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Fotografie: Prix Photoforum 2024
Vermüllt, vergiftet, verdunstet: Das langsame Sterben eines Sees

Die Flamingos sind aus Plastik: Die künstlichen Vögel erinnern an das Massensterben von 2020, als 6000 Exemplare, die am Kaspischen Meer haltmachten, vermutlich aufgrund von vergiftetem Futter verendeten.
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Als Kind verbrachte der Iraner Khashayar Javanmardi den Sommer jeweils am Kaspischen Meer. Es waren stille Tage unter der Sonne und im kühlen Wasser dieses Sees, der so gross ist, dass man ihn Meer nennt.

Diese Idylle existiert jedoch nur noch in der Erinnerung. Wenn Javanmardi heute an jene einst so zauberhaften Orte an der Südküste des Kaspischen Meers reist, dann sieht er Müll, Verschmutzung, die Narben eines allzu intensiv genutzten Gewässers. In seiner Fotorecherche «Caspian – A Southern Reflection» hat er diese Veränderungen dokumentiert. Die Arbeit wurde mit dem Prix Photoforum 2024 ausgezeichnet und ist derzeit in Biel zu sehen.

Das Wasser zieht sich immer stärker zurück, auch weil wegen der höheren Temperaturen grössere Mengen Wasser verdunsten.

Aufgrund des Klimawandels verdunstet am Kaspischen Meer jedes Jahr eine beträchtliche Menge Wasser, sodass es kontinuierlich schrumpft. Unter den Brücken, die einst über Zuflüsse führten, kommt eine wüstenartige Trümmerlandschaft zum Vorschein. Und die Infrastruktur hat sich breitgemacht: Schafe grasen neben mächtigen Autobahnpfeilern.

Einst führte der Viadukt über den Fluss Ghezel Ozen, der praktisch ausgetrocknet ist. Der faulige Geruch des Flussbetts ist kilometerweit zu riechen.
Schäfer Morteza sorgt sich um die Natur am Kaspischen Meer.

Bei aller Drastik haben Javanmardis Bilder etwas Dezentes. Einerseits durch die limitierte Farbpalette, die der 33-Jährige verwendet. Andererseits, weil der Autodidakt, der zunächst Architektur studiert hat, eine raffinierte Art des beiläufigen Zeigens pflegt.

Die künstlichen Flamingos aus Plastik, die neben einem gestrandeten Ausflugsboot zu grasen scheinen, verweisen auf das Massensterben einheimischer Arten. Die unfertigen Strandbauten deuten auf einen abgewürgten wirtschaftlichen Aufschwung hin, das Löschflugzeug auf die Brände, welche die austrocknende Gegend heimsuchen. Javanmardi, der heute in Lausanne lebt, rückt zudem die besorgte Bevölkerung ins Bild: Frauen etwa, die für Regen beten.

Javanmardi teilt ihre Sorge. Seine Arbeit sei aber, schreibt er im dazugehörigen Text, trotz allem ein Ausdruck von Liebe, «auch wenn sie, wie alle grossen Lieben, den Samen des unvermeidlichen Leids in sich trägt».

Photoforum Pasquart, Biel, bis 26. Januar 2025

Die Hafenmole in der Anzali-Lagune ist eine Fehlkonstruktion und verhindert die Wasserzirkulation, was zu Sedimentation führt.
Das Anzali-Feuchtgebiet stand 2021 tagelang in Brand. Vermutlich war es von Unbekannten angezündet worden, die sich des Landes um die Lagune bemächtigen wollten.
Im Dorf Ganjeh stehen Frauen vor einem heiligen Berg und beten für Regen.