Roche-Chef in der KritikCredit-Suisse-Grossaktionäre stellen sich gegen Vizepräsident Schwan
Laut einem Medienbericht haben zwei Grossinvestoren angekündigt, sich gegen eine Wiederwahl von Severin Schwan zu stellen. Noch ist offen, ob der Roche-Chef überhaupt antritt.
Einem Bericht der «Financial Times» zufolge wollen zwei der zehn grössten Aktionäre der Credit Suisse sich gegen eine allfällige Verlängerung der Amtszeit des langjährigen Vizepräsidenten Severin Schwan stellen. Unklar ist, wer diese Aktionäre sind.
Schwan steht unter anderem wegen seiner Doppelrolle in der Kritik. Denn zum einen leitet er den Pharma-Riesen Roche, zum anderen ist er bei der Credit Suisse der Vizepräsident und Lead Independent Director. In dieser Rolle hatte Schwan eine Schlüsselrolle inne, als der Verwaltungsrat den damaligen Präsidenten António Horta-Osório wegen wiederholter Quarantäne-Verstösse zum Rücktritt drängte. In einer Blitzaktion wurde der frühere UBS-Schweiz-Chef Axel Lehmann, der seit Oktober im Verwaltungsrat der Credit Suisse sitzt, zum neuen Präsidenten erkoren.
Unzufriedene Hedgefonds
Insider vermuten, dass US-Hedgefonds Stimmung gegen Schwan machen. Fonds wie Artisan Partners, Hotchkis & Wiley Capital Management and Causeway Capital waren letztes Jahr bei der Credit Suisse eingestiegen, in der Hoffnung, dass mit dem Ex-Lloyds-Chef Horta-Osório an der Spitze der Bank die Wende gelingt.
Von den grössten Aktionären wie Blackrock oder Harris Associates ist bisher nicht bekannt, wie sie zu einer allfälligen erneuten Kandidatur Schwans stehen. Wichtigste Aktionäre sind der Staatsfonds Qatars sowie die saudische Familie Olayan, beide unterstützen in der Regel die bestehende Führung.
Schon bei der letzten ordentlichen Generalversammlung gab es Widerstand gegen Schwans erneute Kandidatur. Knapp 16 Prozent der Aktionäre votierten gegen ihn. Laut der «Financial Times» habe der Norwegische Staatsfonds im vergangenen Jahr bereits gegen Schwan gestimmt. Aber mit rund 84 Prozent aller Stimmen kam der Roche-Chef im vergangenen Jahr immer noch auf eine komfortable Mehrheit.
Mit der nicht enden wollenden Skandalserie bei der Credit Suisse geriet Schwans Doppelrolle zunehmend in den Fokus. Allein im vergangenen Jahr erschütterten die Milliardenverluste mit dem Hedgefonds Archegos die Bank, zudem ist der Streit um die Greensill-Fonds noch nicht ausgestanden, der ebenfalls teure Folgen zu haben droht. Und am Bundesstrafgericht läuft derzeit ein Verfahren gegen die Bank wegen Geldwäscherei.
Tritt Schwan wieder an?
Schwan selbst hatte gegenüber dieser Zeitung Mitte Januar offengelassen, ob er bei der Generalversammlung Ende April erneut kandidiert. Zu der Kritik an seiner Doppelrolle hatte er erklärt: «Die beiden Mandate bei Roche und der Credit Suisse sind grundsätzlich miteinander vereinbar. In acht Jahren im Credit-Suisse-Verwaltungsrat hatte ich insbesondere zwei Phasen, die sehr intensiv waren, einmal im Umfeld des Abgangs von Tidjane Thiam und nun beim Rücktritt von António Horta-Osório.»
Seine Priorität sei ganz klar Roche: «Es war und ist vollkommen klar, dass ich bei der Führung von Roche keine Abstriche mache.» Bis Ende März muss sich Schwan entscheiden, ob er aus dem Verwaltungsrat der Credit Suisse ausscheidet oder ob er erneut antritt.
Zum Bericht der «Financial Times» wollten sich weder Schwan noch Roche äussern.
Die «Financial Times» beruft sich auf mehrere Involvierte, denen zufolge Schwan die Bank noch vor der Generalversammlung im April verlassen wolle, aber von anderen Verwaltungsratsmitgliedern gebeten worden sei, sein Ausscheiden zu überdenken. So solle er die Stabilität unter dem neuen Vorsitzenden Axel Lehmann wahren, der erst im Oktober in den Verwaltungsrat eingetreten ist.
«Wenn er sich zur Wahl stellt, wird es einen Kampf geben.»
Egal, wie sich Schwan entscheiden wird, Kritik dürfte ihm sicher sein: Bleibt er, werden die Stimmen lauter, die eine Erneuerung im Verwaltungsrat der Grossbank anmahnen und die Schwans Doppelrolle kritisch sehen.
Geht er, dürfte er in die Kritik geraten, die Grossbank und den von ihm installierten neuen Präsidenten Axel Lehmann in einer heiklen Phase im Stich zu lassen. Zudem dürfte sein Rücktritt so gewertet werden, dass er auf Druck einiger Aktionäre geht, die sich über die Wirtschaftszeitung «Financial Times» Gehör verschaffen.
Wie schlimm es vom Geschäftsgang her um die Credit Suisse steht, wird diesen Donnerstag klar, wenn die Bank ihre Jahresergebnisse vorlegt. Die Generalversammlung ist für den 29. April angesetzt.
Holger Alich/lub
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