Tattoo-Fotosammlung aus JapanAuch Frauen trugen Drachen und Dämonen auf der Haut
Akimitsu Takagi war nicht nur einer der bekanntesten Krimiautoren Japans. Er dokumentierte als Fotograf die japanische Tattoo-Szene der 50er- und 60er-Jahre.

Im Krimi «The Tattoo Murder» von 1948 stossen die Ermittler im Nachkriegsjapan auf grausam ermordete Menschen. Was den verstümmelten Körpern fehlt, ist ihre Haut. Und zwar jene Stellen, die tätowiert sind.
Autor des Buches ist der Japaner Akimitsu Takagi, und dass im Zentrum seines Romans die Kunst der Hautmalerei steht, ist kein Zufall. Takagi (1920-1995) war elektrisiert von Tätowierungen, seit er als Kind in einer öffentlichen Badeanstalt eine tätowierte Frau gesehen hatte.


Takagis Faszination lässt sich auch anhand seines fotografischen Werks nachvollziehen: In den 1950er- und 1960er-Jahren dokumentierte er die traditionellen Körpergemälde mit Drachen, Blumen, Dämonen oder Figuren aus dem Kabuki-Theater. Er zeigte die grossen Meister bei ihrer Arbeit – oder den Edo-Chōyūkai-Tattoo-Fanclub bei einem Treffen am Teich eines Parks in Tokio.



Tätowierungen haben in Japan eine lange Tradition. Eine besondere Blüte erlebte die Kunst des sogenannten Irezumi im 19. Jahrhundert, als Holzschnitzer begannen, ihre Sujets auch auf Haut zu klöpfeln – mittels eines mit Nadeln besetzten Bambusrohrs. Als Japan sich gegen Ende des Jahrhunderts gegenüber dem Westen öffnete, wurde das Tätowieren allerdings verboten, und zwar bis 1948.
Das ist der Grund, warum das Tätowieren zu Takagis Zeit noch immer im Ruch des Illegalen stand. Während der Prohibition waren Tattoos zudem zum Kennzeichen von Mitgliedern krimineller Vereinigungen geworden.


Dass diese Fotografien überhaupt an die Öffentlichkeit gelangten, ist Zufall. Als der französische Journalist Pascal Bagot aus Interesse an Takagis Roman 2016 dessen Tochter besuchte, zeigte sie ihm in der Bibliothek ihres Vaters neben Familienschnappschüssen auch die Irezumi-Fotografien. Daraus entstand das Buch «The Tattoo Writer», das eine hochinteressante Epoche dieser vergänglichen Kunst für die Nachwelt festhält.
Ausstellung «The Tattoo Writer»: Buchhandlung Never Stop Reading, Zürich, 5. bis 29. März
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