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Neuer Chef der Deutschen Bundesbank
Nun soll es Herr Nagel gegen Frau Lagarde aufnehmen

Wechsel beim Hausherrn der Bundesbank: Joachim Nagel (links) wird Jens Weidmann (rechts) als Präsident der deutschen Notenbank ablösen.  
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Der Boulevard weiss, was der Neue zu tun hat: «Herr Nagel, stoppen Sie die Hammer-Inflation», forderte die «Bild»-Zeitung in gewohnt grossen Buchstaben. «Herr Nagel», das ist Joachim Nagel, 55 Jahre alt, Sozialdemokrat und ab 1. Januar 2022 neuer Präsident der Deutschen Bundesbank.

Dass er fähig sei, gegen die Inflation und für einen starken Euro anzutreten, ergibt sich für «Bild» allein schon daraus, dass Nagel seit 40 Jahren ein leidenschaftlicher Tennisspieler sei. Ob das ausreicht?

Deutschland leidet unter der Inflation. Im November erreichte die allgemeine Preissteigerungsrate mit 5,2 Prozent ihren bisherigen Höhepunkt und damit auch den höchsten Wert seit Bestehen des gemeinsamen Währungsraums in der Europäischen Union.

Obwohl mit dem SPD-Parteibuch ausgestattet, gilt Nagel nicht als Anhänger einer lockeren Geldpolitik. «Das ist von immenser Bedeutung», kommentierte die «Welt».

Hinter verschlossenen EZB-Türen wachse das Unbehagen über den geldpolitischen Kurs auch bei Mitgliedern.

Der Ökonom hat seine Karriere in der Bundesbank, der Kreditanstalt für Wiederaufbau und seit 2020 in Basel bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) gemacht und sich dabei als Verfechter einer stabilitätsorientierten Geldpolitik einen Namen gemacht.

Gegen die Geldschwemme zu sein, ist quasi eine Erfordernis, um an die Spitze der Bundesbank zu gelangen. Denn in dieser Eigenschaft ist man automatisch im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) dabei – und damit in einer heiklen Kampfzone.

Der EZB, die derzeit unter Leitung von Christine Lagarde steht, wird vorgeworfen, mit ihrer lockeren Geldpolitik die Inflation anzufeuern statt sie zu bekämpfen, vor allem durch den massiven Aufkauf von Staatsanleihen und den Negativzinsen. Die EZB selbst argumentiert stets damit, dass die hochschiessende Inflation wegen Lieferkettenprobleme nur vorübergehender Natur sei.

Bei der Bundesbank geben traditionell die Hardliner den Ton an: Vor Nagel waren es seine streitbaren Vorgänger Axel Weber, der noch bis im April 2022 den Verwaltungsrat der UBS präsidieren wird, und der nun scheidende Jens Weidmann: Sie drängten stets auf Stabilität. Mit ihrer Haltung stehen sie dem Schweizer Notenbankchef Thomas Jordan nahe. Doch im EZB-Rat konnten sich die Bundesbank-Vertreter zuletzt immer weniger durchsetzen.

Zwar hat die EZB jüngst angekündigt, ihre Anleihekäufe zu reduzieren. Aber auf einen festen Termin für die Einstellung des Kaufprogramms mochte sich die EZB nicht festlegen. Die FAZ ortet dennoch eine Chance für Nagel. Hinter den verschlossenen EZB-Türen wachse das Unbehagen über den geldpolitischen Kurs auch bei Mitgliedern, die bis jetzt Lagardes Politik vorbehaltlos unterstützt hätten.

In den Fall Wirecard involviert

Ob solcher Erwartungshaltungen geriet ein Engagement von Nagel beinahe zur Fussnote. Der Banker war zwischen 2017 und 2020 Aufsichtsratsvorsitzender der KfW Ipex-Bank gewesen. Dieses Geldinstitut hatte im September 2018 dem höchst umstrittenen Zahlungsdienstleister Wirecard als Teil eines Bankenkonsortiums einen Kredit über 100 Millionen Euro erteilt und ihn 2019 verlängert.

Im Zuge der Ermittlungen gegen die Wirecard-Verantwortlichen wurden auch Räumlichkeiten der Ipex-Bank durchsucht. Sowohl für den Ipex-Chef wie für den Aufsichtsratsvorsitzenden hatten die Vorfälle keine Folgen.