Inflation im OktoberSchweizer Teuerung sinkt unerwartet stark – Druck auf SNB nimmt ab
Ökonomen hatten nicht mit einem Rückgang auf 3 Prozent gerechnet. Wie sie die Lage nun für die weiteren Monate einschätzen und warum die heutigen Zahlen einen Einfluss auf die Nationalbank haben.
Die Inflation ist hierzulande im Oktober weiter gesunken, was bereits den zweiten Rückgang in Serie bedeutet. Die Konsumentenpreise waren im Oktober im Vergleich zum Vorjahr allerdings noch immer um 3,0 Prozent höher, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Donnerstag mitteilte. Im August hatte die Inflation den zumindest vorläufigen Höhepunkt bei 3,5 Prozent erreicht – und lag damit auf dem höchsten Stand seit fast dreissig Jahren.
Insgesamt verlief die Inflationsentwicklung etwas günstiger als von Ökonomen geschätzt. Entsprechend positiv sind die Reaktionen: «Auch bereinigt um die volatileren Preiskategorien zeigt die unterliegende Preisdynamik nun bereits seit einem halben Jahr seitwärts, ohne Anzeichen einer nennenswerten Beschleunigung», meinte etwa Alexander Koch von Raiffeisen gegenüber der Nachrichtenagentur AWP.
Dass die Jahresinflations-Rate trotz insgesamt unveränderter Preise gegenüber dem Vormonat im Oktober deutlich gesunken ist, hat vor allem mit dem sogenannten Basiseffekt zu tun. So waren die Preise im Oktober letzten Jahres gegenüber dem damaligen Vormonat um 0,3 Prozent gestiegen, was nun im Oktober 2022 bei einer stabilen Entwicklung zum Vormonat den Rückgang bei der Jahresrate der Inflation ergibt.
Im internationalen Vergleich sehr tief
Zwar ist Inflationsrate auch nach dem Rückgang noch immer relativ hoch, international gesehen ist die Schweiz in dieser Beziehung aber eine Insel. So lag die Teuerung in der Eurozone zuletzt im Oktober bei 10,7 Prozent oder in den USA bei 8,2 Prozent (erst September-Wert bekannt). Der Inflationsdruck in der Schweiz sei zwar weiterhin virulent, aber gerade im internationalen Vergleich eher moderat, sagte denn auch Gero Jung von Mirabaud.
Bei der SNB dürften die Zahlen gerne gesehen werden. Jedenfalls wird der Druck auf die hiesigen Notenbanker damit etwas geringer. «Eine erneute Zinserhöhung um 75 Basispunkte im Dezember wird somit nicht notwendig», meint etwa Karsten Junius von J. Safra Sarasin. Ähnlich sieht es David Kohl von Julius Bär: «Der Druck auf die SNB für aggressivere Zinserhöhungen ist geringer geworden.»
Weiter hohe Raten zu erwarten
Allerdings dürfte ein einziger Monatswert die Politik der SNB kaum fundamental verändern, zumal die Raten noch auf dem erhöhten Niveau bleiben dürften. UBS-Ökonom Alessandro Bee etwa erwartet die Inflation im den kommenden Monaten weiterhin zwischen 3 und 3,5 Prozent und sagt: «Es ist noch zu früh, jetzt bereits von einem deutlichen Rückgang der Inflationsrate unter die Marke von 3 Prozent zu sprechen.»
Auch David Marmet von der ZKB erwartet in den nächsten Monaten wieder Inflationsraten von über 3 Prozent, dies vor allem wegen administrierter Preise. So würden etwa die von der Elcom gemeldeten höheren Strompreise im Januar 2023 den Landesindex um rund ein halbes Prozent ansteigen lassen. Er glaubt denn auch, dass die SNB im Dezember 2022 und März 2023 mit weiteren Zinsschritten aufwarten wird.
CS-Ökonom Claude Maurer pflichtet dem bei: «Der Trend ist zwar vielversprechend; die Inflation ist aber meines Erachtens noch zu hoch, als dass die SNB ihren Zinserhöhungszyklus bereits unterbrechen könnte.»
SDA/cpm
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