Preise bei Vodafone ItaliaHandy-Abo der Swisscom-Tochter kostet ein Fünftel des Schweizer Pendants
Die milliardenschwere Übernahme wirft ein Schlaglicht auf die Tarife: In Italien bietet Swisscom deutlich billigere Produkte an als im Schweizer Heimmarkt.
Die Swisscom ist in Italien auf Einkaufstour: Für 8 Milliarden Euro übernimmt sie dort den Mobilfunkanbieter Vodafone, um diesen mit dem eigenen Festnetzbetreiber Fastweb aus Mailand zu fusionieren. Die Gelegenheit ist also günstig, um einen Blick auf unseren Nachbarn im Süden zu werfen: Welche Preise zahlt die Kundschaft von Vodafone Italia und Fastweb eigentlich für Telecomprodukte? Und wie schneiden die Angebote im Vergleich zu den Swisscom-Angeboten ab?
Dazu hat diese Redaktion die günstigsten Angebote der drei Unternehmen in den Bereichen Internet, Mobilfunk und kombinierten Abonnements angeschaut. Auffallend sind die Preisunterschiede im Mobilfunk: Bei Vodafone Italien ist das Einstiegsangebot für umgerechnet 9.60 Franken pro Monat erhältlich. Bei der Swisscom kostet das billigste Produkt knapp 50 Franken monatlich. Das ist fünfmal so teuer.
Fairerweise muss jedoch ergänzt werden, dass die Swisscom in ihren Abos in der Regel mehr Leistung anbietet als die italienischen Tochtergesellschaften. Hinzu kommen Einschränkungen, welche beispielsweise die italienischen Kunden von Vodafone hinnehmen müssen. Beim günstigsten Mobilfunkangebot gibt es ein unlimitiertes Datenvolumen nur dann, wenn man das Abo mit dem Bezahlsystem Smartpay begleicht. Ansonsten gilt eine Grenze von 70 Gigabyte pro Monat.
«Hohe Zahlungsbereitschaft» in der Schweiz
Branchenkenner Ralf Beyeler vom Vergleichsdienst Moneyland.ch hält dazu fest: «Die Kaufkraft und die Zahlungsbereitschaft in der Schweiz sind viel höher.» Mit anderen Worten: Solange die Konsumentinnen und Konsumenten nicht bereit sind, zu billigen Angeboten zu wechseln, kommt der staatsnahe Betrieb mit seiner Preispolitik durch.
«Das sieht man auch daran, dass es immer noch viele Kunden gibt, die jeden Monat 80 bis 100 Franken für ein Handy-Abo bezahlen», fährt Beyeler fort. Es gebe aber vergleichbare Produkte für weniger als 20 Franken im Monat.
Ein Swisscom-Sprecher weist den Vorwurf zurück, wonach das Unternehmen zu hohe Preise verlange: «Um die Kaufkraftunterschiede in den verschiedenen Märkten bereinigt, sind die Preise von Swisscom in der Schweiz mit denen in anderen Ländern vergleichbar.» Kundinnen und Kunden in der Schweiz profitierten von der Übernahme, indem «die Swisscom als Ganzes gestärkt wird». Dies sichere anhaltende Investitionen in Innovation, Dienstleistungen und Infrastruktur der nächsten Generation, so der Firmensprecher.
Zusammenarbeit beim Roaming denkbar
Weitere mögliche Vorteile für die Schweizer Swisscom-Kundschaft aus der Übernahme erkennt Swisscom vorerst nicht. Wie wäre es zum Beispiel mit günstigeren Roamingtarifen für Swisscom-Kunden in Italien? Oder speziellen Angeboten für Bewohner des Grenzgebietes zu Italien?
Es gebe dazu keine konkreten Pläne, winkt der Swisscom-Sprecher ab. Er verweist jedoch auf die neue Ausgangslage nach der Übernahme in Italien. So soll es zu engeren Beziehungen zwischen der Vodafone-Gruppe und der Swisscom kommen, die über das abgeschlossene Geschäft in Italien hinausgehen. Die Rede ist von einer möglichen Zusammenarbeit beim Internet der Dinge – und beim Roaming.
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