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Porträtfotografie mit Tieren
Der Gorilla, der wie ein Hollywood­star blickt

Porträt eines Gorillas mit ernster Miene und intensivem Blick vor einem grauen Hintergrund.
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Bevor Vincent Lagrange auf den Auslöser seiner Kamera drückt, jault er manchmal wie ein Hund. Denn der Fotograf, der in Antwerpen lebt und arbeitet, lichtet keine Menschen ab, sondern Tiere. Dabei kommuniziert er oft mit Geräuschen. Ausserdem verwendet er sanftes Licht und niemals einen Blitz. Und dann wartet er geduldig, bis das Tier von sich aus mitmacht, «schliesslich sind es keine Objekte», so Lagrange.

Im Bildband «Between Us» hat Lagrange seine Arbeiten der letzten zehn Jahre versammelt. Etwa das Walliser Schwarznasenschaf, das dasteht, als würde es gern zum Tanz aufgefordert werden. Den Gorilla, der so eindringlich in die Kamera blickt wie ein Hollywoodstar von einer Titelseite. Oder das Pinselohrschwein, das so schlau schaut, als könnte es einem den Satz von Pythagoras erklären. «Mein Ziel ist es, das emotionale Innenleben, ja die Seele dieser wundervollen Kreaturen zu erfassen und mit Bedeutung zu füllen», sagt der Fotograf.

Nahaufnahme einer Sphynx-Katze mit grünen Augen vor einem dunklen Hintergrund.
Schwarz-weisser Vari.
Nahaufnahme eines Sekretärvogels mit geöffnetem Schnabel, weissen Federn und langen schwarzen Federbüscheln am Kopf.
Nahaufnahme einer Schneeeule mit leuchtend gelben Augen, vor dunklem Hintergrund.

Und das gelingt ihm. Man begegnet hier nicht einfach Tieren, sondern Persönlichkeiten. Das hat sicher auch damit zu tun, dass er sie nicht in der Natur ablichtet. Für Tiere, die er nicht in sein eigenes Studio mitnehmen kann, baut er oft eigene Kulissen vor Ort mit bis zu 15 Meter langen Leinwänden und handgemalten Hintergründen.

Nashorn im Profil vor einem dunklen Hintergrund, beleuchtet, um seine rauen Hautstrukturen hervorzuheben.
Ein Walross sitzt vor einem dunklen Hintergrund, die Details seiner Haut und Schnurrhaare sind gut sichtbar.
Nahaufnahme eines Elefanten, das Auge und die rauhe Hautstruktur im Detail zeigend.

Doch zeigen uns diese Bilder wirklich den Charakter eines Tiers, oder projizieren wir nur unsere Emotionen in sie hinein? Lange wurde die Forschung über das tierische Gefühlsleben belächelt, heute deuten immer mehr Studien darauf hin, dass Tiere ein durchaus komplexes Innenleben besitzen. So konnten Forscher etwa Trostverhalten bei Raben beobachten oder die Fähigkeit von Pferden nachweisen, menschliche Gefühle zu erkennen. In diesem Sinn zeigt auch Lagrange mit seinem Bildband, dass wir mit den Tieren nicht nur unsere Welt teilen, sondern auch unsere Gefühle.

Buchcover mit einem Affenporträt auf schwarzem Hintergrund, Titel: ’BETWEEN US – ANIMAL PORTRAITS’ von Vincent Lagrange, Verlag teNeues.

Vincent Lagrange: Between Us. Animal Portraits. Verlag teNeues, 2024. 224 S., ca. 100 Fr.