Bund unterstützt Kandidatur«Es sollen Olympische Spiele werden, die zu uns passen»
Viola Amherd hat sich vom Bundesrat den Auftrag gesichert, die Winterspiele 2038 in die Schweiz zu holen. Ob das Volk darüber entscheiden kann, lässt die Sportministerin offen.
- Der Bundesrat unterstützt die Olympiavorbereitungen 2038 in der Schweiz.
- Eine interdepartementale Arbeitsgruppe klärt finanzielle Rahmenbedingungen bis 2027.
- Der «privilegierte Dialog» mit dem IOK ermöglicht eine Weiterentwicklung der Kandidatur.
- Swiss Olympic plant dezentrale und nachhaltige Austragungsorte im ganzen Land.
Schwer beeindruckt ist Bundespräsidentin Viola Amherd von ihrem Besuch an den Olympischen Sommerspielen in Paris zurückgekehrt: «Die Wettkämpfe und die Emotionen, die sie ausgelöst haben, aber auch die spektakulären Ausblicke auf die Stadt... All das bleibt in unserem Gedächtnis haften.»
So schwärmte die Sportministerin am Freitag, als sie vor den Medien bekannt gab, dass der Bundesrat die Pläne des Sport-Dachverbands Swiss Olympic für Olympische Winterspiele 2038 in der Schweiz unterstützt.
Spiele sollen dezentral stattfinden
Doch noch vieles ist offen: Zwar hat Swiss Olympic ein Konzept für dezentrale Spiele, die in bestehenden Sportanlagen über die ganze Schweiz verteilt stattfinden sollen. Aber wie die ständig wachsenden Sicherheitsanforderungen zu stemmen sind, wo es bei den Sportstätten doch noch Lücken hat, wie die Besuchströme gelenkt werden sollen: All das wird nun eine Arbeitsgruppe verschiedener Ämter abklären.
Der Mitte-Bundesrätin schwebt jedoch ein Olympia ohne Gigantismus vor: «Es sollen Spiele werden, die zu uns passen, die bescheiden aber trotzdem schön und begeisternd sind.» Amherd geht davon aus, dass die Spiele weitgehend privat finanziert werden und dass der Bund «substanziell weniger» ausgeben muss, als bei früheren Olympiaplänen vorgesehen war.
Kosten in Millionenhöhe werden dennoch anfallen, das gab auch Amherd zu. Aber wie hoch sie effektiv sind, ist eine Frage, die die Arbeitsgruppe bis 2026 beantworten soll. Finanzpolitisch fällt die Olympia-Initiative allerdings in eine schwierige Zeit. Der Bundesrat hat gerade ein Milliarden-Sparpaket geschnürt, mit Kürzungen unter anderem bei Kinderkrippen und der Flüchtlingsbetreuung.
«Wir können nicht einfach die Lichter löschen»
Dazu sagte Amherd, die jetzt aufgegleisten Sparprogramme sollten dem Bund später Handlungsspielraum geben, um auch solche «wichtigen und für das Land positiven Veranstaltungen» durchführen zu können. Zu sagen, der Bund nehme gar keine solchen Projekte mehr in Angriff, sei die falsche Reaktion. «Wir können jetzt nicht einfach die Lichter löschen und das Bundeshaus schliessen.»
Ob das Volk ein Mitspracherecht hat, ist offen. Frühere Olympiaprojekte in Graubünden und im Wallis scheiterten an der Urne. Amherd sagte, sie sei eine grosse Anhängerin des Prinzips, dass jede politische Ebene immer selber über die Dinge entscheide, für die sie zuständig sei. «Das heisst zum Beispiel: Wenn es Kredite gibt, für die das Parlament zuständig ist, dann muss das Parlament entscheiden.» Ob es dann doch noch Volksabstimmungen brauche, werde sich zeigen.
Freude und Skepsis
Die Olympia-Organisatoren freuen sich über den Entscheid des Bundesrats: «Ein Projekt dieser Grössenordnung ist ohne die grundsätzliche politische Unterstützung der öffentlichen Hand nicht realisierbar», sagte Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann am Freitag. «Wir sind deshalb dankbar für das klare Bekenntnis des Bundesrats.»
«Sehr skeptisch» ist allerdings SP-Nationalrat Jon Pult, der 2017 massgeblich dazu beigetragen hatte, dass die Bündner Olympiapläne vom Volk abgelehnt wurden.«Die Kosten tragen die Steuerzahlenden, die Gewinne landen bei den Sportvermarktern», sagt Pult.
Solange das Internationale Olympische Komitee nicht glaubhaft machen könne, dass es ihm mehr um den Sport als ums Geschäft gehe, sei es unwahrscheinlich, «dass die Schweizer Bevölkerung für den Mega-Event Olympia gewonnen werden kann».
Stöckli drückt den Daumen
Ein anderer Veteran direktdemokratischer Olympia-Schlachten gibt sich vorsichtig optimistisch. Der ehemalige Berner SP-Ständerat Hans Stöckli war Vizepräsident der Kandidatur Sion 2026. Er sagt: «Es gibt sicher einfachere Dossiers, als die Olympischen Spiele in die Schweiz zu holen.»
Aber je länger man sich vorbereiten könne, desto nachhaltiger seien die Spiele. Deshalb könne die lange Vorbereitungszeit den Organisatoren der Olympiakandidatur 2038 helfen, sagt Stöckli. Er drückt den Organisatoren jedenfalls die Daumen.
Einen wichtigen Vorteil haben die aktuellen Olympiapläne gegenüber den bisher gescheiterten Versuchen: Das Internationale Olympische Komitee führt bereits einen «konstruktiven Dialog» mit der Schweiz. Das bedeutet, dass Swiss Olympic die Kandidatur für die Winterspiele 2038 ohne Konkurrenz von anderen Ländern weiterentwickeln kann.
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