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Eurovision Song Contest
Stand Nemos Auftritt am ESC-Final auf der Kippe?

MALMO, SWEDEN - MAY 11: Nemo from Switzerland performs on stage during The Eurovision Song Contest 2024 Grand Final at Malmö Arena on May 11, 2024 in Malmo, Sweden. (Photo by Martin Sylvest Andersen/Getty Images)
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Es wäre tatsächlich der «grösste Skandal aller ESC-Zeiten» geworden, wie es die norwegische Zeitung «VG» schreibt. Gemäss den Recherchen wollten mehrere Teilnehmende nicht im Final des Wettbewerbs antreten, aus Protest gegen Israel.

Der Bericht stützt sich auf Aussagen des Gitarristen der norwegischen Band Gåte. «Wir haben bis zur letzten Sekunde überlegt, ob wir uns zurückziehen sollen», sagt Magnus Børmark. In den möglichen Boykott seien neben Norwegen auch Irland, Grossbritannien, Portugal, Griechenland und die Schweiz involviert gewesen. Man hätte darauf reagieren wollen, dass Israel die Möglichkeit gegeben wurde, «den ESC als politisches Instrument zu nutzen», sagt der Musiker.

Bereits kurz nach dem Finale hatte sich Børmark in der Zeitung «Aftenposten» ähnlich geäussert. Die Künstlerinnen und Künstler seien in eine politische Rolle gedrängt worden. «Es war, als ob für Israel eigene Regeln gelten.» Beim Eurovision Song Contest sind politische Aussagen nicht zugelassen. Mehrere Acts deuteten aber die Teilnahme Israels bereits als solche.

Hat die Schweiz die Regeln nicht eingehalten?

Bekannt ist, dass es am Tag des Finales hinter der Bühne zu Turbulenzen gekommen ist. So haben Bambie Thug aus Irland, Nemo aus der Schweiz und Marina Satti aus Griechenland die Probe zur Flaggenparade verpasst oder ausgelassen. Die Gründe dafür sind nicht bestätigt, aber mit den jüngsten Aussagen der norwegischen Teilnehmer verstärkt sich die Annahme, dass es zu Querelen zwischen der israelischen und anderen Delegationen gekommen sein dürfte.

Ende März, schon Wochen vor den Shows, forderte Nemo zusammen mit acht anderen ESC-Teilnehmenden einen Waffenstillstand im Nahen Osten. Bambie Thug aus Irland protestierte rund um den Event am lautesten gegen Israels Auftritt – und gehörte zu den Ersten, die Nemo nach der Entscheidung gratulierten.

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Wie «VG» schreibt, sei es erst Minuten vor Beginn der Finalshow zu einer Einigung mit den Veranstaltern gekommen. Und so marschierten um 21 Uhr dann doch noch alle Länder auf der Bühne auf.

Die ausführende Organisation EBU (European Broadcasting Union) untersucht zurzeit mehrere Vorfälle rund um den ESC-Final, wie sie auf Anfrage bestätigt. Einige Delegationen hätten sich über den Umgang beklagt, einige die Regeln nicht eingehalten. Auch die Schweiz?

Nemo spricht sich für einen Waffenstillstand im Nahostkonflikt aus.

Auf Anfrage sagt Yves Schifferle, Delegationsleiter SRF, dass man mit der EBU in Kontakt stehe. Seine Formulierung klingt, als hätte es Anfeindungen auch an die Adresse der Schweizer Delegation gegeben. «Einige Acts haben das Gespräch mit der EBU gesucht bezüglich gewisser Umgangsformen im Backstage-Bereich.» Man werde bei der EBU ein Debriefing platzieren. Gegenüber «Blick» betont Schifferle, dass ein Boykott des Finales nicht zur Debatte stand.

Einzelfälle werden bei der nächsten Sitzung besprochen

Die EBU will sich zurzeit nicht konkreter äussern. Einzelfälle würden bei der nächsten Sitzung vom Leitungsgremium der Veranstaltung diskutiert, der Eurovision Song Contest Reference Group, die sich aus Vertretern der teilnehmenden Rundfunkanstalten zusammensetzt. Das Gremium tagt vier bis fünf Mal jährlich, Bakel Walden, Direktor Entwicklung und Angebot SRG, hat zurzeit den Vorsitz inne. Nemo selbst meinte in einem Interview mit dem «Spiegel», dass es noch nicht der richtige Zeitpunkt sei, um über die Vorfälle zu sprechen.

Am Finaltag wurde der Holländer Joost Klein, Mitfavorit auf den Sieg, vom Finale ausgeschlossen, nachdem er eine Mitarbeiterin angegriffen haben soll. Dass dieser Vorfall im Zusammenhang mit Israels Teilnahme steht, scheint plausibel, auch wenn die EBU das abstreitet. Klein war bei einer Pressekonferenz der israelischen Kandidatin Eden Golan mit Zwischenrufen aufgefallen. Die Griechin Marina Satti gähnte derweil demonstrativ, während Golan sprach.

Bei allen Unklarheiten: Der ESC 2024 war aufgeladen. Das hat auch Nemo direkt im Anschluss an den Sieg beim ersten Pressetermin angesprochen.

Der Umgang im Feld der Teilnehmenden sei «nicht nur angenehm» gewesen, «es ging nicht nur um Liebe und Einigkeit». Bambie Thug und Angelina Mango aus Italien sprachen sogar von «angespannter» und «schrecklicher» Stimmung. Wer gegen wen ausgeteilt hat, muss jetzt geklärt werden.

Auch wenn Nemo lieber Musik als Politik machen will: Die politische Dimension übertönt zurzeit die Erfolge, die Nemo mit dem Sieg-Song erreicht. «The Code» hat auf Spotify Platz 2 der globalen Viral-Charts erreicht, was noch keinem Schweizer Lied gelungen ist. Aktuell hat «The Code» über 40 Millionen Streams angehäuft. Zudem hat Nemo den Eintritt in die britischen Top 20 geschafft und kommt zurzeit auf 7,7 Millionen monatliche Hörerinnen und Hörer auf Spotify – ein Schweizer Bestwert.