Papablog: Nur Ja heisst JaNicht zum Grillfest eingeladen? Geht gar nicht!
Mit dieser kleinen Sommergeschichte zeigt unser Autor auf, wie unglaublich absurd das Gerichtsurteil zur Vergewaltigung in Basel ist.
Vor zwei Jahren ist mir etwas Furchtbares passiert: Ich wollte einige Freunde zum Grillieren einladen und hatte dementsprechend eingekauft. Mitten bei den Essensvorbereitungen tauchten plötzlich zwei Männer auf, die mir zuvor schon im Supermarkt aufgefallen waren. Sie waren mir wohl von dort aus gefolgt. Sie beschwerten sich lautstark darüber, nicht eingeladen worden zu sein, bedrohten mich, bedienten sich an meinem Essen und stahlen einige Dinge. Dann flohen sie.
Als der Fall kürzlich vor Gericht landete, erlebte ich ein böses Erwachen. «Ich hätte nicht für so viel Geld ostentativ Essen kaufen sollen» sagte die Richterin. Die beiden Männer hätten das schliesslich sehen können und sich nachvollziehbarerweise von mir zum Essen eingeladen gefühlt. Obwohl auf der Überwachungskamera im Hauseingang meines Nachbarn zu sehen ist, was die beiden getan haben, wurde mir gesagt, dass alles nur halb so schlimm sei. Immerhin sei die Tat schnell vorbei gewesen und darüber hinaus sei nicht davon auszugehen, dass ich schlimm geschädigt wäre, da ich sicher bald vorhätte, wieder zu grillieren. Bei der Urteilsverkündung riet man mir noch, dass ich mir in Zukunft besser überlegen sollte, wen ich zum Essen einlade und wie viel ich dafür einkaufe.
Absurd? Ekelhaft!
Das ist natürlich alles nie passiert. Es ist eine dumme kleine Geschichte, die ich mir ausgedacht habe, um zu sehen, wie die Leute darauf reagieren. Alle, denen ich sie erzählt habe, zeigten sich schockiert und konnten nicht fassen, dass mir tatsächlich eine Art Mitschuld zugesprochen wurde. Auch vor Gericht würde das niemand tun. Das ist insofern interessant (interessant meint hier ekelhaft, abstossend, ungerecht, frauenverachtend), weil das für Vergewaltigungen von Frauen offenbar nicht zu gelten scheint. Das Basler Appellationsgericht hat gerade erst die Strafe für überführte Vergewaltiger herabgesetzt.
Weil das Opfer sich aufreizend verhalten hätte, «mit dem Feuer spielt», zuvor mit einem anderen Mann in einer Clubtoilette Sex hatte und offenbar «keine anhaltenden Schäden davontrüge». Ich würde gerne sagen, dass ich derlei absurde Urteilsbegründungen noch nie gehört habe, aber sie sind leider omnipräsent. Jeder vierte Europäer findet Vergewaltigung «in manchen Fällen vertretbar».
Nein heisst Nein, nur Ja heisst Ja, und nur eine Einladung ist eine Einladung.
Weil das Opfer betrunken war, freizügig gekleidet oder weil es gerne Sex mit wechselnden Partnern hat. Die gleiche misogyne Scheisse, immer und immer wieder. Was das mit Kindern und dem Papablog zu tun hat? Ich will, dass einvernehmliches Verhalten und Gewaltfreiheit Schulfach wird. Ich will, dass Schulklassen dieses Urteil auseinandernehmen, anschreien, zerreissen und sich ein besseres ausdenken.
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Ich will, dass die Verharmlosung von sexualisierter Gewalt endlich aufhört. Nein heisst Nein, nur Ja heisst Ja, und nur eine Einladung ist eine Einladung. «Hey, du siehst heiss aus, möchtest du Sex mit mir?» Das ist eine Einladung. Ein Kleid ist keine Einladung. Betrunken sein ist keine Einladung. Schon mit deinem Kumpel Sex gehabt zu haben und ein T-Shirt mit der Aufschrift «Ficken» zu tragen, ist keine Einladung. Niemand hat das Recht, den Körper eines Menschen gegen seinen Willen zu benutzen. Das klingt einfach, ist offenbar aber immer noch bei zu wenigen gelandet. Also ist das Stoff für einen sehr ausführlichen Unterricht. Bis es wirklich alle begriffen haben.
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