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Sweet Home
Oliven, Meer und Ruhe – endlich Ferien!

Alle Fotos: Marianne Kohler Nizamuddin
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An einem dieser kalten, regnerischen Sommertage, als ich mich schlecht gelaunt durch den Alltagsstress kämpfte, blitzte eine Mail auf meinem Handy auf: eine Einladung nach Sizilien, zwei Tage, mitten aufs Land in ein Agriturismo. Es gibt also noch Wunder, denke ich. Und wer kann schon Sizilien widerstehen?

Angekommen, fahren wir, eine kleine Gruppe von Journalisten, vom Flughafen Palermo nach Palma di Montechiaro in der Nähe von Agrigento. Leider kenne ich Sizilien nicht sehr gut, da wir nicht Auto fahren. Ohne Auto ist Sizilien nicht der ideale Reise- und Ferienort, und man findet auch die Agriturismo-Unterkünfte schlecht, da diese, selbsterklärend, auf dem Land sind. Umso mehr geniesse ich die Fahrt und diese Reise.

Unser Eintreffen ist filmreif: Durch eine Olivenbaumallee erreichen wir ein stolzes Landhaus, wo uns die elegante Landlady Silvia Di Vincenzo mit Anita, ihrer scheuen Rhodesian-Ridgeback-Hundedame, freundlich empfängt.

Es gibt Orte, an denen man wirklich gleich sofort ankommt, durchatmet und wie ein Wunder in null Sekunden völlig entspannt. Das Landgut Mandranova ist ein solcher Ort. Es strahlt Grosszügigkeit und Eleganz aus, und ich fühle, wie sich alle Alltagssorgen blitzschnell in nichts auflösen.

Das Gut und den Agriturismo führen die Inhaber, das Ehepaar Silvia und Giuseppe Di Vincenzo, mit ihrem Sohn Gabriele. Wichtige und liebenswürdige Gastgeber sind auch Silvias Ridgebackhündin Anita und Giuseppes schwarze Schäferdame Lara, die beide jederzeit bereit sind, einem durch die weitläufigen Ländereien zu begleiten.

Ein Haus, in dem sich einige der hübschen Gästezimmer befinden, war einmal ein Bahnhof. Man erkennt noch, wo sich die Gleise durch die Ländereien zogen.

Für mich wirken die Anlagen, in denen das Landgut steht, ein wenig so wie ein entspanntes sizilianisches Versailles. Olivenbäume wachsen aus üppigen Rosmarinbeeten, und überall entdeckt man verwunschene Orte, die zum Verweilen einladen.

Ein solcher Ort ist der kleine, feine Swimmingpool, der wie ein geheimer Garten leicht erhöht in der Oliven-, Palmen- und Mandelbaumanlage betörend blau und lockend leuchtet.

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Das Herz von Mandranova sind die Mandelplantage und die Olivenhaine. Schon seit Generationen baut die Familie Di Vincenzo Oliven und Mandeln an und produziert hochwertiges Olivenöl, das international schon mehrfach ausgezeichnet wurde.

Bei der Bewirtschaftung des landwirtschaftlichen Betriebs und der Agriturismo-Feriendestination steht für die Familie respektvoller Umgang mit der Natur im Vordergrund. So investiert sie fortwährend in innovative und ressourcenschonende Produktionsverfahren.

Bei der Pflege und Gestaltung der Gartenanlage setzen die Besitzer auf die Erhaltung und Förderung der Biodiversität. So können Gäste die Plantagen besichtigen und je nach Saison die Ernte oder die Produktion des Olivenöls miterleben.

Architektur und Design sowie Tradition und Moderne fliessen in Mandranova harmonisch zusammen. Als Gartenmöbel haben die Besitzer viele Philippe-Starck-Designklassiker gewählt, die sich wunderbar mit den alten verputzten Mauern, den rustikalen Steinböden und den vielen schmucken Topfpflanzen verstehen.

Silvia Di Vincenzo verrät mir, dass vor allem ausländische Gäste nach Mandranova kommen. «Die Italiener ziehen Luxushotels vor», sagt sie. Zuerst staune ich ein wenig, denn für mich strahlt dieses Landgut Luxus aus. Aber es ist ein leiser Luxus, bei dem Authentizität und echte Eleganz den Charakter ausmachen.

So gibt es in Mandranova keine Hotelbar, keine weiss gekleideten Kellner, die Drinks und Lunch am Pool servieren. Dafür aber Familiengeschichte, warmes Zuhausegefühl, viel Schönheit und meine Ferienliebe, Anita, die scheue elegante Hundedame.

Auch gibt es Kultur: Kunst- und Bildbände machen Lust, mehr über Sizilien zu erfahren und Neues sowie Altes zu entdecken. Entsprechend beginnt die Familiengeschichte auf der Webseite von Mandranova mit einem Zitat von T.S. Eliot: «An den leeren Stellen werden wir mit neuen Ziegeln bauen, wo die Ziegel zerbrochen sind, werden wir mit neuen Steinen bauen, wo die Balken morsch sind, werden wir mit neuem Holz bauen, wo das Wort unausgesprochen ist, werden wir mit neuer Sprache bauen.» Dieses erklärt auf schönste Weise, wie die Familie immer wieder neu mit ihrer Geschichte und ihrem Erbe umgeht.

Kunst fördert die Familie Di Vincenzo mit ihrem Projekt «Artist in Residence», das 2012 startete. Während jeweils zweier Wochen geniessen ausgewählte Künstler, die sich der zeitgenössischen, modernen Kunst widmen, die Gastfreundschaft auf dem Gut Mandranova.

Sie bekommen damit die Möglichkeit, sich mit dem landwirtschaftlichen Betrieb und der sizilianischen Kultur und Lebensweise auseinanderzusetzen und diese als Inspiration für ihre Arbeit zu nutzen. Dieses Jahr arbeitet Beat Zoderer, ein international anerkannter Schweizer Künstler, im grossen Atelier von Mandranova. Die Werke, die bei diesen Aufenthalten entstehen, werden dann bis im September ausgestellt.

Im grossen Atelier, das nach den jeweiligen Aufenthalten der Kunstschaffenden als Galerie genutzt wird, gibt es diese inspirierende Bibliothek, die zum Schmökern einlädt. Und übrigens auch einen Billard-Tisch, welcher auf andere Weise abschalten lässt.

Natürlich ist da auch das Meer. Wir besuchen einen wunderschönen Strand in der Nähe. Man kann dort Liegestühle mit Schirmen mieten, und es gibt auch kleine, einsame Buchten.

Die Natur ist betörend schön, und wenn man einen Strandspaziergang macht, entdeckt man kleine, stille Orte, Hügel, auf denen Kräuter, Blumen und Kapern wachsen, und Aussichten, die sich ins Herz einnisten.

Auch zum Strandleben erklärt mir Silvia Di Vincenzo den Unterschied von italienischen und ausländischen Gästen: «Die Italiener suchen sich keine kleinen Buchten, sie wollen einen gut organisierten Strand, an dem möglichst viele Menschen baden, und sie lieben es, wenn viel los ist. Die einsamen Orte ziehen eher Gäste von auswärts an.»

Der Strand zeigt sich bei unserem Besuch Ende Juni ruhig und perfekt. Ich tauche ins angenehm warme Wasser, in die sanften Wellen und träume von unendlichen Ferien in Italien und einem langen, warmen Sommer.

Nach dem Schwimmen geniessen wir einen Lunch im Strandrestaurant, das fast mehr an die Karibik denken liess als an Italien, aber fantastische italienische Küche bietet und natürlich Fritto Misto.

Auf dem Heimweg nach Mandranova machen wir einen kurzen Abstecher nach Agrigento, der nächsten Stadt. Wir kaufen Gelato und Cassata und saugen so viel wie möglich von dem Sizilienflair ein, das wir zwar nur kurz, aber  intensiv erleben dürfen.

Dazu gehört die betörende Schönheit, die meiner Meinung nach in Italien überall ist. Auch finde ich, dass in Italien selbst Hässliches schön ist. Agrigento hat beides: die schönen und die schön hässlichen Ecken. Diese hier gehört natürlich zur ersten Sorte.

Auf meiner schnellen Stadttour entdecke ich das Pirandello-Theater. Der Dichter Luigi Pirandello (1867–1936) wurde in Girgenti, dem heutigen Agrigento geboren. Auch Palma di Montechiaro, der Ort, zu dem Mandranova gehört, hat eine wichtige Verbindung zur italienischen Literatur. Die Stadt wurde 1637 von der Familie Tomasi gegründet und hat den  Nachfahren Giuseppe Tomasi di Lampedusa (1896–1957) zu seinem berühmten Roman «Il Gattopardo» inspiriert.

Berühmt ist Agrigento für seine archäologischen Stätten, die zu den eindrucksvollsten auf Sizilien gehören. Leider haben wir keine Zeit, dort haltzumachen. Und doch sind es diese betörend schönen Zeugen der Vergangenheit, die die Besucher nach Agrigento führen.

Zurück von unserem schnellen, aber herrlichen Ausflug, essen wir im Restaurant von Mandranova, welches exklusiv für die Gäste reserviert ist. Für das Gastrokonzept ist Gabriele Di Vincenzo verantwortlich, der die traditionellen sizilianischen Rezepte der Region auf moderne Weise interpretiert.

Gabrieles Mutter Silvia Di Vincenzo bietet Gästen auch Kochkurse an und teilt dabei ihre Familienrezepte auf eine Art, die es möglich macht, diese auch daheim zu kochen. Einige davon werde ich Ihnen bald in einer sizilianischen Foodstory verraten.

Die Reise wurde unterstützt von Azienda Agricola Mandranova