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Superbowl in der Spielerstadt
Las Vegas im Wandel – der Sündenpfuhl entdeckt den Sport

Allegiant Stadium (L) at sunrise ahead of Super Bowl LVIII in Las Vegas, Nevada on February 9, 2024. The Kansas Chiefs will play the San Francisco 49ers in Super Bowl LVIII, scheduled for February 11, 2024. (Photo by Patrick T. Fallon / AFP)
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Wetten, Würfeln, Pokern – das sind die Begriffe, die üblicherweise mit Las Vegas assoziiert werden, welches sich selbst als Unterhaltungshauptstadt der Welt bezeichnet. Dieses Prädikat hat sich die Metropole mit 650’000 Einwohnern und rund 40 Millionen Besuchern pro Jahr hart erarbeitet.

Wer sich hier vergnügen, bereichern oder verzocken will, klappert die Spielhallen des Las Vegas Strip ab. Dieser ist das Epizentrum und Markenzeichen des US-Bundesstaats Nevada. Der Abschnitt des Las Vegas Boulevard ist gesäumt von Hotelkomplexen, gross wie Wolkenkratzer, jeder von ihnen natürlich ausgestattet mit eigenem Casino.

Doch nun erweitert sich Las Vegas um eine weitere Dimension. Denn zur Unterhaltung gehört auch der Sport – jenes gesellschaftliche Phänomen, das noch vor einem Jahrzehnt in Vegas höchstens in Form von Box- oder Wrestlingkämpfen eine Rolle spielte. Das ändert sich nun. Und zwar im grossen Stil. 

Wenn man das Erscheinungsbild von ebenjenem Strip vor zehn Jahren mit dem von heute vergleicht, wird klar, was damit gemeint ist. Schnell fallen einem zwei Konstruktionen auf, die nicht so ganz ins Gefüge passen. Die anmuten, als ob zwei Ufos mitten in der Wüste gelandet wären. Das eine Raumschiff nennt sich T-Mobile-Arena, wurde 2016 eröffnet und dient seit 2017 als Heimstätte für die Vegas Golden Knights, immerhin aktueller Champion der National Hockey League. Das andere Objekt heisst Allegiant Stadium und beherbergt seit 2020 das American-Football-Team der Las Vegas Raiders, die vor ihrem Umzug nach Nevada im kalifornischen Oakland zu Hause waren.

In diesem 1,9 Milliarden Dollar teuren Sporttempel wird in der Nacht auf Montag die Superbowl, das Finalspiel der Football-Liga NFL, zwischen den Kansas City Chiefs und den San Francisco 49ers ausgetragen. Dass die 58. Ausgabe des bedeutendsten und grössten Sportevents des Landes zum ersten Mal in Las Vegas stattfindet, ist kein Zufall, sondern lediglich ein Meilenstein in einer sorgfältig ausgearbeiteten Strategie, die nicht nur auf astronomische finanzielle Erträge für die Stadt abzielt, sondern auch auf eine Veränderung ihrer Reputation.

Der Sport als Höhepunkt einer Entwicklung

Noch immer trägt die Stadt den negativ konnotierten Übernamen «Sin City», Stadt der Sünde. Der wurde bereits in den 1950er-Jahren verwendet, als die Glücksspielmetropole unter dem Einfluss der amerikanischen Cosa Nostra stand. Doch auch nachdem die Mafia mehrheitlich aus Las Vegas verschwunden war, verbesserte sich das Image der Stadt nicht wirklich, da Casinos, Nacktbars und illegale Prostitution weiterhin verbreitet waren. So erfolgten um die Jahrtausendwende Bestrebungen von städtischer Seite, die Metropole auch für Familien und Kinder attraktiv zu machen.

A San Francisco 49ers fan has his photo taken with an Elvis impersonator in front of a Super Bowl 58 sign at Caesars Palace Friday, Feb. 9, 2024 in Las Vegas. The Kansas City Chiefs will play the NFL football game against the San Francisco 49ers Sunday. (AP Photo/Charlie Riedel)

Für den Bau von Themenhotels, Einkaufszentren und Unterhaltungskomplexen wurden Einbussen bei den Glücksspieleinnahmen in Kauf genommen und mit der Erweiterung der neuen Freizeitaktivitäten aufgefangen: Die «Entertainment City» war geboren. Heute gehört Las Vegas zu den meistbesuchten Städten der Welt und zu den am schnellsten wachsenden der USA. 

Dennoch wäre Las Vegas nicht das, was es heute ist, wenn es sich mit dem erreichten wirtschaftlichen Erfolg zufriedengegeben hätte. Die Gewinne aus diesem Aufschwung ermöglichten der Stadt, nach neuen Investitionsmöglichkeiten zu suchen. Und die fand sie im Bereich des Spitzensports.

Die Gründung der Golden Knights und der Umzug der Raiders sind nur zwei von diversen Projekten, die in den letzten Jahren lanciert wurden. Das Hauptquartier des milliardenschweren Kampfsport-Imperiums UFC befindet sich hier. 2018 folgten die Basketballerinnen der Las Vegas Aces, die in den vergangenen beiden Jahren die Meisterschaft gewannen. Im vergangenen Jahr holte man die Formel 1 an den Strip, zum Grossen Preis von Las Vegas. Ein Vertrag bis 2025 wurde abgeschlossen, die Stadt strebt jedoch eine «lebenslange Partnerschaft» an.

Members of the Vegas Golden Knights pose with the Stanley Cup after the Knights defeated the Florida Panthers 9-3 in Game 5 of the NHL hockey Stanley Cup Finals Tuesday, June 13, 2023, in Las Vegas. The Knights won the series 4-1. (AP Photo/John Locher)

Doch auch an der Zukunft wird fleissig gebastelt: Ab 2028 werden die Oakland Athletics in Las Vegas Baseball spielen. Weiter kursieren derzeit Gerüchte, dass die Dallas Mavericks nach Nevada umsiedeln werden, da sie kürzlich von einer Familie aufgekauft wurden, der unter anderem das Palazzo in Las Vegas gehört. NBA-Superstar LeBron James wirbt seit Monaten für ein neues Team in der Stadt – mit ihm als Besitzer. Doch selbst wenn diese Versuche scheitern sollten, darf man sicher sein: Ein Basketballteam wird früher oder später folgen. Womit alle vier grossen Sportarten des Landes in Las Vegas vertreten wären.

Eine Kombination, die Sinn macht

Die Unterhaltungshauptstadt der Welt hat nun den Anspruch, zum globalen Sportnabel zu werden. Die Kombination aus Glücksspiel, Showcharakter und Sport macht Sinn und funktioniert bereits prächtig. Dies macht sich auch im Vorfeld der Superbowl bemerkbar. «Mehr Partys, mehr Events, mehr Hotels. Die ganze Show wird eine andere sein», prophezeite der deutsche Football-Profi Jakob Johnson, der bei den Raiders unter Vertrag steht, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Und er sollte recht behalten.

Vergleicht man das Geschehen in der Woche vor dem Spiel mit jenem aus vergangenen Jahren, stellen das Unterhaltungsprogramm und die Menschenmassen in Las Vegas die früheren Superbowls um Längen in den Schatten. Rund 330’000 Besucher sollen im Vorfeld in die Stadt geströmt sein, in Los Angeles waren es 2022 nicht einmal halb so viele. Fachleute prognostizieren für das Finalwochenende einen Zulauf, der sogar für Vegas einen Ausnahmezustand bedeuten wird.

«Die Superbowl sollte jedes Jahr in Las Vegas stattfinden», findet Raiders-Besitzer Mark Davis. Auch Steve Hill, der Geschäftsführer der Messe- und Besucherbehörde, sagt: «Unser Ziel ist, dass die NFL jedes Jahr hier sein will.» Zumindest vorerst ist davon auszugehen, dass es nicht dazu kommen wird, da auch andere Städte von der Austragung des Endspiels profitieren und die Superbowls bis 2027 bereits vergeben sind. Doch die Ambitionen von Las Vegas sind unmissverständlich – und sicher ist, dass bald noch das eine oder andere Raumschiff auf dem Strip landen wird.