Wechsel an der Spitze der GrossbankSeverin Schwan verlässt den Verwaltungsrat der Credit Suisse
Der Roche-Chef gibt seinen CS-Posten nach acht Jahren ab. In den letzten Monaten gab es an seiner Doppelrolle massive Kritik. Laut Kreisen liebäugelte er schon länger mit seinem Abgang.
Im Verwaltungsrat der Grossbank Credit Suisse kommt es zu einem grossen Sesselrücken. So wird etwa Severin Schwan das Aufsichtsgremium verlassen, wie die Bank am Montag mitteilte.
Der Roche-CEO war seit 2014 Mitglied des Verwaltungsrats und seit 2017 Vize-Präsident und Lead Independent Director. Daneben treten aber auch Kai Nargolwala und Juan Colombas an der Generalversammlung 2022 nicht zur Wiederwahl an, wie es im Communiqué weiter heisst.
Über einen Rücktritt von Schwan war in den Medien bereits seit längerem spekuliert worden. Schwan war nach dem abrupten Abgang des früheren Credit-Suisse-Präsidenten António Horta-Osório in die Kritik geraten. Auch die Doppelrolle von Schwan als Vize der krisengeschüttelten Grossbank und CEO des Pharmariesen Roche war unter Kritikern immer wieder ein Thema.
Gegenüber dieser Zeitung sagte er dazu: «Die beiden Mandate bei Roche und der Credit Suisse sind grundsätzlich miteinander vereinbar.» In acht Jahren im Credit-Suisse-Verwaltungsrat habe es zwei Phasen gegeben, die sehr intensiv gewesen seien - einmal im Umfeld des Abgangs von Tidjane Thiam und nun beim Rücktritt von António Horta-Osório.
Aus hochrangigen Bank-Kreisen heisst es, dass der Roche-Chef bereits im vergangenen Jahr angetönt habe, sein Mandat niederlegen zu wollen. Damals war der Portugiese Antonio Horta-Osórió aber gerade frisch als Bankpräsident im Amt und habe Schwan gebeten, noch ein Jahr zu bleiben.
Dann verstiess Horta-Osórió mehrfach gegen die Quarantäne-Regeln. Und Schwan war eine der treibenden Kräfte dabei, dass der Portugiese als Konsequenz daraus seinen Rücktritt erklärte. Als Nachfolger rückte Axel Lehmann nach, der seit Oktober 2021 dem Verwaltungsrat der Grossbank angehörte.
Spätestens nach dieser Episode schien es nur noch eine Frage der Zeit, wann der Roche-Chef sein kritisiertes Doppelmandat niederlegt. Auch wenn Schwan selbst noch im Januar gegenüber verschiedenen Medien gesagt hatte, dass er sich noch nicht entschieden habe, ob er bei der nächsten Generalversammlung erneut antreten werde oder nicht.
Daher ist sein jetziges Ausscheiden keine grosse Überraschung mehr. Offiziell wird intern als Begründung für den Abgang erklärt, dass der neue Bank-Präsident Axel Lehmann das Heft fest in der Hand halte und daher Schwan seinen bereits vor einem Jahr angedachten Rückzug nun antreten könne.
Im Februar hatte die «Financial Times» indes berichtet, dass zwei der zehn grössten Aktionäre der Credit Suisse gegen eine allfällige erneute Kandidatur ihre Opposition angekündigt hatten. Laut Verwaltungsratskreisen seien aber die wichtigsten Grossaktionäre wie Staatsfonds Qatars oder die saudische Familie Olayan nicht in Opposition zu Schwan. Daher habe die Widerstand der nicht namentlich genannten Fonds laut offizieller Lesart keinen Einfluss auf Schwans Rückzugspläne gehabt.
Gellerstad übernimmt Schwans Funktion
Christian Gellerstad, der bereits 2019 in den Verwaltungsrat eintrat, soll nun an der GV neu zum Vize-Präsidenten des Verwaltungsrats und Lead Independent Director ernannt werden – und damit Schwans Job im Verwaltungsrat übernehmen. Zudem soll frühere Pictet-Manager auch den Vorsitz des Vergütungsausschusses übernehmen, und in dieser Funktion Kai Nargolwala nachfolgen.
Ausserdem sollen einige neue Köpfe das Gremium ergänzen. So plant die Grossbank die Zuwahl von Mirko Bianchi, Keyu Jin und Mandy Norton. Vorbehaltlich der entsprechenden Wahl beabsichtige der Verwaltungsrat, Bianchi zum Vorsitzenden des sogenannten Audit Committees zu ernennen.
Bianchi ist bekannt durch seine Rolle als Finanzchef sowie als Vermögensverwaltungschef der italienischen Bankengruppe Unicredit aus Mailand. Er ist laut Communiqué US-amerikanischer und Schweizer Staatsangehöriger. Die Generalversammlung wird am 29. April statt finden.
SDA/aru/ali
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