AboPremiere in LondonBesser als die Echten? Die Abba-Avatare betreten die Bühne
Erstmals traten die digitalen Abbilder der Popkönige vor Publikum auf. Die mit Spannung erwartete Show ist brilliant und technologisch richtungsweisend. Als der Startvorhang fiel, stockte unserem Autor der Atem.

Es ist ja völlig klar, dass in einer so weit ausholenden Geschichte wie dieser irgendwann Shakespeare zitiert werden muss. Und damit wir es schnell hinter uns haben, gerade hier in London, wo in jedem dritten Pub ein Spruch aus «Romeo und Julia» oder ein Vers aus den 154 Sonetten an der Wand klebt, passiert es gleich relativ am Anfang. «Sein oder Nichtsein», hört man Benny Andersson sprechen, bei der ersten Ansage dieses Konzertabends, während sein 40 Jahre jünger aussehender, volldigitaler Doppelgänger dazu den Mund auf- und zumacht: «Sein oder Nichtsein – das ist ab jetzt nicht mehr die Frage.»
Es ist eine freche, ziemlich lustige und fast ein bisschen blasphemische Aussage. Aber alle 3000 Leute im Dunkel des kinoartigen Saals wissen sofort, wie er sie hier meint. Nämlich so: Ob Benny Andersson selbst, also diese da vorn im Bühnenlicht scharf detailliert sichtbare Figur, die gleich auf einem volldigitalen Pixelklavier den Abba-Hit «SOS» anstimmen wird, nun ein Mensch ist oder nur die extrem gut zusammenprogrammierte Kopie eines Menschen – das macht in diesem Moment keinen ganz so grossen Unterschied, wie viele vielleicht denken.