«Spiegel»-Interview mit Nemo«Hinter der Bühne gab es verschiedene Vorfälle»
Nach dem Sieg am ESC deutet Nemo zahlreiche Unstimmigkeiten beim Gesangswettbewerb an. Aus der Politik möchte sich Nemo lieber raushalten – trotzdem steht der Termin für das Telefonat mit Bundesrat Beat Jans jetzt fest.
Lange blieb es ruhig um Nemo nach dem grossen Sieg am Eurovision Song Contest. Nun gab das Gesangstalent dem deutschen Nachrichtenmagazin «Spiegel» ein grosses Interview. Der Triumph komme ihm noch immer «komplett surreal» vor, «aber auch megaschön». Die Verarbeitung des Ganzen habe erst begonnen.
Obschon Nemo oft die Nonbinarität zum Thema macht – also dass Nemo sich weder als Mann noch als Frau fühlt – und beim ESC mit der nonbinären Flagge auf die Bühne trat, sagt Nemo: «Ich will Musik machen, nicht Politik.» Auch Nemos Terminkalender deutet in eine andere Richtung: «Ich habe nächste Woche ein Telefonat mit dem Bundesrat Beat Jans», sagt Nemo. «Und im Sommer treffe ich mich mit den Organisator:innen von We Exist, ich unterstütze sie bei der Kampagne für den dritten Geschlechtseintrag.» Auf diesen Widerspruch angesprochen, sagt Nemo: «Das Ding ist halt, dass ein nonbinärer Mensch automatisch zum Politikum wird, zum Individuum politischer Betrachtung, wenn Sie so wollen.» Ziel sei, möglichst bald einfach Musik machen zu können, «in einem Kontext ohne politische Dimension. Und dafür telefoniere ich gern auch mal mit Bundesräten.»
«Wir haben uns ein paarmal ‹Hallo› gesagt»
Die diesjährige Ausgabe des Eurovision Song Contest wurde überschattet von heftigem Protest gegen die Teilnahme Israels. Die israelische Sängerin Eden Golan wurde auf der Bühne ausgebuht und nach eigenen Angaben von anderen Teilnehmern ablehnend, zum Teil sogar offen feindselig behandelt. Einige Tage nach dem Wettbewerb sagte sie auch: «Ich wollte Nemo gratulieren, aber er hat mich ignoriert.»
Im Interview hält sich Nemo über die Vorgänge bedeckt. «Hinter der Bühne gab es verschiedene Vorfälle, vieles davon wird von der Europäischen Rundfunkunion (EBU) noch aufgearbeitet.» Und: «Im Moment will ich mich nicht dazu äussern, ich glaube, das bringt zurzeit nichts.» Auf die Aussage Eden Golans wird Nemo im Interview nicht direkt angesprochen, aber immerhin gefragt, ob er mit ihr gesprochen habe: «Wir haben uns ein paarmal im Laufen ‹Hallo› gesagt, mehr nicht. Es war für die Kandidaten und Kandidatinnen aus verschiedenen Gründen schwierig, miteinander zu reden – und manche Delegationen waren abgeschirmter als andere.» Um dann erneut anzufügen: «Aber auch dazu möchte ich nichts sagen, bevor es keine Updates der EBU gibt.»
Nächstes Jahr findet der Musikwettbewerb in der Schweiz statt. Auf die Kostendiskussion angesprochen, die nun in der Schweiz geführt wird, sagt Nemo: «Die Schweizer finden immer einen Grund zu meckern, vor allem, wenn sie etwas bezahlen sollen (…) Aber gut, ich würde den ESC auch Kroatien gönnen.»
red
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