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TV-Kritik «Tatort»
Schwitzen, motzen, schreien und rennen im Schwarzwald

Ein Mann und eine Frau im Wald, umgeben von Bäumen und Gras. Die Frau schaut zurück zum Mann.
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Der Schwarzwald läuft heiss. Alle schwitzen, alle motzen, alle schreien herum. In der knallheissen Seilbahn, in der am Ende der Fahrt ein Mann tot ist. Bei der Lagebesprechung der Polizei, nach der Kommissarin Franziska Tobler (Eva Löbau) kopflos in den Wald rennt und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) über seine Kollegin herzieht: «Was macht die denn? Meine Fresse!» Bullenhitze draussen, Eiszeit zwischen den beiden: Tobler hat sich für die Dezernatsleitung beworben, könnte also Bergs Chefin werden. Aber dem hat sie nichts davon gesagt, warum auch immer.

Und so schwitzen und motzen und schreien und rennen sie in «Die grosse Angst» von Christina Ebelt (Buch und Regie) den ganzen Film lang vor sich hin. Keine Atempause, bis das SEK vor einer Blockhütte im Wald steht, umringt von Wutbürgern, die der Polizei nicht trauen und eine Hetzjagd starten. Auf die Ermittler, auf die mutmasslichen Täter. Zwischenzeitlich verschwindet noch ein Junge, eine Geiselnahme wird vermutet. Zielpersonen sind seine ehemalige Kindergärtnerin Nina Kucher (Pina Bergemann) und ihr Mann Sven (Benjamin Lillie). Sie ist hochschwanger, er Arzt, und beide sind in der Seilbahn ausgerastet, weil die Luft für den Umstand der Frau zu dünn war, ein Fahrgast das Fenster aber nicht geöffnet lassen wollte. Wildes Hantieren mit dem Notfallhammer, Blut, Flucht.

In dem Wirrwarr dieses «Tatorts» aber gärt ein wirkliches Drama

So richtig zündet der «Tatort» aus Freiburg nicht, obwohl er die ganze Zeit auf Hochtouren läuft. Vielleicht hält sich der Krimi auch zu lange damit auf, eindeutig zu sein. Gut, es mangelt der Polizei an Leuten, weil viele Einsatzkräfte sich um Waldbrände kümmern müssen. Ja, die Hitze macht einen verrückt. Und natürlich ist es unerträglich, wenn ein Ausflügler stirbt und ein Kind verschwindet. Das begreift man aber auch, wenn nicht alle durchdrehen. Warum müssen sich Tobler und Berg, die sonst sehr unaufgeregt zusammen ermitteln, pausenlos aufführen wie verstimmte Teenager? Es wird auch eine Backpfeife verpasst und geschmollt.

In dem Wirrwarr der Kopflosigkeiten aber gärt ein wirkliches Drama, das grossartig von Pina Bergemann getragen wird. Sie spielt eine Frau in sehr besonderen Umständen: Nina Kucher ist nicht nur hochschwanger, sie ist auch schwer krank. Ein Hirntumor löst bei ihr spontane Aggressionsschübe aus. Sie schwitzt, motzt, schreit und rennt ohne Pause, und das aus gutem Grund: Es geht um ihre Existenz. Reicht für einen guten Krimi doch vollkommen.