Nach ESC-SiegWeltkarriere? Die Charts lassen Nemo schon mal hoffen
Folgt der Sprung in die Arenen oder der Abstieg in die Welt der Lokalbühnen? Was der Blick in die internationalen Hitlisten über Nemos mögliche Zukunft verrät.
Zehn Tage ist es her, dass Nemo für die Schweiz den Eurovision Song Contest gewann. «Für die Schweiz» ist als Information nicht ganz unerheblich. Der ESC ist ein Länderwettbewerb, nicht zufällig hiess es in Malmö immer wieder «Switzerland: 12 points» und eben nicht «Nemo: 12 points». Jetzt, wo die Aufregung um den denkwürdigen Anlass abgeflaut ist, lautet die grosse Frage: Wie geht es mit Nemo weiter? Folgt die Weltkarriere – oder der Abstieg in die Bedeutungslosigkeit, also die nationalen Lokalbühnen?
Für beide Varianten gibt es in der ESC-Geschichte Beispiele. Allen voran Abba und Céline Dion, die den ESC als Startrampe für eine Weltkarriere nutzen konnten. Doch erinnert sich jemand noch an Duncan Laurence oder Emmelie de Forest? Beide gewannen den Wettbewerb in den letzten Jahren, sind aber in der Versenkung verschwunden.
Ein Indikator, in welche Richtung es mit Nemo gehen könnte, sind die Streaming-Zahlen. Mag die breite Masse den Song «The Code»? Das ist beim Schweizer Star besonders wichtig, hat Nemo in Malmö doch vor allem wegen der Jury-Noten triumphiert, nicht der Publikumsstimmen.
Nemos Knacknuss sind die US-Charts
Bei Spotify kommt Nemo auf imposante 32 Millionen Streams. Der grosse Konkurrent am ESC, der Kroate Baby Lasagna, verzeichnet 22 Millionen.
Aussagekräftig für einen anhaltenden Erfolg sind auch die nationalen Charts. Hier kletterte Nemo seit dem ESC-Sieg in mehreren Ländern auf Spitzenplätze. In der Schweiz liegt «The Code» wenig überraschend auf Platz 1. In Schweden und in Finnland rangiert Nemo derzeit auf Platz 5. In Österreich ist es Rang 2 und in Deutschland aktuell der 14. Platz. Interessant: Beim «Gegner» Kroatien schaffts «The Code» auf Rang 8 der nationalen Hitparade.
Nun hat Nemo in gewissen Ländern durch die kulturelle Nähe oder den Eurovision-Hype einen Startvorteil. Doch wie siehts in den Ländern aus, wo Popgeschichte geschrieben wird und in denen der ESC eher belächelt denn bejubelt wird – also England und den USA?
In Grossbritannien schaffte es Nemo tatsächlich in die Top 20. In den legendären amerikanischen Billboards ist Nemo nirgends zu finden. Allerdings gelang unter Tausenden ESC-Songs nur einem Dutzend der Sprung in die US-Hitparade. Auf den «Global Billboard Charts», zu deren 200 ausgewerteten Ländern auch die USA gehört, liegt Nemo auf Rang 52. Zwischen Acts wie Drake, Taylor Swift oder Dua Lipa.
Ist das der Beweis, dass Nemo vor einer Weltkarriere steht? Für dieses Urteil ist es noch zu früh. Um nochmals den Vergleich mit Abba und Céline Dion zu ziehen: Diese beiden Mega-Namen wurden zwar wegen des ESC bekannt, aber die Berühmtheit kam erst, als sie den Erfolg bestätigten. Abba mit «Mamma Mia» und Céline Dion mit «Where Does My Heart Beat Now».
Songs, die stilistisch sehr ähnlich klangen wie ihre Eurovision-Hymnen. Ist das bei Nemos «The Code», einer kühnen Mischung aus verschiedenen Musikstilen, überhaupt möglich? Nemo hat den Code schon einmal geknackt – und muss es nun ein zweites Mal tun.
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