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Eklat an US-Eliteuniversität
Plötzlich gilt ein Freiburger Rechtsgelehrter als Rassist

Benutzte in einer Vorlesung ein rassistisches Schimpfwort und verpflichtet sich «weiterzulernen»: Der Schweizer Rechtsprofessor Franz Werro.
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Normalerweise erteilt Franz Werro Lektionen. Nun hat der Rechtsprofessor selbst eine Lektion erteilt bekommen. Es passierte am 10. Februar während einer Lehrveranstaltung an der Georgetown University in Washington. An der Eliteuni hat der 65-Jährige heute die Ehre, als Professor für Internationales Privatrecht zu dozieren. Mit «So, any other surprise or … What about you, Mister Chinaman?» (Gibt es sonst noch eine Überraschung oder … was ist mit Ihnen, Herr Chinamann?) wandte er sich in einer Vorlesung an einen Studenten, mutmasslich asiatischer Herkunft.

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Werros Tonfall war durchaus väterlich. Er entschuldigte sich noch, er habe den Namen des Studenten nicht verstanden. Was der gebürtige Berner aber offenbar nicht wusste: Das Wort «Chinaman» gilt als rassistisches Schimpfwort. Das realisierte in der Folge auch Franz Werro, dessen Äusserung auf Video aufgezeichnet und via Twitter verbreitet wurde und auf dem Universitätscampus einen Sturm der Entrüstung hervorrief. Auch das amerikanische Newsportal «Above the Law», dessen Redaktion täglich aus und über die Welt der Justiz berichtet, veröffentlichte eine Meldung zum Vorfall.

«Die Aussage machte ich kurz nach einer Pause, in der ich enthusiastisch festgestellt hatte, wie viele Sprachen in der Klasse gesprochen werden.»

Franz Werro, Rechtsprofessor

Werro musste auf sein Malheur reagieren. «Ich entschuldige mich dafür, dass ich gestern im Unterricht einen beleidigenden Ausdruck verwendet habe», zitierte «Above the Law» den Schweizer Rechtsprofessor. Und weiter: «Die Aussage machte ich kurz nach einer Pause, in der ich enthusiastisch festgestellt hatte, wie viele Sprachen in der Klasse gesprochen werden.» Als jemand, der nicht englischer Muttersprache sei, habe er nicht realisiert, dass es sich beim Begriff um eine herabwürdigende Ausdrucksweise handle, was er nun aber wisse. «Es tut mir leid, dass ich ihn verwendete», so Werro. «Ich verpflichte mich weiterzulernen, denn ich möchte, dass sich alle Studierenden in meinem Klassenzimmer willkommen fühlen.»

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In Asien hat Werro, der auch an der Universität Freiburg lehrt, gemäss seinem akademischen Lebenslauf nie doziert. In seiner Professorenkarriere ist er ansonsten weit herumgekommen und keineswegs ein Provinzgelehrter. New York, Triest, Hamburg, London, Tel Aviv, Pisa, Turin, Genf, Lausanne, Pau, Bordeaux und Paris gehören zu seinen Lehrstationen. Und als Höhepunkt natürlich Washington und seine altehrwürdige Georgetown University.

«Dieser Begriff ist ein Schimpfwort mit einer jahrhundertelangen Geschichte in der Herabwürdigung asiatischer Menschen.»

Bill Teanor, Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Georgetown University

In Washington musste wegen Werro nun selbst Bill Teanor, Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, eingreifen. «Ich wurde auf einen Vorfall aufmerksam gemacht, bei dem ein Professor im Klassenzimmer einen abwertenden Begriff verwendet hat, der erniedrigend und verletzend ist», schrieb der Dekan in einer Stellungnahme. «Dieser Begriff ist ein Schimpfwort mit einer jahrhundertelangen Geschichte in der Herabwürdigung asiatischer Menschen», so Teanor. Er redet allen ins Gewissen: «Als Gemeinschaft von Studierenden, Mitarbeitenden und Lehrkräften müssen wir unsere Kultur, Strukturen, Systeme und Prozesse ernsthaft hinterfragen, um sicherzustellen, dass wir eine Gemeinschaft sind, die Respekt, Gleichheit und Gerechtigkeit fördert.»

Wie es für Franz Werro, der eine Anfrage dieser Zeitung unbeantwortet liess, in Washington weitergeht, ist nicht bekannt. Einzelne ehemalige Georgetown-Studenten, die ihre Alma Mater heute finanziell unterstützen, haben angekündigt, auf Zuwendungen künftig zu verzichten.

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