Fotograf Dennis MorrisEr machte Bob Marley zur Ikone
Zu einer Zeit, als es kaum schwarze Fotografen gab, entdeckte Dennis Morris die Kamera. Der 1960 auf Jamaika geborene Brite verewigte damit Musiker wie den Reggaestar oder die Sex Pistols.

Nicht in jedem Fall ist das Schulschwänzen einer Karriere abträglich. Zum Beispiel im Fall von Dennis Morris im Jahr 1973. Als der Londoner Teenager eines Tages vernahm, dass Bob Marley und die Wailers am Abend ein Konzert geben würden, liess er den Unterricht sausen, wartete am Clubeingang und fragte den jamaikanischen Reggaestar, ob er ihn fotografieren dürfe. Nach dem Konzert lud Marley den Jungen ein, ihn auf seiner kommenden Tour zu begleiten.
Er fotografierte die Sex Pistols, Patti Smith, Oasis
Dass Marley zur Musik-Ikone wurde, hat auch mit den Bildern von Dennis Morris zu tun. Sie zeigen nicht nur den Charismatiker auf der Bühne, sondern auch die Privatperson dahinter: Marley, wie er entspannt vor der Kamera herumalbert, Pingpong spielt oder einen Joint raucht. Die Intimität dieser Fotografien zeugt von der engen Beziehung zwischen Musiker und Fotograf.

Diese Nähe herzustellen, gelang Morris auch später, als er zu einem der wichtigsten Musikfotografen Englands wurde. Die Sex Pistols, Patti Smith, Marianne Faithful, Oasis: Er hatte sie alle vor der Kamera.




Morris’ Portfolio umfasst aber nicht nur Stars, sondern erzählt auch vom multikulturellen England der 1970er-Jahre. Das zeigt die Ausstellung «Music + Life» in Paris, in der auch frühe dokumentarische Arbeiten zu sehen sind, als Morris die Black Community oder die Sikhs in London in den Fokus nahm.


Dabei war es alles andere als wahrscheinlich, dass Morris überhaupt zur Fotografie finden würde. Geboren in Jamaika, aufgewachsen im ärmlichen London der Nachkriegsjahre, machte Morris als 8-Jähriger einen Fotokurs im Kinderclub seines Kirchenchors. Schon der erste Moment in der Dunkelkammer faszinierte ihn dermassen, dass er fortan nie mehr ohne Kamera unterwegs war und sie sogar mit ins Bett nahm.
Er liess sich auch nicht von seinem Schulberater entmutigen, der ihm auf seinen Berufswunsch hin beschied: «Es gibt keinen schwarzen Fotografen.» Dennis Morris bewies das Gegenteil.
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