Papablog: «Leiterlispiel» und Co.Spielen Sie schon oder streiten Sie noch?
Gesellschaftsspiele sind Spass und Graus zugleich. Vor allem, wenn Kinder beteiligt sind, findet Papablogger Luk von Bergen.
Draussen winterlich, windig, kalt, bedeckt, vielleicht gar mit Niederschlag. Drinnen angenehm warm, vorerst friedlich und spannend, denn es geht in die heisse Phase. Ganz vorne: Junior. In der Mitte: ich. Zuhinterst und mit viel Pech an den Sohlen: die Kleine. Sie kennen bestimmt das «Leiterlispiel», nicht? Klar, alle kennen das harmlose Brettspiel mit Spielfiguren, einem Würfel, simplen Regeln, aber auch mit ganz viel Konfliktpotenzial, wie bei jedem anderen Spiel auch. Das «Leiterlispiel» steht in diesem Artikel exemplarisch für Gesellschaftsspiele aller Art. Denn egal ob «Mikado», «Das verrückte Labyrinth» oder irgendein Memory: Sich gemeinsam hinzusetzen, um zu spielen, ist gerade mit Kindern ein Unterfangen, das schnell aus dem Ruder laufen kann. Da fliegen auch mal Spielfiguren, Würfel oder ganze Spielunterlagen durch den Raum. Und schon wird der Spieltisch zur Spielhölle. Kennen Sie das?
Das Verliererloch
Also: draussen winterlich, drinnen hitzig. Einer führt, die andere ist zuhinterst, ich bin in der Mitte positioniert. Einer freut sich über seine Führung, grinst, grunzt, geniesst. Die andere liegt hoffnungslos zurück, frustet, faucht, flucht. Meine Rolle: stutzen und stopfen. Einerseits geht es darum, die Gewinnereuphorie etwas zurechtzustutzen, andererseits darum, das sich anbahnende emotionale Verliererloch prophylaktisch zu stopfen. Ist das das Ziel eines Gesellschaftsspiels? Mit Kindern kann scheinbar friedliches Spielen nullkommaplötzlich in ein unerträgliches Zanken ausarten. Nur mit Kindern? Ich erinnere mich an einige Jass-Runden, in denen aufgrund eines umstrittenen Stichs oder einer vermeintlichen Absprache ebenfalls ordentlich Unruhe ins Gefüge kam. Mit anderen Worten: Sind Erwachsene denn wirklich die besseren Spielerinnen und Spieler?
Dabei permanent den Schiedsrichter zu mimen, ödet mich grundsätzlich an.
Rückblende. Ich bin mit zwei älteren Geschwistern aufgewachsen. Von «Monopoly» bis «Mario Kart»: Bei uns ist es beim Spielen bis tief in die Pubertät auch regelmässig ausgeartet. Entweder hat jemand aus Frust in eine Zehntausendernote geschnäuzt oder den Spielkasten durchs Zimmer getreten. Inzwischen können alle damals beteiligten Personen wohl einigermassen solide das Gesicht wahren, wenn es darum geht, die Niederlage einzugestehen. Ich auch. Nur meine Spielfunktion hat sich im Zusammenhang mit meinen Kindern scheinbar massiv verändert. Ich spiele nicht mehr nur für mich, sondern fürs Allgemeinwohl. Die Aufgabe besteht nun offensichtlich darin, die Spielerei mit dem Nachwuchs adäquat zu moderieren, was das Ganze nicht wesentlich romantischer macht. Oder wie sehen Sie das?
Das Dilemma der gleich langen Spiesse
Mit Kindern Spiele zu spielen, ist wunderbar und manchmal unerträglich zugleich. Zu zweit mag das ja hin und wieder prima funktionieren. Ein Äuglein zudrücken und freundlich darauf hinweisen, dass die Regeln eigentlich anders wären und gut ist. Aber zu dritt oder zu viert funktioniert diese Masche eben nicht mehr. Da müssen die Spiesse gleich lang sein und im Idealfall während der Dauer des Spiels auch gleich lang bleiben. Aber es braucht wohl eine gewisse Übung, eine Art Verhaltenstraining, das es irgendwann erlaubt, ein Spiel zu Ende zu spielen, ohne dass es Streit gibt. Dabei permanent den Schiedsrichter zu mimen, ödet mich grundsätzlich an. Aber das ist wohl genau das Ding, das man als Elternteil zu erledigen hat, nicht?
Nun zu Ihnen, liebe Leserinnen und Leser: Spielen Sie schon oder streiten Sie noch? Falls Sie das «Leiterlispiel» und andere Spielen ohne Beef über die Runden bringen: Würden Sie mir bitte verraten, wie das auch bei uns funktionieren könnte? Danke.
Fehler gefunden?Jetzt melden.