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Externe Partner beim Staatsbetrieb
Post will weitere Filialen auslagern – diese 170 Standorte sind betroffen

Pakete aufgeben am Schalter der Post Filiale Sihlfeld fotografiert am 10. Maerz 2020 in Zuerich. (KEYSTONE/Christian Beutler)
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Anstatt 170 Filialen komplett aufzugeben, will sie die Post zusammen mit Partnern weiterbetreiben. Das kündigte Postchef Roberto Cirillo am Dienstagnachmittag in Bern an. Bereits im Mai hatte der Staatsbetrieb mitgeteilt, bis 2028 rund 170 Standorte schliessen zu wollen.

Die Post sucht deshalb weitere externe Filialpartner. Ab Juli hat sie die Kantone und die 155 Gemeinden kontaktiert, die von Angebotsanpassungen betroffen sind, und erste Gespräche geführt. Bis Ende 2028 will das Unternehmen für jede dieser 170 Filialen eine Lösung finden.

Post investiert 100 Millionen Franken

«Das ist kein Abbau», sagte Cirillo. «Aber das Bekenntnis zum Service public kommt mit einem Preisschild.» Gemeint sind 100 Millionen Franken, welche der gelbe Riese in den kommenden vier Jahren in die Modernisierung des Filialnetzes investieren will.

Im Dialog mit den Gemeinden und Kantonen sei man weitgehend auf Verständnis dafür gestossen, dass die Post das Filialnetz dem sich verändernden Kundenverhalten anpassen müsse, sagte Poststellennetz-Chef Thomas Baur. «Der grösste Widerstand kommt aus Bundesbern», fügte er hinzu.

25 Umwandlungen im Kanton Bern

In Zürich sind 12 Umwandlungen vorgesehen, darunter in der Stadt Zürich, in Winterthur und Erlenbach. Der Kanton Bern muss mit dem Abbau von 25 eigenständigen Standorten rechnen, so in Biel, Liebefeld und Muri. Bern ist damit am meisten betroffen, vor dem Kanton Tessin mit 20 Umwandlungen und der Waadt mit 19.

In der Region Basel werden 6 Filialen zu Partnerbetrieben umgewandelt, etwa die Poststelle im Badischen Bahnhof.

Ziel ist es, dass das Filialnetz bis in vier Jahren aus rund 600 eigenen Filialen und 1400 Filialen mit Partner besteht. «Die Idee ist, Entlassungen wenn möglich zu vermeiden», sagte Poststellennetz-Chef Baur.

In Filialen mit Partner haben die Kundinnen und Kunden in Ortschaften ohne herkömmliche Postschalter weiterhin Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Dorfläden, Apotheken und Gemeindeverwaltungen.

Als weiteren Rückzug aus dem Kerngeschäft will die Post die geplante Auslagerung der 170 Filialen nicht verstanden wissen. Vielmehr plant sie, mithilfe neuer Produkte und Innovationen die Kunden zurück an die Schalter zu bringen.

Das Unternehmen testet bereits heute, wie es die Wartezeit in den Filialen weiter reduzieren kann, und setzt dafür Videoberatungsformate ein, die den klassischen Schalter ergänzen sollen. Die Post plant, diese schweizweit einzuführen, sowohl in den eigenen Filialen als auch in Filialen mit Partner.

Die Post reagiert mit den angekündigten Massnahmen auf die Entwicklungen beim Schaltergeschäft: Eine jüngere Kundschaft und die Digitalisierung sorgen dafür, dass seit 2010 rund 70 Prozent weniger Einzahlungen am Schalter getätigt werden. Die Zahl der Briefe, welche die Kundschaft am Schalter aufgegeben hat, ist allein in den vergangenen fünf Jahren um über ein Drittel gesunken.

Die Post benötige deshalb neue Innovationen und Produkte, um die Menschen zurück in die Filialen zu bringen, sagte Baur. Viel erhofft sich die Post von sogenannten Remote-Beratungen. «Wir dürfen zwar keine Bankberatungen anbieten oder Versicherungen abschliessen», so Baur. Jedoch könne die Post die Kunden mit den jeweiligen Spezialisten verbinden. Etwaige Verträge könnten dann gleich digital vor Ort in der Filiale abgeschlossen werden.

Auch betroffen: Die Postfiliale in Muri bei Bern.

Viel erhofft sich die Post auch von digitalen Diensten zur Übersetzung in andere Sprachen. «Viele unserer Filialkunden haben Migrationshintergrund», so Baur. Wenn die Leute der Post ihre Anliegen in ihrer Muttersprache mitteilen könnten, bringe sie das zurück in die Filialen, ist er überzeugt.

Gewerkschaft kritisiert Abbau

Die Gewerkschaft Syndicom kritisiert die Pläne der Post. Der Abbau des Filialnetzes gefährde den Zusammenhalt des Landes und beeinträchtige die Attraktivität zahlreicher Gemeinden. Darüber hinaus gingen «mehrere Hundert hochwertige Arbeitsplätze in der ganzen Schweiz unwiederbringlich verloren».