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Postchef im Interview
100 Millionen für die Filialen – macht das Sinn? «Ja, aber nur, wenn wir an den richtigen Standorten investieren»

Roberto Cirillo, Konzernleiter Schweizerische Post, spricht waehrend einer Medienkonferenz der Schweizerischen Post zur Strategie des Filialnetzes, am Dienstag, 29. Oktober 2024 in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
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Herr Cirillo, die Gewerkschaft Syndicom sieht durch die Auslagerung von 170 weiteren Postfilialen den Zusammenhalt des Landes bedroht. Gefährden Sie den Service public?

Nein, im Gegenteil. Mit den Massnahmen stärken wir den Service public in allen Landesteilen. Ausserdem investieren wir mehr als 100 Millionen Franken in die Erneuerung der Postfilialen. Damit stellen wir sicher, dass diese auch in Zukunft relevant für die Bevölkerung bleiben. Und dort, wo die Filiale nicht erhalten bleibt, sorgen wir dafür, dass die Menschen weiterhin einen einfachen und gesetzeskonformen Zugang zu Postdienstleistungen haben.

Nicht wenige haben erwartet, dass die Post das Filialnetz aus Kostengründen noch stärker verkleinert. Reicht die Auslagerung von 170 Filialen aus, oder werden Sie in Zukunft weitere eigene Standorte aufgeben?

Nicht wenn wir unsere Arbeit in den nächsten vier Jahren zusammen mit den Gemeinden und Kantonen gut erledigen. Wir erneuern über diesen Zeitraum 300 bis 400 Filialen, mindestens zwei Filialen pro Woche. Das ist eine gewaltige Aufgabe, die wir uns gegeben haben. Und in der nächsten Periode werden weitere Investitionen in weitere Poststellen folgen. Was wir versprechen können: Wenn wir jetzt in eine Filiale investieren, dann bleiben wir dort mindestens für weitere 10 bis 20 Jahre vor Ort.

Seit 2010 hat sich die Anzahl der Kunden an den Postschaltern halbiert. Trotzdem investieren Sie 100 Millionen Franken in die Filialen. Macht das Sinn?

Ja, aber nur, wenn wir an den richtigen Standorten investieren. Diese Standorte müssen wir unbedingt zukunftsfähig machen – und das geschieht über Investitionen in die richtigen Technologien.

«Wir werden auch in Zukunft weiter investieren.»

Was meinen Sie damit?

Die Bevölkerung muss in den Filialen Dienstleistungen erhalten, die für sie wirklich relevant sind. Wir würden niemals 100 Millionen Franken investieren, um der Kundschaft einfach weiterhin das Abholen von Briefen und Einzahlungen am Schalter zu ermöglichen. Das wäre eine Geldverschwendung. Wir müssen das Gesamtangebot der Post erneuern, nur so machen die Investitionen Sinn.

Sie wollen künftig mehr Dienstleistungen anbieten. Aber Versicherungen vermitteln, bei Bankgeschäften helfen oder in andere Sprachen übersetzen, das kann heute auch ein Smartphone. Reicht das aus, um die Leute zurück in die Filialen zu bringen?

Mittlerweile erkennen viele Leute, dass sie allein mit einem Smartphone in der Tasche nicht mehr so gut fahren. Es fehlt ihnen an Vertrauen in diese neuen Technologien und Anwendungen. Denn am anderen Ende befindet sich kein Mensch mehr, dem sie in die Augen schauen oder mit dem sie sprechen können. Die Post hingegen ist Sinnbild für dieses Vertrauen. Wer zu uns kommt, hat mit Menschen zu tun, die für den Service public stehen.

Die Gewinne im Kerngeschäft gehen seit 2021 kontinuierlich zurück. Laut Strategie sollen Gewinne aus neuen Geschäfts­bereichen wie digitale Services das ausgleichen. Doch macht der Bereich Verluste und wird auch in den nächsten Jahren kaum Gewinne abwerfen. Ist die Strategie «Post von morgen» damit gescheitert?

Den Trend eines rückläufigen Umsatzes und Betriebsgewinns auf Konzernstufe konnten wir umkehren. Die Strategie ist also erfolgreich. Im Vergleich zu 2019 steht die Post gesünder da. Wir haben mehr Eigenkapital und haben seither jedes Jahr eine Dividende ausbezahlt. Die Reserven befinden sich auf dem gleichen Niveau wie vor fünf Jahren. Dazwischen haben wir aber 3,6 Milliarden Franken investiert – alles Mittel, die wir selber erwirtschaftet haben. Wir werden auch in Zukunft weiter investieren. Das ist ein natürliches Phänomen, wenn man langfristig zeitgemässe Dienstleistungen anbieten wird. Diese Angebote sind nicht über Nacht profitabel, sondern erst in ein paar Jahren.