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Stimmen von Syrern und Syrerinnen
Unter Freudentränen sagt er: «Das ist ein Sieg der Gerechtigkeit, ein Sieg der Menschlichkeit»

«Wir sind freie Menschen», sagt der Lehrer Abdulkafi Alhamdo. Er wurde 2016 durch Berichte aus Aleppo bekannt.
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In Kürze:
  • Syrien feiert den überraschenden Sturz des Assad-Regimes.
  • Zahlreiche Personen teilen auf Social Media ihre Emotionen, darunter auch bekannte syrische Blogger.
  • Es sei ein Tag von Liebe und Frieden, schreibt die Aktivistin Bana Alabed.

Nach dem überraschenden Sturz des Regimes können es viele kaum fassen: Syrien ist frei. Auf Social Media teilen zahlreiche Personen ihre Überraschung und Freude. Darunter auch bekannte syrische Bloggerinnen und Blogger, die den Freiheitskampf der Menschen über Jahre miterlebt haben.

Einer von ihnen ist Abdulkafi Alhamdo, bekannt als «Mr. Al­ham­do». In einem Video vom Sonntag weint er Freudentränen und ringt um Fassung. «Jetzt kann ich sagen: Syrien ist frei. Wir sind freie Menschen. Ich will einfach weinen, lachen und feiern.» Endlich könne man ruhig schlafen und an eine Zukunft denken.

Alhamdo wurde 2016 durch Berichte aus Aleppo bekannt. Damals dokumentierte er die Belagerung und die Einnahme der Stadt durch Regierungstruppen. Ein erschütterndes Video ging vor acht Jahren viral: Es zeigte den Lehrer, wie er in einem Hinterhof kauerte, während im Hintergrund Schüsse fielen. «Wir wollten Freiheit. Nicht mehr. Aber diese Welt mag keine Freiheit», sagte er 2016 unter Tränen. In einem Tweet bat er die internationale Gemeinschaft, das Leben seiner Tochter und anderer Kinder zu retten.

Aleppo, einst eine Millionenstadt und Wirtschaftsmetropole, war nach den Kämpfen von 2016 grösstenteils zerstört.

Die Einnahme Aleppos im Dezember 2016 markierte einen Wendepunkt im Krieg. Nach jahrelangen Kämpfen eroberten syrische Regierungstruppen, unterstützt von Russland und iranischen Milizen, die von Rebellen gehaltenen östlichen Stadtteile. Die Offensive ging mit intensiven Luftangriffen einher, die grosse Teile der Stadt zerstörten und mehrere Hundert Zivilisten töteten. Für die eingeschlossenen Bewohnerinnen und Bewohner verschärfte sich die humanitäre Krise durch Lebensmittelknappheit und fehlende medizinische Versorgung.

Sie fordern Gerechtigkeit

Alhamdo erinnert in einem Beitrag daran, die Taten des syrischen Regimes nicht zu vergessen. Er posierte in einem Video vor dem Quwaiq-Fluss, der durch Aleppo fliesst. Nach der Einnahme der Stadt durch die Regierungskräfte wurden dort immer wieder Leichen von als vermisst gemeldeten Bürgern und Bürgerinnen angeschwemmt – hingerichtet vom Regime. Ein Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch nannte ihn «den Fluss des Todes». Deswegen kehre man nach Aleppo zurück, sagte Alhamdo: «Um Gerechtigkeit zu verlangen für diejenigen Menschen, denen diese verwehrt blieb.»

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Er wendet sich in dem Video auch an die internationale Gemeinschaft: «Ich hoffe, die ganze Welt hilft uns, Gerechtigkeit für diese Menschen zu erhalten.» Es müsse dafür gesorgt werden, dass diejenigen, die für diese Straftaten verantwortlich waren, zur Rechenschaft gezogen werden.

Gemeinsam mit seinen beiden Kindern reiste er in den vergangenen Tagen nach Aleppo. Seine heute 8-jährige Tochter war dort zuletzt mit zehn Monaten – und hätte damals beinahe nicht überlebt. Ein Bild zeigt das Mädchen nun gemeinsam mit ihrem lachenden jüngeren Bruder in der jahrelang umkämpften Stadt. Der Fall Assads sei nicht nur ein Sieg der syrischen Bevölkerung: «Das ist ein Sieg der Gerechtigkeit. Ein Sieg der Menschlichkeit.»

«Heute ist ein Tag von Liebe und Frieden»

Auch die inzwischen 14-jährige Bana Alabed meldete sich auf X zum Sturz von Assad. Alabed wurde 2016 berühmt, als ihre Mutter ihr einen X-Account eröffnete. Durch ihre Posts über die Belagerung erregte sie weltweit Aufmerksamkeit. Am 13. Dezember 2016 twitterte sie: «Ich spreche jetzt live aus Ost-Aleppo zu der Welt. Dies ist mein letzter Moment, in dem ich entweder leben oder sterben kann.» Alabed überlebte damals die Einnahme Aleppos und konnte mit ihrer Mutter in die Türkei fliehen. Dort erhielt sie die türkische Staatsbürgerschaft.

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Acht Jahre später ist die Realität eine andere. In einem Post feiert die Schülerin das Ende des Regimes und die Hoffnung auf einen Neuanfang. «Die Sonne der Freiheit scheint endlich in unserem Land. Zum ersten Mal nach Jahren des Tötens, der Unterdrückung und der Entbehrungen leben die Syrer endlich das Versprechen eines würdigen Lebens.» Ein Leben ohne Angst, ohne Bombardierungen und ohne die tägliche Bedrohung durch Vertreibung.

Sie erlebte die Einnahme von Aleppo als Siebenjährige: Bana Alabed.

Der jahrelange Traum von einem freien Syrien sei endlich in Erfüllung gegangen: «Wir blicken nun mit Hoffnung in eine Zukunft, in der alle Kinder in Frieden und Sicherheit leben können. Mögen sie zu einer Generation heranwachsen, die sich für Frieden einsetzt.» Man schliesse ein Kapitel von Krieg und Konflikten ab und starte einen Neuanfang, der «alle Syrerinnen und Syrer» einbeziehe, so die 14-Jährige. «Heute ist ein Tag von Liebe und Frieden.»