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Rücktritt des SNB-Chefs
Wer für die Nachfolge von Thomas Jordan infrage kommt

Martin Schlegel,  Vizepräsidenten des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank (SNB)
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Er gilt für manche bereits als gesetzt für die Nachfolge von Thomas Jordan als Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB): Martin Schlegel wurde im Mai 2022 neu ins dreiköpfige Direktorium gewählt – und direkt zum Vize befördert. Er gilt als Ziehsohn Jordans und begann 2003 als dessen Praktikant in der Forschungsabteilung. Mit Jahrgang 1976 ist Schlegel noch relativ jung.

Einen Automatismus gibt es hier aber nicht. Gemäss Wahlprozedere macht der SNB-Bankrat einen Wahlvorschlag zuhanden des Bundesrats. Der Bankrat ist das Aufsichtsgremium der Nationalbank, er setzt sich zusammen aus Vertreterinnen und Vertretern der Kantone, der Wissenschaft und der Wirtschaft. Wahlbehörde ist aber der Bundesrat. Er ist nicht an den Vorschlag des Bankrats gebunden. Der Bundesrat bestimmt ebenfalls, wer im Dreiergremium das Präsidium übernimmt.

Klar für eine externe Besetzung sprechen sich die Mitglieder des SNB-Observatoriums aus. Es besteht aus den Ökonomen Yvan Lengwiler, Charles Wyplosz und Stefan Gerlach und verfolgt das Ziel, die Politik der Schweizerischen Nationalbank mit kritischen Diskussionsbeiträgen zu hinterfragen.

«Der Rücktritt von Thomas Jordan bietet die Chance, dass das Direktorium wieder, wie das früher der Fall war, mit zwei externen Mitgliedern und nur einem SNB-internen zu besetzen», sagt Gerlach, ehemaliger Vizepräsident der irischen Notenbank und heute Chefökonom der Bank EFG.

Interne Beförderung? «Ein kapitaler Fehler»

«Die Nationalbank beschäftigt sich zu viel mit sich selber», sagt Yvan Lengwiler, Wirtschaftsprofessor an der Universität Basel. Es brauche «mehr Ideen von aussen». «Es wäre deshalb ein kapitaler Fehler, jetzt mit einer internen Beförderung die Gelegenheit zu verpassen, Know-how von aussen einzubinden.»

Nach dem Wechsel von Andréa Maechler zur Bank für Internationalen Zahlungsausgleich wählte der Bundesrat im letzten September den Waadtländer Antoine Martin ins Direktorium. Er kam von der US-Notenbank Federal Reserve.

«Das Direktorium mit Martin Schlegel und Antoine Martin ist erst sehr kurze Zeit im Amt und bringt zu wenig Erfahrung mit», sagt Gerlach. «Es wäre nicht klug, wenn jetzt Schlegel einfach zum Präsidenten aufrücken würde. Eine integre Persönlichkeit mit viel Berufserfahrung ausserhalb der SNB wäre die bessere Lösung.»

Gerlach und Lengwiler nennen beide Renaud de Planta als geeigneten Jordan-Nachfolger. Er ist Teilhaber der Genfer Privatbank Pictet. Er wurde im September vom Bundesrat in den SNB-Bankrat gewählt, dem er ab Mai angehören wird. De Planta war auch Mitglied der Expertengruppe Finanzstabilität, die den Untergang der Credit Suisse im Auftrag von Finanzministerin Karin Keller-Sutter untersuchte.

Renaud de Planta
Senior Partner von Pictet

Bereits bei der Maechler-Nachfolge war als mögliche Kandidatin die Basler Wirtschaftsprofessorin Sarah Lein genannt worden. «Sie wäre hervorragend geeignet», findet Lengwiler. Sie würde auch das Frauendefizit in der SNB etwas reduzieren.

Derzeit sitzt mit Petra Tschudin nur eine Frau im siebenköpfigen erweiterten Direktorium. Sie gilt als geeignete Kandidatin für den Aufstieg ins Direktorium. Immer wieder für eine SNB-Nachfolge genannt wurde zudem die renommierte Ökonomieprofessorin Beatrice Weder di Mauro.

Jordan habe «sehr gute Arbeit geleistet»

Ein anderer Name, der im Zusammenhang mit der SNB wiederholt auftaucht und der gemäss Lengwiler das Anforderungsprofil erfüllen würde, ist Patrick Raaflaub. Der frühere Direktor der Finanzmarktaufsicht (Finma) ist heute Risikochef des Schweizer Rückversicherers Swiss Re.

Patrick Raaflaub, Direktor der Eidgenoessischen Finanzmarktaufsicht (FINMA), praesentiert den Jahresbericht 2012 am Dienstag, 26. Maerz 2013 in Bern. Die Lebensversicherer unter Druck, der Hypothekarmarkt in Schieflage, die Finanzbranche im Umbruch: Die Finanzmarktaufsicht (Finma) musste letztes Jahr mehrere Brandherde bekaempfen. Laut Finma-Direktor Partick Raaflaub wird es 2013 kaum einfacher werden. (KEYSTONE/Lukas Lehmann)

Genannt wird auch Cédric Tille, Professor am Graduate Institute in Genf. Er war bis April 2023 Mitglied im SNB-Bankrat und ist ein ausgewiesener Währungsexperte. Er will zur Nachfolgefrage nicht Stellung nehmen, lobt aber Thomas Jordan: «Seit 2007 war die Aufgabe der Nationalbank sehr schwierig. Die Schweiz ist eine Insel der Stabilität geblieben. Die SNB und Thomas Jordan haben hier sehr gute Arbeit geleistet.»

Seiner Meinung nach gibt es drei Problembereiche, welche eine neue SNB-Führung angehen müsste: «Das Wichtigste ist die Frage, wie man mit einer Bank umgehen soll, die in Schwierigkeiten gerät, das ist dringlich, jetzt, da die UBS noch grösser geworden ist.» Die zweite wichtige Frage sei, wie gross die SNB-Bilanz langfristig sein sollte. Und schliesslich stelle sich angesichts der immer noch tiefen Realzinsen die Frage, was die SNB mache, wenn die Inflation vorbei sei und die Zinsen wieder gegen null oder darunter gingen.

Korrektur vom 2.3.2024 um 09.00 Uhr: In einer früheren Version des Artikels war die Funktion von Renaud de Planta bei Pictet nicht korrekt wiedergegeben. Er ist seit 25 Jahren Teilhaber und seit fünf Jahren Seniorteilhaber der Pictet Gruppe.