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Roche-Chef bricht Schweigen
Severin Schwan lässt offen, ob er Verwaltungsrat der Credit Suisse bleibt

Die Credit Suisse stolpert von einem Skandal zum nächsten. Und Roche-Chef Severin Schwan, der Vizepräsident der Grossbank ist, gerät in die Kritik. 

Severin Schwan ist durch den abrupten Abgang des Credit-Suisse-Präsidenten António Horta-Osório erneut in die Kritik geraten. Der gebürtige Österreicher ist nicht nur Chef des Pharmariesen Roche, sondern auch Vizepräsident der Credit Suisse und Mitglied im Governance- und Nominationsausschuss des Verwaltungsrats. Dieser spielte bei der Absetzung des Präsidenten eine Schlüsselrolle.

Seine Doppelrolle wird schon länger kritisch gesehen, am Mittwoch legte die NZZ auf der Titelseite nach. Neben dem Doppelmandat wird bemängelt, dass Schwan zunächst massgeblich an der Berufung von Horta-Osório beteiligt war und nun dessen Absetzung vorangetrieben habe, ohne diese ausreichend zu begründen.

Schwan tritt der Kritik zum ersten Mal öffentlich entgegen: «Die beiden Mandate bei Roche und der Credit Suisse sind grundsätzlich miteinander vereinbar», erklärt er. «In acht Jahren im Credit-Suisse-Verwaltungsrat hatte ich insbesondere zwei Phasen, die sehr intensiv waren, einmal im Umfeld des Abgangs von Tidjane Thiam und nun beim Rücktritt von António Horta-Osório.»

«Jetzt geht es darum, die Bank zu stabilisieren, und dabei unterstütze ich den neuen Präsidenten gerne.»

Severin Schwan, Roche-Chef

Die jüngste Krise hatte sich in den vergangenen Wochen zugespitzt und damit primär in der Ferienzeit. Im Zweifelsfall sind Schwans Prioritäten klar: «Es war und ist vollkommen klar, dass ich bei der Führung von Roche keine Abstriche mache.»

Ob er Ende April erneut bei der Generalversammlung für den Credit-Suisse-Verwaltungsrat kandidiert, lässt Schwan aber offen: «Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich bei der nächsten Generalversammlung erneut antreten werde oder nicht. Jetzt geht es jedenfalls darum, die Bank zu stabilisieren, und dabei unterstütze ich den neuen Präsidenten gerne.»

Das tönt eher danach, als ob er bleiben würde. Denn als Horta-Osório im vergangenen Frühling sein Amt bei der Credit Suisse antrat, hatte Schwan vor, «den neuen Präsidenten in einer Übergangszeit zu begleiten».

Nun ist der Portugiese nach acht Monaten wieder weg, und die Credit Suisse hat mit Axel Lehmann in extremis einen Nachfolger nominiert. Der frühere UBS-Manager ist aber erst seit Oktober Mitglied im Verwaltungsrat der Credit Suisse – und eine neue Übergangszeit beginnt, in der auch der Vizepräsident gefordert ist.

Schwan wird so oder so Kritik auf sich ziehen

Ob Schwan bleibt oder den Verwaltungsrat verlässt, dem er seit 2014 angehört – Kritik dürfte ihm in jedem Fall sicher sein. Bleibt er, wird die Opposition gegen sein Doppelmandat lauter werden, weil er damit der anspruchsvollen Arbeit bei der Credit Suisse nicht gerecht werde. So hatte der Stimmrechtsberater Inrate bereits bei der letzten Generalversammlung 2020 Schwan die Unterstützung verweigert. Die Begründung: Er habe in den vergangenen beiden Jahren nur an 85 bis 95 Prozent der Sitzungen teilgenommen.

Zieht sich Schwan zurück, dürfte Kritik aufkommen, dass er die Credit Suisse ausgerechnet in der Krisenphase verlasse. «Ich richte mich in meinen Entscheidungen danach, was ich in der Sache als richtig erachte, und muss damit leben, dass man es nie allen recht machen kann», sagt der Roche-Chef dazu.

Zweifel, ob die Bank die ganze Wahrheit veröffentlicht hat

Am Sonntag hatte der Verwaltungsrat Horta-Osório zum Rücktritt gedrängt, weil dieser nachweislich zweimal gegen Corona-Quarantäneregeln verstossen hatte. Allerdings gibt es in der Finanzszene Zweifel, ob diese offizielle Version die ganze Wahrheit ist. Ob es weitere Gründe für den erzwungenen Rücktritt gibt, dazu schweigt Schwan. «Wir haben uns im Verwaltungsrat verständigt, nicht über den Inhalt des Abschlussberichts zu kommunizieren.»

Nicht nur an der Begründung für den abrupten Abgang des Bankpräsidenten, auch an der Nachfolgelösung gibt es Kritik. Spitzenbanker monieren hinter vorgehaltener Hand, dass es keinen Zeitdruck gegeben habe, sofort einen Nachfolger zu nominieren.

Diese Kritik wischt Schwan vom Tisch. Es könne keine Rede davon sein, dass Axel Lehmann eine Notlösung sei: «Axel Lehmann ist ein Glücksfall. Er hat das passende Profil, und der Verwaltungsrat konnte ihn während seiner Arbeit im Risk Committee in einer intensiven Phase kennen lernen. Zudem ist er bereit, sich beruflich voll und ganz der neuen Aufgabe als Verwaltungsratspräsident zu widmen.»

Wie lange der neue Präsident dabei auf seinen Vize zählen kann, wird Schwan bis Ende März klären müssen.