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700 Stellen fallen weg
Ralph Hamers beendet die Schonfrist bei der UBS

Will für seine Digitalisierungsstrategie andere Mitarbeiter: UBS-Chef Ralph Hamers.
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Für UBS-Präsident Axel Weber scheint die Pandemie zu Ende zu sein. «Diese unsichere Zeit mit gedämpfter Wirtschaftsaussicht wollen wir nicht auf dem Rücken der Mitarbeitenden bewältigen», so Weber im November des letzten Jahres gegenüber der «NZZ am Sonntag». Er erteilte damals den Investoren eine Absage, die ein Sparprogramm von der Grossbank forderten. Damals hatte sein neuer Bankchef Ralph Hamers den Job gerade erst offiziell angetreten. Ein halbes Jahr später sind die Aussichten für die Wirtschaft besser, und Hamers hat sich ein Bild der Lage verschaffen können. Damit ist die Schonfrist für die UBS-Mitarbeiter vorbei.

Laut der Nachrichtenagentur «Bloomberg» sollen bei der UBS in der Schweiz von den rund 21’000 Arbeitsplätzen rund 700 gestrichen werden. Ein Teil davon soll im rückwärtigen Bereich anfallen, rund 200 Arbeitsplätze sollen jeweils im Vermögensverwaltungsgeschäft und im Schweizer Geschäft wegfallen. Hinzu kämen 125 Stellen im Vermögensverwaltungsgeschäft aus einer früheren Sparübung. Betroffen seien sowohl Führungskräfte wie auch einfache Angestellte, sagten «mit der Sache vertraute Personen» gegenüber «Bloomberg». Weltweit sollen bei der Bank rund 3000 von insgesamt 73’000 Stellen wegfallen.

«Als Sozialpartner fordern wir, dass interne Stellen angeboten werden und dass der Sozialplan vollumfänglich angewendet wird, sollte ein Stellenabbau unvermeidlich sein.»

Claudia Agnolazza, Sprecherin des Kaufmännischen Verbands

Die UBS kommentiert eine Anfrage dazu nicht. Beim Schweizerischen Bankpersonalverband heisst es, dass man zwar regelmässig mit der Bank im Austausch stehe, aber keine Informationen zu einem Abbauprogramm habe. Der Kaufmännische Verband bedauert jede Stelle, die abgebaut wird. «Als Sozialpartner fordern wir, dass interne Stellen angeboten werden und dass der Sozialplan vollumfänglich angewendet wird, sollte ein Stellenabbau unvermeidlich sein», sagt Sprecherin Claudia Agnolazza.

Der Sozialplan kann bei der UBS für betroffene Mitarbeiter bis zu einem Jahr dauern. Während dieser Zeit erhalten sie den Lohn und werden bei der Jobsuche innerhalb der Bank oder bei einem anderen Betrieb unterstützt.

Es gibt zwar keine Bestätigung der UBS. Da die Bank den Bericht aber nicht dementiert, dürften die Zahlen nicht fern der Realität sein. Die Angaben von «Bloomberg» passen zudem zu früheren Aussagen der Bankspitze. So hatte CEO Hamers bei der Präsentation der Quartalszahlen im April ein Sparziel von 1 Milliarde Dollar bis zum Jahr 2023 genannt. Um es zu erreichen, will die UBS vor allem Jobs streichen, die wegen der anhaltenden Digitalisierung überflüssig werden. Im 2. Quartal fallen dafür voraussichtlich Restrukturierungskosten von rund 300 Millionen Franken an.

Der drohende Abbau ist der erste grössere Einschnitt nach Jahren des Personalaufbaus unter der Ägide von Ex-UBS-Chef Sergio Ermotti. Wenn Stellen gestrichen wurden, geschah dies eher scheibchenweise. Hier gab es mal eine Sparrunde im Wealth Management, da fielen mal ein paar Stellen in der Informatik oder im Marketing weg.

Da die Bank in den letzten Jahren aber verstärkt ausgelagerte Funktionen zurückholte, ist die Zahl der Festangestellten stetig gewachsen. Laut Andreas Venditti, Bankenanalyst der Bank Vontobel, kamen 2017 auf 61’000 interne Mitarbeiter rund 26’000 externe Fachkräfte. Zwei Jahre später beschäftigte die UBS 67’000 interne und noch 16’000 externe Mitarbeitende. Die Festangestellten arbeiten allerdings vor allem im Ausland.

Aufgrund weiterer Verschiebungen ist die Anzahl interner Mitarbeiter seither stetig auf 72’000 gestiegen. Besonders in der Informatik hatte sich die Bank zuvor auf einen riesigen Pool externer IT-Spezialisten verlassen. «Wenn eine Bank zu viel auslagert, verliert sie ein Stück weit die Kontrolle», so Venditti. Das wurde in den letzten Jahren korrigiert.

Credit Suisse schlug härter zu

Anders verhielt sich die Situation bei der Credit Suisse. Dort kam es in den letzten Jahren immer wieder zu grösseren Sparprogrammen. So kündigte Tidjane Thiam bei seinem Antritt ein massives Kostensenkungsprogramm an: 2015 fielen 1600 Stellen in der Schweiz weg.

Auch sein Nachfolger Thomas Gottstein verkündete kurz nach seinem Antritt im letzten Sommer für die Belegschaft schlechte Nachrichten, als er einen Abbau von 500 Stellen und die Schliessung von 20 der 120 Filialen bekannt gab. Bis 2022 sollen so die Kosten der CS um rund 400 Millionen Franken sinken.

Auch bei der zweitgrössten Schweizer Bank zeigt sich jedoch, dass die Zahl der Stellen in den letzten Jahren eher wieder zugenommen hat – wenn auch ebenfalls eher im Ausland. So kommunizierte das Institut am Dienstag, in Indien im laufenden Jahr über 1000 IT-Experten anzuheuern.

Bei der UBS soll Sparen nicht zum Selbstweck werden. «Die UBS verfolgt keine Kostensenkungsstrategie», sagt Andreas Venditti, Bankenanalyst der Bank Vontobel. Denn die Einsparungen sollen künftig wieder investiert werden. «Ich erwarte daher, dass die Ausgaben der Bank künftig sogar leicht steigen», so Venditti. Hamers wird im Rahmen seiner Digitalstrategie versuchen, diese so einzusetzen, dass die Einnahmen noch stärker wachsen. Es scheint gut möglich, dass auch er hier auf das Ausland statt auf die Schweiz setzen wird.