Mamablog: Corona und SchulenO du fröhliche Durchseuchungspause!
Mehr denn je hat unsere Autorin die Weihnachtsferien herbeigesehnt. Doch dieses Jahr spürt sie eine andere Feierlichkeit als sonst.
Endlich Weihnachtsferien! Die Kinder müssen sich eine Weile nicht im wintermorgendlichen Dunkel aus dem Bett schälen. Wir können allmählich die Kiste mit den Christbaumkugeln aus dem Keller holen. Und sicher läuft «Drei Haselnüsse für Aschenbrödel» wieder auf sechs verschiedenen Sendern. Ich freue mich jedes Jahr auf diese Zeit. Dieses Jahr aber habe ich die Weihnachtsferien richtig herbeigesehnt. Denn dieses Jahr bedeuten sie auch eine Pause vom schulischen Corona-Roulette.
Einundzwanzig Monate «aufgepasst»
Eigentlich ist es zu früh, um erleichtert zu sein. Zwei Schultage stehen uns noch bevor, während ich dies schreibe. Eine Strasse weiter sitzen Freunde der Kinder in Quarantäne, direkt gegenüber sind sie in Isolation. Und man selbst ist ja auch immer nur ein Whatsapp-Bling oder einen Selbsttest vom gleichen Schicksal entfernt. Vielleicht sucht sich der trockene Husten erst beim «O du Fröhliche»-Singen seinen Weg in die Festtagsluft. Dennoch freue ich mich angesichts der Inzidenzen in ihrer Altersgruppe gerade über jeden Tag, an dem die Kinder ohne Corona heimkommen.
Da hat man einundzwanzig Monate lang «aufgepasst», erst die Grosseltern nicht besucht, dann Kindergeburtstage abgesagt, Gspänlis zeitweise nur draussen getroffen und längst auch den Jüngsten über den richtigen Sitz der Maske instruiert. Und jetzt? Will man wirklich zuschauen, wie Schulkinder einer merkwürdigen Mischung aus scheinbarer Planlosigkeit und High-Risk-Strategie ausgesetzt werden – auf der Höhe der Welle und wenige Meter vor der Kinderimpfung?
Mal kein täglicher Nervenkitzel
Nein, will man nicht. Musste man aber in den vergangenen Wochen. Deshalb bin ich einfach nur froh um diese Pause. Mal kein täglicher Nervenkitzel am Mittagstisch, wenn man hört, wer im Unterricht gefehlt hat. Eine Weile nicht die Hilflosigkeit spüren von ach so eigenverantwortlichen Beschlüssen: Als Geimpfte die ebenfalls geimpfte Freundin nicht zu treffen, zum Beispiel, um keinen Impfdurchbruch zu riskieren, auch wegen der Kinder. Derweil die drei zusammengerechnet mit sechzig Menschen täglich im gleichen Schulzimmer sitzen.
Und hoffentlich auch mal kurz aufhören können, sich zu wundern. Darüber zum Beispiel, warum oft nicht früher auf jene gehört wird, die am meisten über das Virus wissen. Oder die jedenfalls wissen, dass man gleichzeitig zu viel und nicht genug weiss, um nicht auch bei Kindern eine Nummer sicherer zu gehen. Oder darüber, wie sich dieser unsägliche Begriff der «Eigenverantwortung» so lange halten konnte. Wie schnell man aber teils an dessen Grenzen stiesse, wollte man den Nachwuchs vom Präsenzunterricht abmelden. Wohl selbst dann, wenn dort immer noch nur gelüftet würde.
Weihnachtsstimmung? Eher nicht
Apropos lüften: Der Luftzug meines Aufatmens muss bis ins Rektoratsbüro der Luzerner Volksschule spürbar gewesen sein, als diese kürzlich den Entscheid zu Maskenpflicht und Reihentests auch auf unteren Stufen kommunizierte. (Obwohl die Tests selbst in diesem unfreundlichen Pandemiegeschehen noch freundlich «angeboten» werden …). Könnte man sich nicht auch mal wundern, warum die psychischen Belastungen von Massnahmen, zwar berechtigterweise, so oft thematisiert werden? So selten aber jene durch nicht oder (zu) zögerlich ergriffene? Aber ach, «time out»! Ich hänge jetzt das Doppelte an Kugeln an den Christbaum und hoffe, dass mit Aschenbrödels Summen aus dem Fernseher so etwas wie Weihnachtsstimmung aufkommt.
Wenn nicht, ist das aber auch nicht schlimm. Letztes Jahr hatte ich noch wehmütig überlegt, ob das Fest im kleinsten Kreis weihnächtlich genug wird – und mich an der Aussicht auf dieses Jahr gewärmt. Nun fühlt sich schon die Durchseuchungspause einigermassen feierlich an. Ob man sich an nächstes Jahr halten kann? Ich möchte es hoffen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.