihre Leichen waren am Sonntagmorgen gefunden worden. Das Val Bavona ist ein Seitental des Maggiatals und wurde besonders stark vom Unwetter am vergangenen Samstag getroffen. (SDA)

Umweltminister Rösti: Extremereignisse werden intensiver

Umweltminister Albert Rösti sieht das Risiko weiterer Schadensereignisse bei Unwettern in der Schweiz als nicht verhinderbar an. «Es gibt kein Leben ohne Risiko» sagte Rösti im «Tagesgespräch» von Radio SRF vom Dienstag. Dies sei insbesondere in Berggebieten der Fall.

Mit den gleichen Mitteln einen grösseren Schutz erreichen»: Bundesrat Albert Rösti, hier während einer Medienkonferenz zur Situation um die gesperrte A13.

Deshalb wolle man der Bevölkerung kein «Null-Risiko» verkaufen. Er glaube denn auch den Experten, die sagten, dass der Klimawandel hierbei einen Einfluss habe. Die Ereignisse würden «intensiver». Aus Einzelereignissen könne man jedoch nicht auf den Klimawandel schliessen, sagte Rösti weiter. Zudem würden in gefährdeten Gebieten mehr Menschen wohnen, als noch zu früheren Zeiten.

Deshalb brauche es eine Anpassung des Schutzniveaus. Man müsse nun dafür sorgen, dass die Ereignisse weniger Auswirkungen hätten. Der Bund alleine zahle jährlich 160 Millionen Franken für Schutzmassnahmen. Man könne die Gelder aber noch gezielter und risikobasierter einsetzen, sagte Rösti. «Das heisst gezielt da, wo man feststellt, dass das Risiko aufgrund von Wetterereignissen grösser ist.»

Mit Schutzmassnahmen gegen Unwetterextreme: Das plant die Politik. Die zerstörte Brücke zwischen Visletto and Cevio.

Rösti äusserte sich auch zur Alarmierung der Bevölkerung. Ein Viertel der Menschen hätte Warn-Apps auf dem Smarthphone installiert. Auf die Frage, ob Warnmeldungen an alle gesendet werden sollten, sagt Rösti einerseits, dass das schon besser wäre, andererseits verweist er auf die Eigenverantwortung, wonach jede Person selber entscheiden müsse, ob sie eine App herunterladen wolle. Lesen Sie zum Thema auch: Schweiz hinkt bei der Unwetter-Warnung hinterher

Eine Erkenntnis aus den jüngsten Unwettern sei dabei, dass «wir das neue Wasserbaugesetz sehr rasch in Kraft setzen müssen», sagte Rösti. Dieses sehe noch gezieltere Risikoverminderungen vor, auch in raumplanerischer Hinsicht. «Wir wollen mit den gleichen Mitteln noch einen grösseren Schutz erreichen.»

Die Rhonekorrektur – die im Moment gestoppt ist – sei ein Projekt, dass über 20 Jahre hinweg finalisiert werde, wobei der Bund mit mehr als einer Milliarde Franken Unterstützung leiste, führte Rösti aus. Der Kanton Wallis wolle nun noch einmal überprüfen, ob dabei wirklich rund 150 Hektare Fruchtfolgeflächen verloren gehen sollten respektive müssten. Das liege in der Hand des Kantons. Lesen Sie auch: Im Wallis rächt sich der nicht umgesetzte Hochwasserschutz

Es sei aber unbestritten, dass bei diesem Interessenkonflikt keine Abstriche bei der Sicherheit gemacht werden dürften, sagte der der Vorsteher des eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek). Da werde auch der Bund draufschauen.

Das Risiko für die Bevölkerung bei Unwettern liegt nie bei Null: Laut Albert Rösti verlaufen die Aufräumarbeiten an der A13 bei Lostallo nach Plan.

Klar sei hierbei auch, dass es bei der voraussichtlichen Dauer bis zur Fertigstellung des Projekts, «noch den einen oder anderen Schaden geben wird». Mit den bisher vorgenommenen Korrekturen an Rhone und Rhein habe man mit Blick auf die jüngsten Überschwemmungen und Erdrutsche in der Schweiz derweil ein noch «viel grösseres Schadenspotenzial» als das jetzige bereits verhindert, sagte Rösti.

Zu den Aufräumarbeiten des zerstörten Teilstücks der A13 bei Lostallo sagte er, diese verliefen zum Glück nach Plan. (SDA/oli)

Mehr zum Thema

Podcast «Apropos»: Wie kam es zum verheerenden Hochwasser?

Reportage aus dem Tessin: Verwüstung entlang der Maggia: «So ein Regen, so viel Wasser … no, mai visto»

Walliser Firmen beantragen Kurzarbeitsentschädigung nach Unwetter

Nach den Unwettern im Wallis stehen die beiden auf Aluminiumprodukte spezialisierten Unternehmen Constellium und Novelis in Siders VS und Chippis VS still. Wann der Betrieb wieder hochgefahren wird, war zunächst unklar. Die Firmen haben Antrag auf Kurzarbeitsentschädigung gestellt.

«Die Aufräumarbeiten haben am Montag begonnen, wobei die Räumung der Zugänge Priorität hat», sagte Serge Gaudin, Chef von Novelis Siders, am Dienstag der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Auf dem Gelände seien Feuerwehrleute und Armeeangehörige damit beschäftigt, den Schlamm wegzuräumen.

«Wir wissen noch nicht, wie lange die Fabrik still seht wird und wie gross der Schaden ist. Insbesondere müssen alle Maschinen auf Defekte untersucht werden, und das Gelände ist gross», fügte Gaudin hinzu. Er könne deshalb noch keine Zahlen zu den finanziellen Auswirkungen der Überschwemmung auf das Unternehmen nennen,

1200 Personen am Standort betroffen

Das multinationale Unternehmen Novelis beliefert die Automobilindustrie in ganz Europa. Constellium stellt Eisenbahnmaterial her. Am gesamten Industriestandort arbeiten rund 1200 Personen, davon 520 bei Novelis. «Wir haben beim Kanton präventiv einen Antrag auf Kurzarbeitsentschädigung (KAE) gestellt», erklärte Gaudin. Er bestätigte damit eine Meldung in «Le Temps» und «Le Nouvelliste».

Constellium reichte ebenfalls ein Gesuch beim Kanton ein. Laut Aussagen von Wirtschaftsdirektor Christophe Darbellay (Mitte) haben sich bislang keine weiteren Unternehmen an den Kanton gewandt.

Der Walliser Regierungspräsident Franz Ruppen (SVP) schätzte am Montagabend die Unwetterschäden auf 200 Millionen Franken – ohne die Schäden, die Privatpersonen oder Unternehmen erlitten haben. Dieser Betrag sei jedoch nur vorläufig. (SDA)

Suche nach vermisster Person im bündnerischen Misox läuft weiter

Im Misox in Graubünden wird nach schweren Unwettern weiterhin nach einer vermissten Person gesucht. Die Suche laufe bis auf Weiteres, sagte der Bündner Regierungsrat Peter Peyer (SP) am Dienstag vor den Medien in Chur.

Wie lange die Suche laufe und wo überall gesucht werde, stehe noch nicht fest, sagte der Justiz- und Sicherheitsdirektor.

Bisher forderten die Unwetter und nachfolgende Fluten sowie Schuttströme im Misox zwei Todesopfer. Eine weitere Person konnte lebend aus Schuttmassen geborgen werden. (SDA)

Elf Spezialisten leisten psychologische Hilfe im Maggiatal

Neben den Spezialisten, die bei der Suche nach den fünf vermissten Personen helfen, stehen im oberen Maggiatal auch elf Psychologen und Betreuer im Einsatz. Sie unterstützen jene Menschen, die von den Unwetterfolgen besonders stark betroffen sind.

Konkret im Einsatz stehe das Care Team Ticino, unterstützt von Spezialisten der Tessiner Kantonspolizei, wie die Polizei mitteilte.

In den Ortschaften Mogno und Pian di Peccia sei die Stromversorgung noch immer nicht gewährleistet, heisst es in einem Communiqué der Tessiner Kantonspolizei. Auch die Mobilfunkkommunikation bleibe schwierig. (SDA)

Wasserstand der Maggia erschwert Suche nach Vermissten

Die Suche nach insgesamt fünf Vermissten in Folge eines heftigen Unwetters im Maggiatal vom letzten Wochenende wird durch viel Wasser führenden Fluss erschwert. Derzeit ist laut Informationen der Tessiner Kantonspolizei nur eine Suche an der Wasseroberfläche möglich.

Der Wasserstand der Maggia lasse derzeit keine gründlicheren Kontrollen zu, heisst es in einem Communiqué der Kantonspolizei weiter.

An der Suche beteiligt seien zurzeit rund fünfzehn Spezialisten, darunter Angehörige der Kantonspolizei (Such- und Ermittlungseinheit, Hundestaffel, Seeeinheit und Helikopterspezialisten) sowie Rettungskräfte des Schweizer Alpen-Clubs (SAC). Unterstützt würden die Suchenden von Helikoptern des Militärs sowie zivilen Helikopter-Besatzungen.

Die Einsätze konzentrierten sich besonders auf die Gebiete von Peccia und Prato Sornico sowie auf den Flussabschnitt zwischen Pian di Peccia und Bignasco. (SDA)

135 Armeeangehörige im Tessin und im Wallis im Einsatz

epa11448171 Rescue workers search the debris with dogs at the site of a landslide in Fontana, Val Bavona, in the Maggia Valley, near Cevio, southern Switzerland, 30 June 30 2024. The storm in the night from Saturday to Sunday destroyed various traffic routes. On Sunday 30 June morning, the bodies of two women were recovered in Val Bavona near a landslide. A third body was later found in the same area. A fourth missing person is still being searched for in the Lavizzara Valley.  EPA/MICHAEL BUHOLZER

Rund 135 Angehörige der Schweizer Armee helfen im Tessin und im Wallis bei der Bewältigung der Unwetterschäden. Im Tessin ist der Bau einer militärischen Hilfsbrücke geplant.

Aktuell erfolgten durch die zivilen Behörden in der Region Cevio im Maggiatal die notwendigen ingenieurtechnischen Vorbereitungen, um mit dem Bau der Brücke sicher beginnen zu können, teilte die Armee am Dienstag mit. Die Brücke soll von etwa 35 Angehörigen des Katastrophenhilfe-Bereitschaftsbataillons erstellt werden.

In der Region Siders und Chippis im Wallis sind Angehörige des Katastrophenhilfe-Bereitschaftsbataillons sowie des Geniebataillons 6 damit befasst, Wassermassen abzupumpen und Verkehrswege freizuräumen. Zudem sind Armeeangehörige bereit, die Beleuchtung von Schadenplätzen auch der zivilen Einsatzkräfte sicherzustellen. Bei Bedarf soll damit auch in der Nacht gearbeitet werden können.

Im Rahmen einer ständigen Leistungsvereinbarung stand die Armee bereits am Wochenende mit Mitteln der Luftwaffe im Einsatz. Aufnahmen aus der Luft ermöglichten es den zivilen Krisenführungsorganisationen, ein umfassendes Bild vom Ausmass der Unwetterschäden zu bekommen. Zudem unterstützte die Luftwaffe am Wochenende im Tessin die Evakuation von rund 300 Personen mit zwei Helikoptern aus einem abgeschnittenen Gebiet. (SDA)