Direct Mail Company AGPost stellt fast 4000 Mitarbeitende auf die Strasse
Der Staatsbetrieb stellt seine Tochterfirma ein, die für die Zustellung von unadressierter Werbung und Gratiszeitungen zuständig ist. 3855 Austräger und 72 Vollzeitangestellte sind betroffen.
Die Post schliesst am 1. Juni 2024 ihren Werbezusteller Direct Mail. Damit fallen 72 Vollzeitmitarbeitende und 3855 Stundenlöhner weg, meist tiefe Teilzeitpensen. Der Schritt erfolgt wegen des Rückgangs bei Werbesendungen und Gratiszeitungen, wie die Post am Mittwoch mitteilte.
Insgesamt umfasst der Abbau 422 Vollzeitstellen. Die 3855 im Zustelldienst tätigen Betroffenen tragen drei bis acht Stunden pro Woche unadressierte Werbung wie Flyer oder Prospekte sowie Gratiszeitungen aus. Das entspricht Teilzeitpensen von 8 bis 20 Stellenprozent. Angestellt sind sie im Stundenlohn. Zudem verlieren 72 Beschäftigte, die mit Pensen zwischen 70 und 100 Prozent, ihre Stelle.
Die Post prüft ihren Angaben zufolge «umfassende Abfederungsmassnahmen» und eine möglichst sozialverträgliche Umsetzung. Am Mittwoch startete das bei Massenentlassungen gesetzlich vorgeschriebene Konsultationsverfahren.
Ein Drittel weniger Sendungen
Die Post begründet den Stellenabbau damit, dass die Direct Mail Company AG in den vergangenen zehn Jahren einen Rückgang der Sendungen von einem Drittel auffangen musste. Die Hälfte dieses Rückganges sei auf die Anzahl der gestiegenen «Stopp Werbung»-Schilder auf den Briefkästen zurückzuführen. Jahr pro Jahr nehme deren Zahl um 1,5 Prozent zu. Hinzu sei in den vergangenen zwei Jahren der Verlust von mehreren Grossaufträgen gekommen.
Direct-Mail-Chef Daniel Truttmann wird wie folgt zitiert: «Der Verlust dieser Aufträge, gepaart mit dem konstanten Rückgang von physischer Werbung führt dazu, dass wir unsere eigene Zustellorganisation nur noch mit Verlust betreiben können.»
Gewerkschaft fordert Sozialplan
Die Direct Mail Company mit Hauptsitz in Basel bleibt gemäss der Mitteilung der Post bestehen und wird schweizweit noch 132 Mitarbeitende für die Aufbereitung und die Vermarktung des Produkts Consumo weiterbeschäftigen. Consumo ist ein vierseitiges Trägermedium, in dem Kunden ihre Werbung platzieren können. Alle übrigen Werbemittel, welche die Direct Mail Company bisher in die Briefkästen verteilte, werden künftig durch die Post zugestellt.
Nach dem Einstellungsentscheid fordert die Pöstler-Gewerkschaft Syndicom einen Sozialplan für die knapp 4000 Beschäftigten. Die Post müsse ihre soziale Verantwortung vollumfänglich wahrnehmen. Alle Betroffenen sollten ein Stellenangebot im Konzern erhalten.
Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Werbeverträgers Direct Mail handelt es sich um Menschen mit meist niedrigen Pensen, wie Syndicom betonte. Darum sei die Zahl der Betroffenen derart hoch. Die Gewerkschaft erwartet von der Post, dass sie allen Mitarbeitenden ein Stellenangebot im Konzern macht.
Für jene, die ein solches Stellenangebot nicht annehmen wollen oder können, fordert Syndicom einen Sozialplan mit substanziellen Abgangsentschädigungen. Im weiteren sichert die Gewerkschaft den Beschäftigten Unterstützung im gesetzlich bei Massenentlassungen vorgeschriebenen Konsultationsverfahren zu.
Syndicom wird den Angaben zufolge Informationsanlässe durchführen und mit den Angestellten das weitere Vorgehen festlegen. Sollte es zu Entlassungen kommen, wird Syndicom die Mitglieder bei den Sozialplanverhandlungen vertreten.
SDA/step
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