Nationalratswahlen 2023Die Zürcher EVP erhält Hilfe von Saïda Keller-Messahli
Die bekannte Islamismuskritikerin soll der christlichen Partei Stimmen für einen Sitzgewinn bringen. Die Quereinsteigerin und ihre Mitstreiter werden von EVP-Nationalrat Nik Gugger gecoacht.
Überraschend gab die Zürcher EVP ihren «natürlichen» Verbündeten einen Korb. Sie mochte nicht wie in früheren Wahljahren und wie in vielen anderen Kantonen mit der GLP und der Mitte eine Listenverbindung für die Nationalratswahlen eingehen. Und sie machte lange ein Geheimnis aus dem Grund für die Zurückweisung.
Jetzt ist klar: Die christliche Partei paktiert lieber mit einer Gruppierung, welche sich «Ethische Unternehmer:innen und Führungskräfte» nennt. Auf dieser 36er-Liste figurieren Personen aus der Wirtschaft wie René Mulder, CEO der Tech-Beratungsfirma Wipro, oder etwa der junge englisch-schweizerische Erfolgsautor Jyoti Guptara, der mit seinem Sachbuch «Business Storytelling from Hype to Hack» einen Bestseller landete.
Ethische Unternehmer
Die einzige breiter bekannte Persönlichkeit ist aber an der Listenspitze zu finden. Es ist die Publizistin und Islamismuskritikerin Saïda Keller-Messahli. Die 66-jährige Polit-Quereinsteigerin hatte sich zum Beispiel für das Verhüllungsverbot für muslimische Frauen starkgemacht.
Einer der Spindoktoren dieser Unternehmerliste und des Pakts mit der EVP ist Yves Zischek, der auf Listenplatz 2 steht. Er ist Geschäftsführer des Schweizer Ablegers des amerikanischen IT-Riesen Digital Realty, der in Glattbrugg drei Rechenzentren betreibt. «Diese Listenverbindung lag für uns nahe, da sich EVP-Nationalrat Nik Gugger selbst seit 20 Jahren als sozialer und ethischer Unternehmer engagiert», sagt Zischek.
«Wir sind eine echt starke Alternative zur FDP und zur GLP.»
Die EVP vertrete ähnliche Anliegen und Werte wie die Kandidierenden der Unternehmerliste, welche das Credo «Nachhaltiges Wirtschaften statt kurzfristige Gewinnmaximierung» hätten. Zudem hilft Gugger den Politneulingen mit «wertvollen strategischen Tipps und Tricks», wie Zischek sagt. Er träumt gar von einem Sitzgewinn seiner Liste und nennt die Hauptkonkurrentinnen: «Wir sind eine echt starke Alternative zur FDP und zur GLP.»
Unter dem Strich werden die ethischen Unternehmerinnen und Unternehmer mit dem Zugpferd Saïda Keller-Messahli aber eher der EVP helfen, einen zweiten Sitz zumindest ins Visier zu nehmen. Die EVP holte vor vier Jahren 3,3 Prozent der Stimmen. Für zwei Sitze braucht es gemäss Nationalratsproporz 5,4 Prozent Stimmenanteile. Die aussichtsreichsten EVP-Kandidierenden neben Nik Gugger sind die Sekundarlehrerin Christina Furrer und Kantonsrat Daniel Sommer.
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