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Keine Winterspiele 2030 in der Schweiz
Olympia wird für die Schweiz zum Geduldsspiel

Urs Lehmann, Praesident Swiss-Ski, spricht bei der 27. Versammlung des Sportparlaments von Swiss Olympic, am Freitag, 24. November 2023, im Haus des Sports in Ittigen. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
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Die Olympischen Winterspiele 2030 wollte Swiss Olympic offiziell. Dieser Plan hat sich zerschlagen. Das Internationale Olympische Komitee (IOK) dürfte diese Spiele nach einem halbjährigen «gezielten Dialog» an seinem Kongress im kommenden Sommer an die französischen Alpen vergeben. Das hat die Kommission für künftige Olympische Spiele am Mittwoch in Paris entschieden. 

Schweizer Olympiaträume will das IOK dennoch nicht platzen lassen, auch weil das IOK in der Schweiz seinen Sitz hat. Das hat Karl Stoss, Präsident der Kommission, an der Medienkonferenz in Paris betont. Stoss bietet Swiss Olympic einen sogenannten privilegierten Dialog an, eine Verhandlungsform, die es bislang nicht gegeben hat. 

Zeit bis ins Jahr 2027

Das Ziel sei, bis 2027 eine Schweizer Olympiakandidatur auf dem Tisch zu haben, die sämtliche Bedingungen des IOK erfülle, so Stoss. Schafft Swiss Olympic diesen Schritt, dürfte das IOK an seinem Kongress im Sommer 2028 die Winterspiele für 2038 an die Schweiz vergeben. Dass die Schweiz 2034 nicht zum Zug kommt, war bekannt. Für diese Spiele ist seit langem die US-Stadt Salt Lake City vorgesehen, die mit dem IOK in Lausanne seit 2020 eine Kandidatur vorbereitet. 

So generös die Geste des IOK an die Schweiz zu sein scheint, wird der «privilegierte Dialog» ein hartes Stück Arbeit. Das hat Karl Stoss nochmals klargemacht. Swiss Olympic ist dem IOK bislang offenbar einiges schuldig geblieben. Jedoch scheint es auch so, als wären dezentrale Spiele, die Swiss Olympic vorschweben, mit den Ansprüchen des IOK nach einem möglichst kompakten Sportfest nicht ganz einfach zu vereinen. Primär geht es darum, dass die Schweizer Kandidatur sich mit Finanzierungsgarantien absichern muss, wenn nötig mit Volksabstimmungen. Und sie sollte aus Sicht des IOK auch noch mehr öffentlichen und politischen Rückhalt generieren und muss ihren Richtplan überarbeiten.

Ein Problem für das IOK ist auch die Schweizer Art und Weise, dezentrale Spiele zu organisieren. Funktionär Stoss signalisierte: Natürlich könnten die Sportveranstaltungen an verschiedenen Orten im Land stattfinden und auch die Unterkünfte voneinander entfernt liegen, aber die Cluster müssten so zueinander liegen, dass ein olympischer Geist entstehe. Mit anderen Worten: Die Schweiz sollte die Sportarten nicht um des Verteilens willen im ganzen Land verteilen, sondern so planen, dass zum Beispiel sämtliche Eishockeyteams an einem Ort untergebracht sind, obwohl sie in verschiedenen Eishallen in verschiedenen Städten spielen.

Verständnis statt Resignation

«Wir hatten zwar die Olympischen und Paralympischen Spiele 2030 oder 2034 im Fokus. Wir erhalten nun die Chance, unser Projekt gemeinsam weiterzuentwickeln, und sind überzeugt, dass wir im Hinblick auf 2038 ein hervorragender Partner für das IOK sein können», sagt Jürg Stahl, Präsident von Swiss Olympic. Urs Lehmann, Präsident Swiss Ski und Hauptinitiant der Bewerbung, gibt zu, im ersten Moment «enttäuscht gewesen» zu sein. Er sagt jedoch: «Ganz rational gesehen, haben wir mehr erreicht, als wir erwarten durften. Wir sind auf dem besten Weg, die Spiele in die Schweiz zu holen, wir haben es in unseren Händen, und wir dürfen es nicht mehr weggeben.» Im Fokus stehe nun, die Wettkampfstättenplanung zu optimieren sowie beim IOK Verständnis für die Finanzierung schaffen, die in Frankreich und den USA mit den Garantien der Präsidenten eine andere sei. 

«Die Schweiz hat alle Karten in ihrer Hand.»

Grégoire Junod, Stadtpräsident von Lausanne

Lausannes Stadtpräsident Grégoire Junod, der mit dem IOK fast täglich in Kontakt ist, sagt: «Die Schweiz hat alle Karten in ihrer Hand.» Es sei für ihn «keine Enttäuschung, dass die Schweiz die Spiele nicht 2030 durchführt, sondern eine gute Neuigkeit, dass das IOK mit dieser Kandidatur für 2038 plant». So bleibe genügend Zeit, die Finanzierung nötigenfalls mit einem nationalen Urnengang oder regionalen Abstimmungen zu sichern. In Lausanne seien just im Jahr 2038 der Umbau des Bahnhofs und der Bau der neuen Metrolinie abgeschlossen.  

Berns Stadtpräsident Alec von Graffenried kann den IOK-Entscheid nachvollziehen. Er hielt die Bewerbung für zu kurzfristig und damit kaum seriös. Langfristig hält er die Spiele aber für realistisch. Von Graffenried sagt: «Nachdem das IOK den Schalter umgelegt hat und auf Nachhaltigkeit setzt, sollte sich die Schweiz weiter um die Olympia-Austragung bemühen und darf sich Chancen ausrechnen, das erste Austragungsland zu sein.»