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Fotografien von Melinda Blauvelt
Diese Porträts aus einem kanadischen Fischerdorf haben ihren ganz eigenen Zauber

Ein junges Paar steht Hand in Hand vor einer rustikalen Holzwand, beide in Winterjacken gekleidet.
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Fast immer stehen die Menschen auf den Fotografien von Melinda Blauvelt nahe beieinander. Manche halten sich die Hände, oft gleichen sie einander.

Kein Wunder, häufig sind es auch Verwandte – wie die Geschwister Yvon und Yvette, die zart, aber bestimmt in die Kamera blicken. Oder das Mädchen, das neben seiner Schwester steht und eine Puppe hält, die nicht nur von der Frisur her ganz gut in die Familie passen würde.

Eine Frau steht draussen mit drei jungen Mädchen; eines der Mädchen hält eine Puppe. Im Hintergrund sind Holzhütten und ein unbefestigter Weg zu sehen.

Es ist denn auch eine kleine, familiäre Welt, die Blauvelt zeigt. Die 1949 geborene Amerikanerin verbrachte den Sommer 1972 in Brantville, einem Fischerdorf im Nordosten Kanadas, dessen Bewohner Akadier sind, also von Siedlern aus Westfrankreich abstammen.

Blauvelt lebte bei der Familie von Ulysse und Jeannette Thibodeau, deren Tochter Janice sich besonders bereitwillig als Fotosujet zur Verfügung stellte – und auch mal ganz schön in die Kamera schmollte. Blauvelt erinnert sich, wie Ulysse und Jeannette sie an den Wochenenden zum Makrelenfischen, an den Strand, zu Picknicks oder Geburtstagen mitgenommen haben.

Ein Kind sitzt am Esstisch mit zwei grossen Flaschen Sodagetränken und Brotscheiben.
Eine Frau mit Lockenwicklern und ein Junge in einer sportlichen Jacke stehen zusammen im Freien vor Bäumen.
Drei Kinder spielen vor einem rustikalen Holzhaus in einem ländlichen Gebiet.

Melinda Blauvelt war die erste Frau, die in Yale Fotografie studierte; sie lernte bei Walker Evans, der für seine sozialdokumentarischen Porträts aus dem Süden der USA bekannt ist. Evans bezeichnete seinen Stil einst als «lyrische Dokumentation». Das passt auch zu Melinda Blauvelts Bildern aus Brantville, die auf eine unauffällige Weise poetisch wirken (und erst 2024 in einem Bildband erschienen sind).

Eine der Fotografien etwa zeigt Kinder, die selbstvergessen spielen, und im Hintergrund zwei Häuser, die ihrerseits als Protagonisten erscheinen: das eine wie mit einem schlecht sitzenden Nadelstreifenanzug kostümiert, das andere windschief und mit halb offenen Fensteraugen. Es ist ein Bild, das von einem harten Alltag erzählt – aber dies auf eine unglaublich sanfte Weise tut.

Melinda Blauvelt: Brantville. Stanley/Barker, London 2024. 104 Seiten, ca. 51 Fr.