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Meinung

Kommentar zu den Corona-Tests
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Schlange stehen für Antigen-Schnelltests: Noch will der Bundesrat, dass sie kostenpflichtig werden.
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Das Corona-Zertifikat ist ein technisches Wunder und ein gesellschaftlicher Albtraum. In verblüffendem Gegensatz zu den digitalen Pannen dieser Pandemie hat es von Beginn weg funktioniert, reibungslos und zuverlässig.

Darüber könnte man glatt vergessen, dass der Corona-Pass nur eine hässliche Krücke ist, ein ärgerliches Mittel zur Überwindung der Corona-Krise.

Das Zertifikat soll Ungeimpfte nicht diskriminieren.

Denn das Zertifikat macht uns alle zu Bürgerinnen und Bürgern unter Rechtfertigungsdruck. Zuerst in den Flughäfen und an den Grenzen, seit Montag in jedem Restaurant, im Fitnessclub, im Kino. Überall müssen wir uns als epidemiologisch unverdächtig ausweisen, unter Strafandrohung bei Zuwiderhandlung.

Versüsst hat der Bundesrat die Einführung dieses Undings mit dem Versprechen, damit keine Impfpflicht zu verknüpfen. Jede und jeder soll Anspruch haben auf den Pass. Wer sich nicht impfen lassen will, darf ihn sich per negativem Test beschaffen. Das Zertifikat soll Ungeimpfte nicht diskriminieren.

In einem Anflug von Pandemie-Optimismus hat der Bundesrat Mitte August beschlossen, die Tests fürs Zertifikat ab 1. Oktober doch kostenpflichtig zu machen. Er argumentierte, in der Normalisierungsphase dürften die Steuerzahler nicht mehr mit den Testkosten belastet werden.

Der Hintergedanke dabei war, dass kostenpflichtige Tests die Unwilligen in die Impfzentren locken. Das Argument war von Beginn weg dubios: Es macht den Impfentscheid auch zu einer Frage des Kontostands. Dabei gibt es weit bessere Argumente fürs Impfen.

Wenn sich die Fakten ändern, kann der Bundesrat auch seine Meinung ändern.

Seit Montag ist die Normalisierung zudem abrupt gestoppt. Die Ausweitung der Zertifikatspflicht ist ein neues unerwartetes Kapitel dieser Pandemie. Damit haben sich die Voraussetzungen für die Kostenpflicht gründlich geändert. Das hat die Mehrheit der Parteien erkannt: Sie fordern die Regierung auf, den Entscheid umzustossen.

Der Bundesrat soll das nun tun. Wenn sich die Fakten ändern, kann er seine Meinung ändern, ohne deswegen das Gesicht zu verlieren.