Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

TV-Kritik «Tatort»
Cold Case im Schwarz­wald – und was liegt unter Bergs Beton?

Und wer bekommt den Chefposten? Das Freiburger Ermittlerduo Tobler (Eva Löbau) und Berg (Hans-Jochen Wagner).
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

«Man muss nicht verrückt sein, um hier zu arbeiten. Aber es hilft ungemein!» So steht das geschrieben, in der Büroküche auf dem Posten in Freiburg, aber, um es vorwegzunehmen, ganz so absonderlich geht es in der jüngsten Folge aus dem Schwarzwald um die Ermittler Berg (Hans-Jochen Wagner) und Tobler (Eva Löbau) nicht zu und her.

Das Opfer ist ein Anwalt, auch dessen Stiefvater ist einer, hat sogar eine eigene Kanzlei. Nicht nur den Ermittlern kommt Rainer Benzinger – richtig fies: August Zirner – verdächtig vor; dass der Sohn seiner Gattin ums Leben kam, scheint ihn weniger zu kümmern, als dass rund um ihn jetzt Staub aufgewirbelt wurde.

Drehbuchautor Bernd Lange schrieb bereits die auf sehr viel Anklang gestossene Auftaktfolge zum Freiburger Duo und wirkte jüngst an den international koproduzierten Fussballthriller-Folgen von «Das Netz» mit. So richtig verfangen will man sich in seiner neusten «Tatort»-Folge nicht: Es fehlt der Sprung der Ermittler aus ihrer Komfortzone, das Abenteuer, das Wühlen in einem überraschenden, interessanten Milieu.

Berg und Tobler bleiben in diesem Fall nicht nur geografisch zu Hause. Während er sich diesmal nur am Rande mit übergeordneten Autoritäten anlegt, besteht ihr Ermittlungsimpuls lediglich darin, dass sie ihren pensionierten Polizistenvater um Rat fragt. Das immerhin lohnt sich: Vater Tobler erkennt die Tatwaffe von einem längst geschlossenen Fall, im Schwarzwald wird ein Cold Case neu aufgerollt.

Der immer gleiche «Tatort»-Spin: Die Rocker warens nicht

Rudi Gaul inszeniert das äusserst nüchtern. Den Täter, zu dessen Identität wenigstens das Drehbuch einen tollen Schlenker in letzter Minute bereithält, umgibt ein Krimi-Klangmotiv aus den 80er-Jahren, die Ästhetik wechselt zwischen Schwarzwald-dunkel und Rothaus-Pils-hell.

Eigenheit des immer gleichen «Tatort»-Spins: Die Rocker, die den Ermittlern auf die richtige Spur helfen, warens nicht. Ohnehin entspringt ihr Clubhaus mit geschlossenen Jalousien, Zigarettenrauch und leeren Flaschen einem Klischee, wie es nicht einmal die badischen Landschaftsbilder besser hätten zementieren können.

Richtig fies: August Zirner als windiger Anwalt Rainer Benzinger.

Am Rande der Handlung, die sich über den windigen Anwalt Benzinger langsam zu einem Justizskandal auswächst, entwickelt sich das Verhältnis der Protagonisten in eine interessante Richtung. Die Dezernatsleitung ist bekanntermassen vakant. Tobler denkt, dass sich Berg bewirbt, und Berg denkt, dass Tobler das ganz gut machen würde. Toblers Vater findet auch, dass seine Tochter die Richtige dazu wäre – «du bischd ne Frau, du haschd alle Qualifikationen». Überhaupt ist Dialekt in der Folge ein Stilmittel: Während es zwischen den Rockern und Berg als soziokultureller Indikator dient, sorgt es zwischen Tobler und ihrem Vater für familiären Umgang.

Vater Tobler fährt am Ende gar bei Berg auf dem Hof vor, um ihm klarzumachen, bei der Ausmarchung um den Führungsposten zurückzustehen. Sonst würde er ein dunkles Geheimnis lüften – und es wird klar, dass dieses Geheimnis unter dickem Beton auf Bergs Hof liegt. Das behalten wir im Hinterkopf.