Eishockey-NationalmannschaftDie Torimpotenz der Schweizer ist eklatant und doch auch logisch
0:1, 2:1, 0:3 – Patrick Fischers Team holt in Schweden beim dritten Euro-Hockey-Tour-Turnier mehr Punkte, als dass es Tore schiesst.
![Marco Müller im roten Trikot kniet auf dem Eis während der Beijer Hockey Games in Stockholm, 2025.](https://cdn.unitycms.io/images/3MEOUqyWaO4AvnJB09ldAN.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=HCxSLwEpGKY)
- Die Schweizer Nationalmannschaft hat weiter Probleme im offensiven Spiel.
- Auch gegen Tschechien schiesst das Team keine Tore.
- Verbesserungen sind immerhin im Defensivspiel erkennbar.
- Die offensiven Probleme haben klare Gründe.
Zwei Tore in drei Spielen, nur eines in der regulären Spielzeit. Die Nationalmannschaft präsentierte sich am dritten Turnier der Euro Hockey Tour als Team mit grossen Problemen in der Offensive. Das ist nichts Neues.
Schon im Dezember in Freiburg gelangen in 3 Spielen nur 3 Treffer, in den bisherigen Saison-Turnieren liegt die Ausbeute bei 12 Goals in 9 Spielen. Und schaut man auf das ganze Bild, seit Russlands Verbannung die Schweiz zur Euro Hockey Tour gehört und sich mit Schweden, Tschechien und Finnland messen kann, sind es 56 Treffer in 33 Spielen.
Dies hat Auswirkungen auf die Bilanz: Patrick Fischers Team gewann nur 4 Partien nach 60 Minuten, vier weitere Overtime-Erfolge kamen dazu. Bei 8 der 25 Niederlagen gab es in der regulären Spielzeit immerhin ein Remis.
Kaum Skorer
Ohne ihre NHL-Spieler verfügt die Schweiz auf diesem Niveau über zu wenig offensive Durchschlagskraft. Seit in der heimischen Liga 6 statt 4 Ausländer eingesetzt werden können, hat sich dieses Problem akzentuiert. In der aktuellen Skorerliste finden sich in den Top 30 nur vier für Fischers Team berechtigte Spieler, sie liegen auf den Plätzen 10 (Martschini), 18 (Moy), 19 (Fazzini) und 24 (Riat).
Weil die Aufgebote wegen der Clubs auch «politisch» geprägt sein müssen (zum Beispiel können nicht alle Topspieler immer dabei sein), war nun von diesem Quartett nur Fazzini dabei. Und auf diesem Level erwies sich das Spiel des Stürmers mit dem vielleicht besten Direktschuss aller Schweizer Angreifer als zu eindimensional.
![Torhüter Sandro Aeschlimann der Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft hebt den Helm während der Beijer Hockey Games in Stockholm.](https://cdn.unitycms.io/images/Bs-vdJ4TKsG9OjesCTk8lo.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=ej4vPNPiViA)
Es fehlt auf diesem Niveau auch in anderen Bereichen die Breite: Zur Offensive gehören spielstarke Verteidiger, die auch unter Druck gute Auslösungen im Repertoire haben und dank Vision und Kreativität heikle Situationen entschärfen können. Diesem Anspruch wurde mit Abstrichen bloss der in Schweden spielende Dominik Egli gerecht.
Alternativen in der National League finden sich nicht gerade wie Sand am Meer: Dean Kukan, Romain Loeffel und vielleicht Tobias Geisser – sie waren in Stockholm aus diversen Gründen nicht dabei. Wie klein die Auswahl ist, zeigt auch, dass der im Sommer zum Verteidiger umfunktionierte Stürmer Joël Vermin (33) fünftbester Skorer der Schweizer Verteidiger ist.
Starker Goalie
Gewinner gab es dennoch: Goalie Sandro Aeschlimann, der in zwei Spielen nur ein Tor kassierte. Die Stürmer Nicolas Baechler (ZSC) und Simon Knak (Davos) sowie zumindest gegen Finnland Langnaus Dario Rohrbach – sie sorgten für frischen Wind. Auch erwähnenswert ist Giancarlo Chanton (22). Servettes Verteidiger zeigte zumindest gute Ansätze, er könnte irgendwann zur festen Grösse im Nationalteam werden.
Auch ohne NHL-Akteure verfügten die Gegner über eine grössere Breite, um der Schweiz sowohl spielerisch als auch physisch teilweise deutlich überlegen sein zu können. Die Schweiz kann nur dann Akzente setzen, wenn alle Top-Shots aus der National League dabei sind, was höchstens beim Heimturnier der Fall ist. Und selbst dann bekundet sie Mühe mit dem Toreschiessen.
So gesehen holte sie diesmal gegen Finnland (0:1 nach Penaltys), Schweden (2:1 nach Overtime) und Tschechien (0:3 mit 2 Empty Nettern) mit 3 Punkten fast das Optimum heraus. 2024 war die Schweiz beim Februar-Turnier wegen eines kaum konkurrenzfähigen Aufgebots chancenlos.
Diesmal gelangen ihr zumindest gegen Finnland auch dominante Momente. Und gegen Schweden und Tschechien, als das Team häufig im Überlebensmodus in der eigenen Zone spielte, verteidigte sie meist ordentlich. In Unterzahl gab es sogar kein Gegentor.
Dass gegen Tschechien mit Thürkauf und Bertschy die besten Offensivkräfte pausierten (oder wohl pausieren mussten), sorgte für noch weniger Gefahr. Die wenigen Chancen vergaben Stürmer, die in ihren Clubs kaum offensive Rollen haben. Um in diesem Aufgebot jene Spieler zu zählen, die in der NL regelmässig in einem 1. Powerplay-Block eingesetzt werden, braucht es nicht einmal eine ganze Hand.
Dies sind die wichtigsten Erkenntnisse und, was das Verteidigen angeht, doch auch kleine Zeichen des Fortschritts zur Vorsaison. Die defensive Stabilität auch der NL-Spieler war schon an der WM die Basis für Silber.
Auch an der nächsten WM werden es erneut Hischier und Co. sein müssen, die für die offensive Musik sorgen – vorausgesetzt, sie können auch wirklich dabei sein. Das ist die Realität fürs Nationalteam, daran hat sich nichts verändert und dürfte sich auch in naher Zukunft nichts ändern.
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