Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Neue Studie zu Arbeitsbedingungen
In der Schweiz belastet Arbeit weniger als im übrigen Europa - doch sie belastet

Hohes Arbeitstempo, Termindruck, aber weniger belastende Situationen als im übrigen Europa: Bauarbeiter auf einer Baustelle  in Zürich.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Die Schweizer Arbeitnehmenden fühlen sich belastet – aber in den meisten Punkten weniger als sonst in Europa: Das zeigt die neuste europäische Erhebung über die Arbeitsbedingungen, die das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Dienstag veröffentlicht hat. 

Befragt wurden während der Pandemie 2021 insgesamt über 71’000 Erwerbstätige aus 35 Ländern. In der Schweiz sah knapp jeder und jede Vierte (23 Prozent) die eigene Gesundheit in Gefahr, in Europa waren es mit 34 Prozent deutlich mehr.  

Schnelleres Arbeitstempo, aber mehr Abwechslung

In der Schweiz klagten 55 Prozent über Belastungen des Bewegungsapparates, namentlich über stets gleiche Hand- oder Armbewegungen, während es in Europa 66 Prozent waren. 

Umgekehrt wird das Arbeitstempo in der Schweiz als deutlich höher wahrgenommen: 59 Prozent der Angestellten klagen hierzulande darüber, gegenüber 49 Prozent in Europa. 

Ebenfalls mehr zu schaffen als in anderen Ländern macht ihnen der Termindruck. Zudem wird in der Schweiz häufiger in der Freizeit gearbeitet, um überhaupt die Arbeitsbedingungen zu erfüllen. Mehr als ein Drittel (36 Prozent) der Befragten klagten darüber, in Europa waren es 29 Prozent. 

Positiv werteten hingegen mehr als die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer ihre  Karrierechancen, die Entscheidungsfreiheit und die Unterstützung durch Vorgesetzte. Diese Werte lagen deutlich höher als in Europa. Auch die Beteiligung und Mitsprache am Arbeitsplatz wurden markant besser eingeschätzt als in anderen europäischen Ländern. 

Seco: «Wir haben in jeder Beziehung einen Hochleistungs-Arbeitsmarkt»

Insgesamt seien die Arbeitsbedingungen in der Schweiz sehr gut, zog Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Seco, vor den Medien Bilanz: «Wir haben in jeder Beziehung einen Hochleistungs-Arbeitsmarkt.»

Zwar seien nicht nur die Löhne und die Produktivität hoch, sondern auch die Arbeitsintensität. Die Menschen seien aber in der Lage, damit umzugehen, vor allem weil sie ihre Arbeit als sinnvoll empfinden würden. Gemäss der Erhebung hatten in der Schweiz 91 Prozent dieses Gefühl, in Europa lag dieser Wert mit 88 Prozent etwas tiefer. 

Gewerkschaft Unia sieht dringenden Handlungsbedarf

Anders als das Seco sieht die Gewerkschaft Unia klaren Handlungsbedarf. Als alarmierend stuft sie vor allem die ergonomischen Belastungen ein sowie den Druck, die Arbeit schnell und rechtzeitig zu erledigen. «Wenn der Termindruck Sicherheit und Gesundheit gefährdet, wie es zurzeit auf den Baustellen zu beobachten ist, ist dringender Handlungsbedarf gegeben», heisst es in einer Stellungnahme. 

Mit der Prävention bei den ergonomischen Belastungen müsse es endlich vorwärts gehen. Zudem seien kürzere Arbeitstage und -wochen auch aus Sicht der Gesundheit ein Gebot der Stunde. 


In der Pflicht sieht die Gewerkschaft die Arbeitgeber, die für sichere und nicht gesundheitsschädigende Arbeitsplätze zu sorgen hätten.  Ein zentrales Element sei  dabei die Mitwirkung der Beschäftigten. Dass ein Drittel der Beschäftigten über keine Mitwirkungsmöglichkeiten verfügt, sei eine Verletzung grundlegender Rechte der Arbeitnehmenden. 

Dritte Erhebung seit 2005

Es ist die bereits dritte gesamteuropäische Erhebung, bereits 2005 und 2015 fand eine solche statt. Weil die Methode wegen der Pandemie geändert werden musste – es waren nur telefonische Interviews möglich, keine Face-to-Face-Interviews – sind keine Vergleiche möglich. Das Verhältnis zwischen den Einschätzungen der schweizerischen und der europäischen Arbeitnehmenden ist aber gemäss Zürcher weitgehend stabil.