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Serie Gendermedizin
Krankheiten unterscheiden sich bei Frau und Mann – die Behandlung nicht

«Wir haben die Daten, wir wissen um die Unterschiede, aber es wird einfach nicht umgesetzt», sagt Catherine Gebhard, Kardiologin und Expertin für Gendermedizin am Inselspital Bern.
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Heute weiss man, dass das Geschlecht bei fast allen Krankheiten eine Rolle spielt. Trotzdem werden Frauen und Männer in der Praxis in der Regel immer noch gleich behandelt. Der typische Patient ist dabei männlich und wiegt 70 Kilo. Das hat zum einen damit zu tun, dass in Zulassungsstudien für neue Medikamente kaum zwischen den Geschlechtern unterschieden wird und Frauen dabei oft sogar unterrepräsentiert sind. «In Medikamentenstudien fehlen oft Angaben zu den Frauen», sagt Catherine Gebhard, Kardiologin und Expertin für Gendermedizin am Inselspital Bern. Zum anderen werden die Erkenntnisse, welche die Gendermedizin in den letzten 30 Jahren gesammelt hat, in der Praxis kaum berücksichtigt. «Wir haben die Daten, wir wissen um die Unterschiede, aber es wird einfach nicht umgesetzt.» 

Gendermedizin ist keine ganz neue Disziplin. Schon in den 1990er-Jahren beschrieb die US-Kardiologin Bernadine Healy das «Yentl-Syndrom», das besagt, dass Frauen unterschiedliche Verläufe bei Herzinfarkten haben als Männer. Healy bemängelte auch, dass sich die Forschung ausschliesslich um Herzinfarkte bei Männern kümmerte. Seither hat sich in der Gendermedizin-Forschung einiges getan. Die neuen Erkenntnisse würden sich aber (noch) nicht in den Behandlungsleitlinien der Fachgesellschaften niederschlagen, sagt Gebhard. «Das ist das Hauptproblem.»

Serie beleuchtet das Phänomen

Diesem Missstand Abhilfe schaffen soll nun ein neues Nationales Forschungsprogramm «Gendermedizin und Gesundheit» (NFP 83), das der Bundesrat in Auftrag gegeben hat und das 2024 lanciert werden soll. Das interdisziplinäre NFP soll eine «Wissensbasis schaffen für den Einbezug von Geschlechter- und Genderaspekten in die medizinische Forschung und die Gesundheitsversorgung». 

In den vergangenen Wochen konnten Sie auf unserer Website verschiedene Artikel zum Thema Gendermedizin lesen. Wir haben in dieser Serie über die wichtigsten Unterschiede bei der Häufigkeit, den Symptomen und der Behandlung verschiedener Krankheiten berichtet, über die Rolle der Geschlechtshormone im weiblichen Gehirn, über Osteoporose bei Männern, über ein weitverbreitetes, aber kaum bekanntes Leiden bei Frauen (Polyzystisches Ovarialsyndrom, PCOS), und wir sind auch der Frage nachgegangen, warum Männer früher sterben als Frauen.

Alle Artikel der Serie

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