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Krieg in der Ukraine
Schweizer Firma hilft Familien der Mitarbeiter bei der Flucht

Das Werk von Vetropack in Hostomel bei Kiew, bevor der Krieg ausbrach.
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Am Sonntag veröffentlichte der Schweizer Spezialist für Glasverpackungen Vetropack eine nüchterne Ad-hoc-Mitteilung: «Der ukrainische Produktionsstandort ist durch militärische Aktionen stark beschädigt worden», heisst es darin. Das genaue Ausmass der Beschädigung im Werk im Ort Hostomel, im Nordwesten von Kiew, sei nicht bekannt, Menschen seien aber nicht verletzt worden. Denn die Produktion am Standort wurde bereits zuvor heruntergefahren.  

Die Meldung erzählt indes nur einen Teil der Geschichte, wie ein Gespräch mit Finanzchef David Zak zeigt. So sorge sich Vetropack mit Sitz in Bülach ZH weniger um den finanziellen Schaden von schätzungsweise einem zweistelligen Millionenbetrag, sondern vor allem um die Mitarbeitenden und ihre Familien: «Wir beschäftigten in der Ukraine 600 Mitarbeitende, viele von ihnen sind mittlerweile auf der Flucht», berichtet Zak. Inklusive der Angehörigen gehe es um über 1000 Menschen.

«Die Solidarität unter den Mitarbeitenden ist riesig.»

David Zak, Finanzchef von Vetropack

Wer noch vor Ort und wer schon geflohen ist, weiss das Management derzeit nicht, die Lage sei zu unübersichtlich. Vetropack hilft aber, dass die Familien der Mitarbeitenden das Land verlassen können. «Wir schicken zwei Reisebusse an die Grenze zur Ukraine und der Slowakei», berichtet Zak. Das lokale Management helfe dabei, die Aktion zu koordinieren.

Rund 100 Vetropack-Angehörige seien bereits in der Slowakei angekommen. In Tschechien und der Slowakei verfügt der Glasspezialist ebenfalls über Werke. «Die Solidarität unter den Mitarbeitenden ist riesig», sagt der Finanzchef.

So hätten die Mitarbeitenden in der Slowakei und in Tschechien Ferienwohnungen organisiert, die den Gewerkschaften gehören. In diese Wohnungen könnten nun die Geflüchteten unterkommen. «Auch in Österreich und der Schweiz melden sich Mitarbeitende und bieten Unterkünfte an», so Zak. Wenn die Aufnahmemöglichkeiten in den Anrainerländern erschöpft seien, plane das Unternehmen, Kriegsflüchtlinge in die Schweiz zu bringen, sagt der Vetropack-Manager.

Firma plant Wiederaufbaufonds

Der Konzern denkt zudem an langfristige Hilfen und will einen Fonds äufnen, mit dessen Mittel die zerstörten Häuser der Mitarbeitenden eines Tages wieder aufgebaut werden sollen. Gravierender als die materiellen Verluste seien aber die psychischen Schäden, die die russische Invasion verursache, sorgt sich Zak.

Das Werk der PrJSC Vetropack in Hostomel liegt im Nordwesten von Kiew an einer strategisch wichtigen Verkehrsachse. Entsprechend heftig toben in der Gegend seit längerem die Kämpfe.

Schweizer Personal hat der Konzern in der Ukraine keines, seine neun Werke in verschiedenen Ländern betreibt das Unternehmen stets mit Mitarbeitenden aus der Region. Neben der Ukraine ist Vetropack im Heimatland Schweiz, in Österreich, der Tschechischen Republik, Kroatien, der Slowakei, Rumänien, Italien und in der Republik Moldau präsent. 

Der Krieg kostet den Schweizer Flaschenhersteller Millionen. Sollte Vetropack das Werk komplett verlieren, dürfte sich der Verlust auf einen mittleren zweistelligen Millionenverlust summieren, schätzt der Finanzchef. Dank einer Eigenkapitalquote von rund 70 Prozent könne der Konzern dies aber wegstecken. 

Zuletzt setzte Vetropack rund 662 Millionen Franken um und erzielte einen Gewinn von 81 Millionen Franken. Insgesamt arbeiten rund 3800 Menschen für das Unternehmen.

Der Standort in der Ukraine trug bisher rund zehn Prozent zum Umsatz und zum Vorsteuergewinn bei. Seit 1912 wird dort Glas gefertigt. Wann dies wieder der Fall sein wird, weiss derzeit niemand.