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Rad-WM Zürich
Nach dem tödlichen Unfall stellen sich Fragen zur Sicherheit

Küsnacht, Radstrecke, Rad Weltmeisterschaft, Wald, Schmalzgruebstrasse, Unfallstrecke Muriel Furrer, 27.9.24, Foto: Manuela Matt, manuelamatt.ch
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In Kürze:
  • Muriel Furrer verunglückte an der Rad-Weltmeisterschaft in Zürich tödlich in einem Waldstück ob Küsnacht.
  • Auf Wunsch der Familie der Verstorbenen wird die Weltmeisterschaft fortgesetzt.
  • Das Rahmenprogramm wird angepasst, die Flaggen stehen auf halbmast.
  • Die Organisatoren haben die Streckensicherung angepasst, um das Risiko bei den weiteren Rennen zu minimieren.

Als das Feld von 120 Juniorinnen am Donnerstagvormittag auf dem City Circuit mit durchschnittlich 38 km/h unterwegs ist, herrscht leichter Regen. Es sind 15 Grad, die Strassen sind nass. Für hohe Tempi mit schmalen Rennradreifen sind das herausfordernde Bedingungen, besonders in kurvigen Abfahrten, wie die Schmalzgruebstrasse ob Küsnacht eine ist. Mutmasslich dort hat sich in einem Waldstück das Unglück zugetragen, bei dem sich die 18-jährige Muriel Furrer tödliche Verletzungen zugezogen hat.

Der tragische Unfall der jungen Fahrerin aus Egg wirft Fragen bezüglich Sicherheit der Strecke auf. Zudem kursieren derzeit viele ungesicherte Informationen, wonach die junge Fahrerin aus Egg lange unentdeckt im Unterholz lag und das Feld der Fahrerinnen auf der zweiten Runde gar an ihr vorbeifuhr.

Wo genau auf der Strecke hat sich der Unfall ereignet?

Das ist unklar. Laut Informationen der Veranstalter in einer Waldpassage auf dem City Circuit. Mutmasslich handelt es sich dabei um den bewaldeten Abschnitt der Schmalzgruebstrasse ob Küsnacht.

Lag die Verunfallte unentdeckt im Unterholz, als das Feld die Abfahrt ein zweites Mal passierte?

Klar ist, dass im Rennprotokoll keine Zwischenzeit für die Schweizerin registriert ist. Das deutet darauf hin, dass Muriel Furrer das Ziel am Sechseläutenplatz nie passiert hat, um die letzte Runde auf dem City Circuit zu absolvieren. Das wiederum kann bedeuten, dass sie gestürzt ist, als das Peloton das Waldstück zum ersten Mal passierte.

Sind andere Fahrerinnen gestürzt?

Wie aus der Rangliste des Juniorinnenrennens hervorgeht, sind neun Fahrerinnen nicht ins Ziel gekommen, darunter die junge Schweizerin. Ob die anderen acht ebenfalls gestürzt sind, ist nicht klar. Fakt ist, dass sich die spätere Bronzemedaillengewinnerin im Rennen Verletzungen im Gesicht zugezogen hat.

Ein Motorradfahrer, der in diesem Rennen unterwegs war, erzählte gegenüber «Blick», er habe via Infofunk des Rennens immer wieder von Stürzen gehört, selbst aber keinen gesehen.

Warum hat es so lange gedauert, bis der Unfall bekannt geworden ist?

Das ist nicht bekannt. Der Motorradfahrer sagt gegenüber dem Boulevardblatt: «Als das Rennen vorbei war, ging niemand davon aus, dass etwas Schlimmes passiert sei. Es gab keinerlei Informationen in diese Richtung.» Tatsächlich fand die Siegerehrung der Rennen der Juniorinnen wie geplant statt, und zwar gleich nach der Zieleinfahrt der Fahrerinnen. Diese Redaktion war an der Zeremonie zugegen, und es hat nichts auf einen derart tragischen Unfall hingedeutet.

Wie wird eine WM-Rennstrecke festgelegt?

Das obliegt dem lokalen Organisationskomitee (LOK). Dabei richtet es sich nach den Vorgaben des Internationalen Radverbandes (UCI), dieser legt beispielsweise Länge und Höhenmeter fest. Aus Sicht der Veranstalter ist es zudem wichtig, dass eine Strecke vielseitig ist und verschiedenen Fahrertypen entspricht – also zum Beispiel nicht nur etwas hergibt für Berg-, Technik- oder Sprintspezialisten. Wie bei Weltmeisterschaften üblich besichtigen Funktionäre und Sicherheitsexperten der UCI die vorgeschlagene Strecke mehrfach und nehmen sie ab. Dies ist auch in Zürich geschehen.

Kann eine Strecke während einer laufenden WM verändert, im konkreten Fall entschärft werden?

Nein. Um die Strassen für die Rennen zu sperren, müssen offizielle Verkehrsanordnungen getroffen werden. Diese unterliegen einer Publikationspflicht, damit Betroffene die Möglichkeit haben, dagegen Einsprachen zu erheben und rechtlich vorzugehen. Deshalb ist es so kurzfristig nicht möglich, die Strecke zu ändern. Dies, obschon es mit der Limbergstrasse – die 2022 Teil der Tour-de-Suisse-Route war – eine Parallele geben würde, die breiter und weniger kurvenreich ist als die Schmalzgruebstrasse.

Gibt es nun zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen?

Wie Olivier Senn vom lokalen Organisationskomitee im Rahmen einer Pressekonferenz am Freitagabend sagte, sind die Sicherheitsvorkehrungen auf der Rennstrecke verstärkt worden. «Wir haben die Streckenposten aufgestockt, auch wegen des Regens», sagte Senn.

Wer pocht auf die Sicherheit der Fahrerinnen und Fahrer?

Die Cyclistes Professionnels Associés (CPA) ist die Fahrer-Gewerkschaft. Sie hat sich – auch angesichts der immer schnelleren und spektakuläreren Strecken – auf die Fahne geschrieben, die Sicherheit an den Rennen zu erhöhen. Gerade, weil städtische Gebiete «kein ideales Terrain» für sichere Radrennen seien. Die CPA arbeitet dafür mit den Fahrern, den Veranstaltern und der UCI zusammen. Sie entsendet beispielsweise Delegierte an grössere Rennen. Diese fungieren als Sprecher der Fahrer, wenn es darum geht, Massnahmen zu ergreifen. Sie intervenieren beispielsweise bei extremen Wetterbedingungen oder Sicherheitsbedenken. Damit bei Notfällen rasche Entscheide möglich sind, hat die CPA rennspezifische Telegram-Gruppen installiert, über die sie mit den Fahrerinnen und Fahrern jeweils in Kontakt steht. Es ist nicht bekannt, ob und wie die CPA im Nachgang des tragischen Unfalls von Muriel Furrer reagiert hat. Eine Anfrage dieser Redaktion blieb unbeantwortet.

Was unternimmt die UCI gegen Unfälle?

Die UCI pflegt seit 2021 gemeinsam mit der Universität Gent in Belgien die sogenannte Race Incidents Database. Diese setzt sich aus automatischen und manuellen Einträgen zusammen, die auch Material aus Zuschauervideos und Clips aus den sozialen Medien enthalten. Von Jahresbeginn bis Juli 2024 wurden laut UCI 341 Unfälle und Beinaheunfälle in diese Datenbank aufgenommen. Sie stammen aus den grossen Rennen der Radprofis. Gemäss UCI haben bisherige Analysen gezeigt, dass sich fast die Hälfte der Unfälle in den letzten 40 Kilometern der Rennen ereignen, und zwar meist auf rutschigen Strassen, Abfahrten, kurz vor Anstiegen oder bei Verkehrshindernissen. Zudem seien meist zwei bis drei Fahrer involviert.

Werden angesichts des Todesfalls an der Rad-WM in Zürich Aktivitäten ausgesetzt?

Auf Wunsch der Familie von Muriel Furrer wird die Weltmeisterschaft wie geplant fortgesetzt. Allerdings werden feierliche Programmpunkte wie die UCI-Gala am Samstagabend gestrichen, die Medaillenzeremonien angepasst, die Flaggen an der WM auf halbmast gesetzt.

Was passiert mit dem Volksrennen am Sonntag?

Das Volksrennen auf dem City Circuit vom Sonntagmorgen wird laut dem Mediensprecher des LOK, Andreas Herren, gemäss aktuellem Wissensstand durchgeführt.